Bausünden statt Lebensqualität - neuer Dokumentarfilm über die Prager Stadtentwicklung

Wem gehört die Hauptstadt? Welchen Wert hat der öffentliche Raum? Nach der Antwort auf diese und weitere Fragen sucht der Dokumentarfilm „Plan“ (der Plan) von Regisseur Benjamin Tuček. Seit Donnerstag läuft der Film in den tschechischen Kinos.

Benjamin Tuček  (Foto: Film Servis Festival Karlovy Vary)
Regisseur Benjamin Tuček hat fünf Jahre lang an dem Film gearbeitet. Gesprochen hat er dafür mit zahlreichen Menschen: mit Kommunalpolitikern, Bauunternehmern, Bürgeraktivisten sowie Architekten. Sie alle hatten etwas mit dem offiziellen Dokument zu tun, das als Bebauungsplan der Hauptstadt Prag bezeichnet wird. Im optimalen Fall soll er festlegen, wo Hochhäuser gebaut werden dürfen oder wo ein Park weiter bestehen muss und wohin eine neue Straße führen kann. Regisseur Benjamin Tuček:

„Ich habe Prag gern, lebe hier von Kindheit an. Ich fand es wichtig, mit den mir eigenen Ausdrucksmitteln etwas zum Thema Stadt zu sagen. Da ich kein Architekt, kein Bauunternehmer, kein Stadtplaner und kein Stadtratsmitglied, sondern ein Filmemacher bin, hielt ich es für angemessen, einen Film zu machen. 2009 habe ich angefangen, Material zu sammeln.“

Dokumentarfilm „Plan“  (Foto: Archiv Aerofilms)
Damals wurde vom Prager Magistrat ein Konzept für den Bebauungsplan erstellt, der einen älteren Plan aus dem Jahr 1999 ersetzen sollte. Der Regisseur:

„Mich hat fasziniert, wie viele Bemerkungen und Einwände von den Stadtbewohnern erhoben wurden. Es waren wirklich Tausende. Wenn sich so viele Menschen gegen ein Gesetz stellen, ist es ein Zeichen dafür, dass das Thema der Gesellschaft nicht gleichgültig ist. Das war der Impuls, warum ich mich entschieden habe, einen Film darüber zu machen.“

Dokumentarfilm „Plan“  (Foto: Archiv Aerofilms)
Der Film stellt sich nicht die Aufgabe über die damaligen Ereignisse zu berichten, denn die einzelnen Fälle, um die es darin geht, sind allgemein bekannt. Der Film hat vielmehr das Ziel, ein Bild eines Zeitabschnittes zu zeichnen und die Dinge zusammenzufassen. Aus den Gesprächen mit vielen Menschen, darunter einigen Bürgermeistern, aber auch protestierenden Rentnern vom Prager Stadtrand stellte der Regisseur einen spannenden, 90-minütigen Film zusammen.

„Es ist interessant, dass jede politische Garnitur, die nach den Wahlen an die Macht kommt, sich danach sehnt, ihre Spuren im Antlitz der Stadt zu hinterlassen. Der Film versucht gewissermaßen festzustellen, inwieweit das Antlitz der Stadt dies ertragen kann.“

Dokumentarfilm „Plan“  (Foto: Archiv Aerofilms)
Der Filmemacher sagt, man müsse sich darüber bewusst werden, wie sinnvoll es sei, selbst aktiv zu werden, eine breite Diskussion anzustoßen und vor allem zielgerichtet zu diskutieren.

„Wir sollten uns fragen, warum wir uns oft damit begnügen, dass wir in einer hässlichen Umwelt leben, warum wir gar nicht wissen wollen, wer dafür verantwortlich ist und wer sich letztendlich für eine Verbesserung dieses Zustands einsetzen könnte. Davon handelt der Film: dass wir uns bewusst werden, was wir für Prag tun können.“

Das Wort „Plan“ werde zur Metapher, sagt der Regisseur. Denn es gehe nicht nur um den Plan, meint er:

„Sondern es geht um die Fähigkeit, eine Vision zu haben, in welche Richtung sich die Stadt künftig entwickeln soll und welche Ziele sie erreichen kann. Als die Großstädte der Welt in punkto Lebensqualität verglichen wurden, belegte Prag vor ein paar Jahren den 96. und Wien den ersten Platz. Es wäre gut, wenn sich Prag mal Wien annähern würde. Denn die beiden Städte sind ähnlich groß und auch ähnlich schön.“