Baumstriezel, Folklore und deutsche Touristen: Rundgang über den Ostermarkt in Prag
Die Osterfeiertage rücken immer näher, und der Frühling setzt ein. Traditionellerweise dürfen die Ostermärkte nicht fehlen. Ein Spaziergang über den Markt auf dem Altstädter Ring in Prag.
Ich folge dem Strom an Menschen von der Aposteluhr zu den kleinen Holzhütten. Kunstvoll bemalte Ostereier, bestickte Spitzentücher, Holzspielsachen und Schmuck liegen zum Verkauf aus. Kleine Birkenbäumchen – mit Schleifen und Ostereiern dekoriert – stehen verteilt um die Häuschen herum. Viele Touristen sind hier unterwegs, und ich treffe auf zwei gutgelaunte Studentinnen aus Dresden und München:
„Heute Morgen waren wir auch schon hier und haben einen Glühwein getrunken.“
Ein Frühstücksglühwein?
„Genau! Wir waren erst frühstücken, und dann gab es einen Frühstücksglühwein. Wir haben auch schon einen Baumstriezel gegessenen, und danach waren wir noch Bier trinken, aber auf der anderen Moldauseite.“
Es wird gebraten, gebacken und frittiert. An den etwa 20 Buden gibt es so mancherlei Köstlichkeit. Unter den klassischen Marktspeisen wie Lángos, Gegrilltem und Crêpes darf natürlich auch der Baumstriezel nicht fehlen. Auf einer Holzrolle aufgewickelt dreht sich der Teig über den Kohlen, während eine Duftwolke von Zimt und Zucker die Stände umgibt. Zwei Freiburger Seniorinnen halten diese goldbraunen Ringe, die zu einer Röhre verbacken sind, in den Händen und zupfen Teile davon ab.
„Das ist für mich eine Art Zuckerkuchen, Baumzuckerkuchen, der ganz köstlich schmeckt. Man kann ihn mit verschiedenen Süßigkeiten füllen wie Schokolade oder Mohn. Er ist auf alle Fälle köstlich!“
Und die zweite Dame fügt hinzu:
„Und ich muss sagen, diese Speisen gibt es bei uns nicht. Daher haben wir uns sofort auf sie gestürzt, weil das einfach toll ist!“
Von unserem Gelächter angezogen nähert sich ein Mann, der sich als Touristenführer entpuppt. Er erzählt mir, er stamme ursprünglich aus Korea und habe sich in Prag niedergelassen. Mit seinem Handy streamt er gerade in sein Heimatland, wo ihm mehrere Hundert Menschen zuschauen. Dennoch lässt er sich auf ein kleines Gespräch ein. Ich frage ihn, wie sich der Ostermarkt seit Corona entwickelt hat…
„Es sieht danach aus, als kämen die Besucher langsam in die Stadt zurück. Ich habe sogar schon einige koreanische Touristen hier gesehen. Besonders am Wochenende kommen immer mehr Menschen. Manchmal befrage ich die Ladenbesitzer auf dem Altstädter Ring, und sie sagen mir, dass sich die Besucherzahlen mittlerweile erholt haben. Es wird also wirklich alles wieder besser. Prag kommt zurück!“, so der Touristenführer.
Mir begegnen wieder die zwei Damen aus Freiburg. Und ich erkundige mich, wie ihnen der Ostermarkt gefällt?
„Einen ganz prima Eindruck macht er auf mich. Wunderschön. Die Atmosphäre, der blaue Himmel, heute ist es wärmer, wunderschön rundum – wie Prag.“
Voll Euphorie lobt die andere Seniorin:
„Und die Stimmung auf dem Markt. Schauen Sie sich die Blüten und rosaroten Bäumchen an, die überall hier stehen. An denen erfreuen wir uns auch. Ich muss sagen, der Markt ist schön, wirklich wunderschön“, sagt sie lachend.
Aus Richtung der Teyn-Kirche dringt Musik herüber. Dort steht ein großer Birkenbaum. Unter seinen Blättern ist eine kleine Holzbühne aufgebaut. Vier alte Männer sind über ihre Instrumente gebeugt. Mit Joppe, roten Kniestrümpfen und roten Halstüchern vermitteln sie einen folkloristischen Eindruck.
Der Ostermarkt auf dem Altstädter Ring läuft noch bis zum 24. April. Jeden Tag von 16 bis 19 Uhr treten Musiker auf der Bühne auf. Mehr Informationen zu den Märkten gibt es auch auf Englisch, und zwar unter https://www.trhypraha.cz/en/.
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