Ostern in Tschechien: Gottesdienste im Kleinen, Bewegungseinschränkungen und geschlossene Geschäfte

Foto: Václav Plecháček, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Zum zweiten Mal hintereinander erlebt Tschechien das Osterfest im Lockdown. Die Corona-Einschränkungen bleiben also in Kraft, mit einer Ausnahme: Gottesdienste im kleinen Rahmen sind zugelassen.

Foto: Václav Plecháček,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

Normalerweise kommen auch in Tschechien an Ostern die Familien zusammen. Dieses Jahr geht dies nur eingeschränkt. Weiterhin ist nämlich verboten, den jeweiligen Bezirk (okres – wie der deutsche Landkreis) zu verlassen, wenn man dafür nicht einen triftigen Grund hat. Besuche am anderen Ende der Republik fallen also flach. Auch die Osterumzüge mit den Weidenruten werden wohl eher nicht stattfinden.

Zudem besteht eine Ausgangssperre zwischen 21 Uhr abends und 5 Uhr früh. Doch von Gründonnerstag bis Ostersamstag gilt eine Ausnahme. Und zwar, falls man zu einer österlichen Abendmesse geht. Denn Gottesdienste sind an den Feiertagen unter Auflagen erlaubt. Das sei auch der größte Unterschied für die Kirchen gegenüber Ostern 2020, sagt Jiří Gračka. Er ist Sprecher des Erzbistums im mährischen Olomouc / Olmütz:

Foto: Michaela Danelová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

„Vor einem Jahr war die Teilnahme der Gläubigen an den Gottesdiensten komplett verboten. Jetzt sind zumindest zehn Prozent der gesamten Besucherkapazität in den Kirchen erlaubt. Bei uns in der Diözese gibt es nur wenige Pfarreien, die sich damit problemlos abfinden können, weil auch zu normalen Zeiten nicht mehr Menschen kommen. An den meisten Orten reichen diese zehn Prozent jedoch überhaupt nicht aus.“

Deswegen suchen die kirchlichen Gemeinden nach Alternativen. Einige bieten mehr Gottesdienste an, viele streamen die Messen online. Der Pfarrer Evžen Rakovský von der katholischen Gemeinde St. Georg in Plzeň / Pilsen hat aber noch eine weitere Lösung gefunden: Am Freitag und Samstag gibt es jeweils einen Gottesdienst auf der Wiese. Dazu habe man Stühle und Bänke aufgestellt, verriet Rakovský in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

Evžen Rakovský  (Foto: YouTube Kanal der Pfarrei Plzeň-Lobzy)

„Wir stützen uns auf das Versammlungsrecht. Da können sich auch unter den Corona-Bedingungen bis zu 100 Menschen im Freien treffen. Sie müssen in Sektoren zu jeweils 20 aufgeteilt sein, bei einem Mindestabstand von zwei Metern zwischen jedem Teilnehmer. Die Anmeldungen sind über die Website der Pfarrei möglich. Die zuständigen Behörden und die Polizei haben wir im Vorfeld über unsere Pläne informiert. Alles ist also abgesichert.“

Einzig das Wetter muss noch mitspielen. Beim Besuch von Gottesdiensten gilt im Übrigen natürlich auch die allgemeine Maskenpflicht.

Illustrationsfoto: Fanycrave,  Unsplash / CC0

Ein ewiger Streitpunkt in Tschechien ist die Frage, ob Geschäfte an Feiertagen geöffnet haben sollen. Vor einigen Jahren wurden erstmals Beschränkungen an den wichtigsten gesetzlichen Feiertagen eingeführt. Das heißt, Geschäfte ab 200 Quadratmetern Verkaufsfläche müssen dann geschlossen bleiben. Das gilt an Ostern eigentlich nur am Montag. Doch angesichts der Corona-Lage hat die Regierung nun angeordnet, dass am Karfreitag kein Laden aufmachen darf – außer jenen an den Tankstellen. Der Verband für Handel und Fremdenverkehr kritisiert dies als kontraproduktiv. Auf diese Weise seien die Geschäfte an den anderen Tagen überfüllt, und damit steige die Ansteckungsgefahr, hieß es. Industrie- und Handelsminister Karel Havlíček (parteilos) rief jedoch zu Besonnenheit auf.

„Kurz wurde darüber diskutiert. Aber auch wenn sich glücklicherweise die Lage hierzulande bessert, sind wir vorsichtig, weil wir einfach Angst haben“, so der Minister über den Beschluss der Regierung.

Die derzeitigen Corona-Maßnahmen in Tschechien bleiben in Gänze mindestens bis 12. April in Kraft. Dann läuft der Notstand aus, und noch ist nicht klar, wie es danach weitergeht.

Autoren: Till Janzer , Veronika Žeravová
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