Bedeutender Neuzugang: Nationalgalerie erwirbt Barockkollektion

Pieter Harmanszoon Verelst „Die Kartenspielern“

Es ist der bedeutendste Ankauf von alter Kunst seit 20 Jahren: Die Prager Nationalgalerie hat eine Kollektion von Barockgemälden erworben. Die neun Werke alter Meister stammen aus der Sammlung von Anton Isidor Fürst von Lobkowitz. Er hat die Sammlung in den Jahren 1800 bis 1817 angelegt. Umgerechnet rund eine Million Euro hat die Nationalgalerie für die Gemälde gezahlt. Am Montag präsentierte das Museum seine Neuerwerbung der Öffentlichkeit. Daniel Kortschak hat darüber das folgende Studiogespräch mit Maria Hammerich-Maier geführt:

Anton Isidor Fürst von Lobkowitz  (Foto: ČTK)
Maria, um was für Gemälde handelt es sich?

In der Kollektion sind europäische und tschechische Maler des Barock vertreten. Bei den einheimischen Werken sticht das Selbstporträt von Petr Brandl hervor. Es ist das früheste und berühmteste Selbstporträt dieses bedeutendsten Meisters des tschechischen Hochbarock. Von Karel Škréta, einem weiteren tschechischen Barockmaler, hat die Nationalgalerie zwei Gemälde angekauft. Das eine davon „Der Heilige Martin teilt seinen Mantel mit einem Bettler“ ist geradezu eine Ikone der tschechischen Barockmalerei. Des Weiteren enthält die Kollektion holländische und venezianische Maler. Das älteste ist die „Madonna mit Schwertlilie“, es ist im Stil Albrecht Dürers gehalten und wird mit der Prager Hofkunst der Zeit Rudolf II. in Verbindung gebracht. Gemalt worden ist die Madonna von einem unbekannten Nachfolger Albrecht Dürers.

Pieter Harmanszoon Verelst „Die Kartenspielern“
Was haben die Gemälde gekostet und wie hat die Nationalgalerie die Neuerwerbung finanziert?

Die Kollektion kostete 27 Millionen Kronen, also rund eine Million Euro. Der Marktpreis für so genannte „alte Kunst“ ist im Unterschied zur Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts recht stabil und derzeit nicht hoch. Der Wert der angekauften Gemälde bemisst sich jedoch nicht allein nach dem Marktpreis, sondern ergibt sich aus dem Kontext, in dem die Werke stehen. Die Kollektion ist für die Nationalgalerie unersetzlich. Eigentlich handelt es sich um einen Rückkauf, denn die Gemälde waren 1989 den ursprünglichen Besitzern restituiert worden. Der Kauf ist zur Gänze aus staatlichen Mitteln finanziert worden. Das Kulturministerium hat einen Zuschuss von 13 Millionen Kronen geleistet, die restlichen 14 Millionen Kronen hat das Finanzministerium beigesteuert.

„Die Holländische Flusslandschaft“
Und wo werden die Neuerwerbungen zu sehen sein?

Die tschechischen Gemälde werden in der Sammlung tschechischer Barockmalerei im Schwarzenbergpalais ausgestellt, die europäischen Meister sind im Sternbergpalais auf der gegenüberliegenden Seite des Hradčanské náměstí, also am Platz vor der Prager Burg, zu besichtigen.