Babišs große Verlosung

Foto: Monika Ginterová, ČT24
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Erstmals wurden die Preise in der tschechischen Kassenbon-Lotterie gezogen – das Interesse ist aber eher verhalten.

Foto: Monika Ginterová,  ČT24
Die Auslosung wurde nicht live übertragen, und der private Fernsehsender Prima zeigte später nur die Hauptgewinne. Wer dann auf der Webseite der Kassenbon-Lotterie mehr erfahren wollte, guckte ins Leere. Denn der Internetauftritt war lahmgelegt. Der erste Höhepunkt der Lotterie endet also leicht chaotisch. Alena Schillerová ist Staatssekretärin am Finanzministerium:

„Ich habe mich sofort mit der Betreiberfirma in Verbindung gesetzt. Sie hat den Vorfall analysiert: Es ist zu einem Hackerangriff gekommen. Wir haben dann ab 19.30 Uhr alle Gewinner auf den Webseiten des Ministeriums veröffentlicht.“

Die Verlosung selbst sei jedoch ohne Schwierigkeiten und korrekt verlaufen, betont Alena Schillerová. Hauptgewinn waren eine Million Kronen (fast 39.000 Euro). Doch nur 25 halbwegs große Preise wurden verlost, die 21.000 weiteren waren eher klein. Deswegen lag der Durchschnittsgewinn umgerechnet bei knapp über acht Euro.

Ivan Pilný und Alena Schillerová  (Foto: Archiv des tschechischen Finanzministeriums)
Dennoch haben einige Tschechen mit Begeisterung mitgespielt, wie zum Beispiel Miroslav Kadraba aus Prag:

„Einen Monat lang habe ich täglich ein bis zwei Kassenbons eingegeben, insgesamt also rund 50 Stück.“

Die Gesamtbeteiligung lag bei knapp einer halben Million registrierten Teilnehmern. Laut dem Finanzministerium haben sie rund 14 Millionen Kassenbons hochgeladen. Das ist wenig im Vergleich zur Slowakei, wo es bereits seit 2013 eine solche Lotterie gibt. Bei nur der Hälfte der Bevölkerung Tschechiens wurden dort zur ersten Auslosung insgesamt 13 Millionen Belege eingereicht. Trotzdem ist Alena Schillerová zufrieden:

„Das bedeutet, dass bei weniger als jedem 30. Einkauf dem Kunden nicht gleichgültig ist, ob er den Kassenbon auch bekommt. Das halte ich für einen großen Erfolg.“

Registrierkasse  (Foto: Ondřej Tomšů)
Die Idee der Kassenbon-Lotterie ist mit der Registrierkassenpflicht verbunden. Seit Dezember vergangenen Jahres müssen Händler, Gastronomen und weitere Dienstleister sich schrittweise elektronische Registrierkassen anschaffen. Diese sind online mit den Finanzbehörden verbunden, und jeder Umsatz wird so auch zentral registriert. Die Lotterie soll in den Vorstellungen des ehemaligen Finanzministers und Ano-Parteichefs Andrej Babiš dazu führen, dass die Kunden aktiv nach dem Beleg fragen. Auf diese Weise würde verhindert, dass die Händler und Dienstleister schwarz abrechneten, hieß es. Doch beim Verband für Handel und Fremdenverkehr ist man sich nicht so sicher ob dieser Wirkung.

Marta Nováková  (Foto: Jana Přinosilová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Jene Händler und Gastronomen, die eine elektronische Registrierkasse verwenden, geben die Belege auch aus. Aber von denjenigen ohne Registrierkassen haben wir keine Informationen, dass bei ihnen nun plötzlich Kassenbons verlangt würden.“, so die Verbandsvorsitzende Marta Nováková.

In der Slowakei ist übrigens mittlerweile das Interesse an der Kassenbon-Lotterie stark gesunken. Der scheidende tschechische Finanzminister Ivan Pilný (Partei Ano) möchte aber hierzulande noch mehr Menschen zum Mitmachen bringen. In diesen Tagen versprach er, dass die Registrierung zur Lotterie einfacher werden soll.