Barkmin: Emilia Marty ist eine große Herausforderung

Gun-Brit Barkmin in 'Die Sache Makropulos'(Foto: Hana Smejkalová)

Die Oper „Die Sache Makropulos“ hat Leoš Janáček auf Motive des gleichnamigen Stücks von Karel Čapek geschrieben. Čapek verarbeitet dort das Thema der Sehnsucht nach Unsterblichkeit. Das Nationaltheater Prag studiert in diesen Tagen in der Zusammenarbeit mit English National Opera eine Neuinszenierung der Sache Makropulos ein. Regie hat der amerikanische Regisseur Christopher Alden, die Hauptrolle übernahm die deutsche Sopranistin Gun-Brit Barkmin. Martina Schneibergová hat mit Barkmin, der Darstellerin von Emilia Marty, gesprochen:

Frau Barkmin, wie ist es, eine 16jährige, aber zugleich eine mehr als 300 Jahre alte Dame zu spielen, die ein buntes Leben hinter sich hat, das sie aber schließlich auch als langweilig empfunden hat?

„Es ist eigentlich nicht so schwer. Es ist so, dass wir uns alle oft als 16jährige fühlen. Das ist ganz leicht. Und sich wie 337jährige zu fühlen, ist manchmal auch nicht schwierig. Die Musik gibt einem sehr viel vor, die Musik sagt einem, was zu tun ist. Da bin ich gar nicht ängstlich, was das angeht. Janáček ist ein sehr guter Wegweiser.“

Sie haben schon zwei große Janáček-Rollen gesungen, die sich aber von Emilia Marty bedeutend unterscheiden. Wie sehen Sie diesen Unterschied?

„Ich habe Jenufa und Katja in ´Katja Kabanowa´ gesungen. Emilia Marty ist in der Musik viel moderner, würde ich sagen. Es ist ein heutiges und zeitloses Stück. Es ist auch gesangstechnisch eine ganz andere Sache, weil es keine Arie, keine lyrische Phrase gibt – bis auf den Schluss, der ein bisschen lyrischer wird. Aber sonst ist es ein reines Konversationsstück, und die Musik ist für Konversation, für Unterhaltung komponiert.“

Haben Sie vorher das Werk von Karel Čapek gekannt?

„Das Werk von Čapek habe ich nicht gekannt. Das kam erst mit der Oper. Ich habe vorher gewusst, dass es diese Oper gibt, aber habe mich damit nie befasst, bevor die Bitte an mich herangetragen wurde, mich damit zu befassen. Dann habe ich festgestellt, dass das ein phantastisches Stück ist. Ich liebe Janáček über alles und freue mich sehr, dass ich die Gelegenheit habe, dieses Stück zu singen und diese Rolle mir eigen machen zu können. Es ist eine große Herausforderung, die ich aber sehr gerne annehme.“

Spielt die tschechische Sprache eine große Rolle dabei – auch was die musikalische Seite anbelangt?

„Ja. In diesem Stück ist es existenziell. Ich denke mal, mein Tschechisch wird hoffentlich Gnade beim Publikum finden. Es ist nicht so einfach, weil man natürlich genau wissen muss, was man sagt, um den Ausdruck für die Worte zu finden. Die tschechische Sprache ist eine Herausforderung, aber ich hoffe, dass das Publikum zufrieden sein wird und dass es den Text verstehen wird, was bei Opern bisschen schwierig sein kann. Aber mein Ehrgeiz geht dahin, dass man die Worte und die Sätze versteht und dass die Leute wirklich auch etwas davon haben – nicht nur einen reinen Musikgenuss. Denn gerade in dieser Oper ist es wichtig.“

Die Premiere der Neuinszenierung der Sache Makropulos findet am 18. Dezember im Prager Nationaltheater statt.