Beckenbauer lobt deutsche Stadien und Paroubek verspricht: Unterstütze Bau neuer Arena in Prag
Im nichtolympischen Radcross gehört die Tschechische Republik in den männlichen Kategorien seit Jahr und Tag zur Weltspitze. Deshalb schaut die hiesige Sportöffentlichkeit stets auf das Wochenende, wenn mit der Weltmeisterschaft der Jahreshöhepunkt in dieser Sportart ausgetragen wird.
Die Tops und Flops der tschechischen Sportwoche
Im nichtolympischen Radcross gehört die Tschechische Republik in den männlichen Kategorien seit Jahr und Tag zur Weltspitze. Deshalb schaut die hiesige Sportöffentlichkeit stets auf das Wochenende, wenn mit der Weltmeisterschaft der Jahreshöhepunkt in dieser Sportart ausgetragen wird. Am vergangenen Wochenende war es wieder soweit, die diesjährige WM fand im niederländischen Zeddam statt. Doch im Hauptwettbewerb, der Elite-Kategorie der Männer, konnten die tschechischen Rennfahrer diesmal nicht so recht überzeugen, denn mit Kamil Aushuber landete der Beste ihrer Starter lediglich auf Rang sechs. Dafür sprang tags zuvor ein anderer in die Bresche und holte Gold in der Kategorie Nachwuchs bis 23 Jahre: Zdenek Stybar. Dank eines tollen Schlussspurts verwies er seine Kontrahenten Boom aus Holland und Albert aus Belgien auf die Plätze und verteidigte damit seinen Vorjahrestitel erfolgreich. Seiner eigenen Schilderung nach hatte er dabei jedoch auch das Glück des Tüchtigen:"Als ich dann zusehen musste wie Albert sich auf und davon machte und einen Vorsprung von rund 20 Sekunden heraus fuhr, da dachte ich: Das Rennen ist gelaufen. Mein Glück war, dass er einen Fehler machte und stürzte, was Jedem passieren kann, aber niemandem zu wünschen ist. Danach begann alles von vorn und ich habe versucht, auf der Zielgeraden alles klar zu machen."
In der olympischen Sportart Tennis hingegen blicken die tschechischen Vertreter immer weiter in die Vergangenheit zurück, wenn sie über ihre Erfolge sprechen. Die Zeiten der Lendl, Smid, Mandlikova und Novotna sind längst vorbei und der heutige Nachwuchs ist noch nicht soweit. Obwohl, mit Tomas Berdych und Nicole Vaidisova, klopfen zumindest zwei große Hoffnungen schon kräftig an der Tür zur Weltelite. Bei den diesjährigen Australian Open allerdings war für alle tschechischen Tennisspielerinnen und -spieler in den Einzelkonkurrenzen schon frühzeitig Endstation. Nicole Vaidisova schaffte es wenigstens bis ins Achtelfinale, in dem sie dann jedoch der späteren Siegerin Amelie Mauresmo aus Frankreich recht deutlich in zwei Sätzen unterlag. Nach der Niederlage wollte die 16-Jährige dann auch nichts beschönigen:"Selbstverständlich muss man aktiv spielen und kann nicht nur darauf bedacht sein, keine Fehler zu machen. Aber ich habe unnötig hektisch gespielt, und so habe ich dann zu viele Fehler produziert, fand keinen Rhythmus und habe auch nicht so serviert, wie ich es eigentlich kann. Es ist einfach nicht gelaufen."
Über die tschechischen Tops und Flops der am 10. Februar beginnenden Olympischen Winterspiele in Turin können wir zum jetzigen Zeitpunkt natürlich noch keine Aussage treffen. Wohl aber darüber, dass die tschechische Vertretung bei dieser Olympiade einige ganz heiße Eisen im Feuer schmiedet, wenn es um die Medaillen geht. Neben Titelverteidiger Ales Valenta, der vor vier Jahren in Salt Lake City Gold in der skiakrobatischen Disziplin Freestyle gewann, schickt die Tschechische Republik nämlich auch wieder ihre bereits vierfache olympische Medaillengewinnerin im Skilanglauf, Katerina Neumannova, sowie den "Stolz der Nation", die vor acht Jahren in Nagano triumphierende Eishockey-Nationalmannschaft ins Rennen. Hinzu kommt jedoch noch ein Athlet, den vor zwei Jahren noch keiner auf der Rechnung hatte: Skispringer Jakub Janda, der frischgebackene Co-Sieger der Internationalen Vierschanzentournee und derzeit Führende im Weltcup. In dieser faszinierenden Sportart hat Tschechien mit Jiri Raska, der 1968 in Grenoble gewann, trotz sehr guter Traditionen erst einen Olympiasieger hervorgebracht. Wie Raska, Jiri Parma, Jaroslav Sakala und andere ehemalige Topspringer kommt auch Jakub Janda aus dem kleinen Gebirgsort Frenstat pod Radhostem in den Mährisch-Schlesischen Beskiden. Warum das so ist, das wollten wir von Jiri Raska höchstpersönlich wissen:
"Nun, wir haben dort eine gute Tradition. In den zurückliegenden mehr als 20 Jahren ist in Frenstat eine ganze Reihe von hervorragenden Skispringern herangewachsen, da hierfür gute Voraussetzungen geschaffen wurden, unter anderem durch eine systematische Nachwuchsarbeit. Und nun hat diese Arbeit wieder Früchte getragen, denn der Effekt ist letztlich der, den wir jetzt haben."
Die SPORT- Reportage
Die Olympischen Winterspiele in Turin stehen zwar unmittelbar vor der Tür, doch zu Beginn dieser Woche wurden die tschechischen Topstars des Winterssports zumindest für einige Stunden in den Hintergrund gedrängt. Denn in der alten Residenzstadt Prag wurde der rote Teppich ausgerollt für einen "Kaiser", oder besser gesagt für eine Sport-Ikone der Moderne, der man ob seines Charmes, seiner Ausstrahlung und nicht zuletzt seiner in den sechziger und siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zelebrierten Fußballkunst diesen "Titel" einfach zugesprochen hat: Franz Beckenbauer. Dem begnadeten Techniker und besten Fußball-Libero seiner Zeit, der sowohl 1974 als Spieler als auch 1990 als Trainer die begehrte FIFA-Worldcup-Trophäe gewann, hat es Deutschland in erster Linie zu verdanken, dass man jetzt nach 1974 zum zweiten Male Gastgeber sein darf für das die Welt am meisten umspannende und vereinigende Sportevent: die Fußball-Weltmeisterschaft. In seiner heutigen Funktion als Chef es WM-Organisationskomitees bereist "Kaiser Franz" derzeit die Länder der europäischen Endrundenteilnehmer, um sie auf seiner Welcome-Tour für das am 9. Juni in München beginnende Sport-Topereignis des Jahres willkommen zu heißen. Am Montag und Dienstag machte er dabei in Prag Station. Und mit den tschechischen Fußballern der 70er Jahre, insbesondere jenen der bei der EM 1976 siegreichen Auswahl der damaligen Tschechoslowakei, durfte er wieder einmal in Erinnerungen schwelgen. Auf das Belgrader Finale von vor 40 Jahren angesprochen, reagierte Beckenbauer in seiner gewohnt freundlichen und humorvollen Art:"Ja, es ist richtig, das war mein 100. Länderspiel für die deutsche Nationalmannschaft. Es ist aber oft so, dass die Jubiläen meistens verloren werden. Und mir schwante schon nichts Gutes, als dieses Spiel dann noch unentschieden ausging, die Verlängerung daran nichts änderte und es schließlich zum Elfmeterschießen kam. Meine Hoffnung war, dass irgendeiner von den Tschechen den Elfmeter am Tor vorbei schießt, denn Sepp Maier hat in seiner 40-jährigen Profilaufbahn nicht einen einzigen Elfmeter gehalten! Und den Ball vom Uli Hoeness, der - sagen wir mal - den Elfmeter nicht ganz gefühlvoll geschossen hat, den suchen sie in Belgrad immer noch."Der als Fußballfan bekannte tschechische Premier Jiri Paroubek ließ es sich bei der deutschen WM-Präsentation im Prager Rudolfinum nicht nehmen, die seiner Meinung nach aus tschechischer Sicht wichtigsten und schönsten Duelle mit den deutschen Kickern hervorzuheben:
"Ich erinnere mich auch daran, wie wir Deutschland 1976 bezwungen haben und Europameister geworden sind, und letztlich erinnere ich mich daran - und das lasse ich mir besonders auf der Zunge zergehen - wie wir Deutschland bei der Europameisterschaft vor zwei Jahren mit einer B-Mannschaft geschlagen haben."Kein noch so schöner Sieg ist allerdings nicht ebenso vergänglich wie der Schnee von gestern. Deshalb freuen sich die Fußballfans in beiden Ländern ganz sicher schon heute darauf, dass das Los ihre beiden Teams in der Qualifikation zur EM-Endrunde 2008 nach längerer Zeit wieder einmal zusammengeführt hat. In Tschechien allerdings werden diese Partie vermutlich in Prag nur knapp 20.000 Zuschauer live verfolgen können, da man hierzulande derzeit über keine größeren Stadien verfügt. Daher wich Tschechiens fußballbegeisterter Premier auch auf die Frage von Radio Prag nach dem Bau einer endlich größeren Arena nicht aus und verkündete im Beisein Beckenbauers:
"Ich habe auch Herrn Beckenbauer darüber informiert. Selbstverständlich werde ich einen solchen Bau unterstützen und habe dies auch im Wahlprogramm der Sozialdemokraten verankern lassen. Wir werden dabei nahezu das gleiche Modell wählen wie es in Vorbereitung der WM im Eishockey gewählt wurde, die 2004 in Prag stattfand. Das heißt nichts anderes, dass vom Staat eine Subvention zur Schaffung der notwendigen Infrastruktur beigesteuert wird, die ich in einem Umfang von einer Milliarde Kronen ansiedeln würde. Auf dieser Basis sollte dann eine Mehrzweckarena errichtet werden, also nicht nur für den Fußball, sondern unstrittig auch für andere Sport- und Kulturveranstaltungen."