Bahnbrechende Erfindung in der Mikroskopie: Wissenschaftler Mojmír Petráň gestorben
In den 1960er Jahren stand der Mediziner an der Wiege einer bahnbrechenden Erfindung: Mojmír Petráň entwickelte zusammen mit seinem Kollegen Milan Hadravský das erste verkaufsfertige Konfokalmikroskop. Nun ist Petráň am Samstag im Alter von 99 Jahren gestorben.
Als sie ihr spezielles Lichtmikroskop mit Tandem-Scanning-Verfahren erfanden, waren beide Forscher an der Außenstelle der medizinischen Fakultät der Prager Karlsuniversität in Plzeň / Pilsen beschäftigt. Patentieren ließen sie es aber 1967 in den USA. Denn Petráň war einige Jahre zuvor zu Besuch an der Universität Yale gewesen. Zusammen mit amerikanischen Medizinern überlegte er, wie unfixierte, ungefärbte Nervenzellen beobachtet werden könnten. So kam er auf eine neue Art von Mikroskop, das ein Rasterbild erstellen kann.
Nachfolgend wurde die Erfindung zum Verkauf angeboten – und zwar sowohl in der Tschechoslowakei als auch in den USA. Allerdings beeinflusste der Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes am 21. August 1968 Petráňs weitere Karriere. Da er ein Anhänger der Reformbewegung des Prager Frühlings war, fiel der Wissenschaftler in Ungnade. Sein Mikroskop musste er letztlich im Eigenbau herstellen, und die kleine Firma JZD Komorno brachte nur einige wenige Exemplare auf den Markt. In den Vereinigten Staaten hingegen wurde dieses Mikroskop weiterentwickelt, sodass es letztlich auch zur Untersuchung des Auges von Patienten eingesetzt werden konnte.
Widerstandskämpfer im Zweiten Weltkrieg
Mojmír Petráň kam am 28. März 1923 in Prag auf die Welt. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er als Techniker in einer Fabrik. Aktiv beteiligte er sich am Widerstand gegen die Nationalsozialisten, indem er illegal Radios für den Empfang ausländischer Sendungen anfertigte. Zudem nahm er am Prager Aufstand im Mai 1945 teil.
Nach dem Krieg studierte er Medizin an der Prager Karlsuniversität. Danach war er am Institut für Physiologie der tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften beschäftigt. 1960 zog Petráň nach Pilsen und habilitierte dort im Fach medizinische Physik.
Nach seinem Aufenthalt in den USA von 1964 bis 1966 erhielt er in der Tschechoslowakei eine Berufung zum Professor. Doch er konnte die Stelle nicht antreten, weil er im Rahmen der sogenannten Normalisierung zum wissenschaftlichen Mitarbeiter degradiert wurde. Erst 1990, also nach der politischen Wende, wurde er zum ordentlichen Professor für Biophysik ernannt. 2005 erhielt Mojmír Petráň vom tschechischen Präsidenten Václav Klaus die staatliche Verdienstmedaille im Bereich Wissenschaft.