Bedřich Smetana: Lerchengesang
Der Lerchengesang von Bedřich Smetana ( Skřivánčí píseň) versteckt sich in der Oper „Hubička“, auf Deutsch „Der Kuss“. Diese Oper ist das erste Werk, das der Komponist nach seiner Ertaubung geschrieben hat – und zwar von Februar bis Juli 1876, also in nicht einmal einem halben Jahr.
Den Gesang der Lerchen können Menschen mit ihrem weniger perfekten Stimmorgan schwerlich nachahmen. Singvögel singen schnell und unglaublich hoch. Dem kommen Koloratur-Sopranistinnen noch am nächsten.
Koloratur bedeutet, dass die Stimmen auch im hohen Register eine besondere Beweglichkeit aufweisen. Genau das konnte zum Beispiel die berühmte Susanna Rigacci. Die italienischstämmige Schwedin sang in den besten Opernhäusern wie etwa der Mailänder Scala oder La Fenice in Venedig. Unvergesslich als tschechische Interpretin ist in diesem Bereich auch Jana Jonášová, die beim Nationaltheater in Prag als Königin der Koloratur galt. Das Lied des Dorfmädchens Barče aus dem zweiten Bild im zweiten Akt der Oper „Der Kuss“ ist eine der wichtigsten Koloratur-Arien der tschechischen Klassik.
Erfolgreiche Premiere
Die Premiere des „Kusses“ hatte im Gegensatz zu weiteren Opern des Komponisten großen Erfolg. Das liegt vor allem an den bekannten Liedern der Hauptdarstellerin Vendulka, aber auch am Lerchengesang der Barče.
Bei der Oper hat Smetana erstmals ein Libretto von Eliška Krásnohorská genutzt. Der Komponist wählte die junge, aber damals schon ziemlich populäre Schriftstellerin aus, weil sie schon der Oper „Lejla“ von Karel Bendl mit einem Libretto zum Erfolg verholfen hatte. Heute scheinen ihre Texte sehr anachronistisch, worunter auch die Rezeption der entsprechenden Opern leidet. Smetana hat aber die Libretti zu seinen Opern häufig umgearbeitet. Damit erreichte er eine höhere Dramatik in der Handlung. Und das hat sich zum Beispiel bei der „Verkauften Braut“ ausgezahlt, aber genauso beim „Kuss“.
Das Geschehen der Oper, hat Smetana an den Fuß des Ještěd / Jeschken gelegt, also des Berges oberhalb von Liberec / Reichenberg. Konkret spielt sich die Handlung in Kryštofovo údolí / Christofsgrund ab. Die Gegend ist romantisch-schön. Eliška Krásnohorská verfasste ihr Libretto nach der Erzählung von Karolina Světlá, die eben gerade „Der Kuss“ heißt. Barče hat dort nur eine Nebenrolle. Sie arbeitet als Magd am Hof des Bauern Paloucký, dessen Tochter eben die erwähnte Vendulka ist.
Gerade Barče wird Zeugin, wie die Brautwerbung am Hof danebengeht. Denn Vendulka weigert sich den jungen, frisch verwitweten Lukáš zu küssen, ihre frühere Jugendliebe – und zwar aus Respekt vor dessen verstorbener Frau. Sie sagt ihm, dass dies erst nach der Hochzeit möglich sei. Lukáš aber betrinkt sich mächtig und erniedrigt Vendulka dadurch, dass er bei einem lustigen Lied eine der Dorfschönheiten küsst. Später bereut Lukáš seine Tat aber sehr. Er will sich bei Vendulka entschuldigen. Die Magd Barče erfährt davon und läuft zu Vendulka in den Wald, wo diese sich bei ihrer alten Tante versteckt hält. Es ist ein wunderschöner Morgen, und die Lerchen singen. Barče kommt auf den Anger und sucht Vendulka. Dann ist erneut die Lerche zu hören, und deswegen gibt es in der Oper diesen Gesang, der nichts mit der Handlung zu tun hat. Es ist einfach nur ein schönes Lied.
Der Zyklus „Hits der klassischen Musik“ beruht auf einem Projekt von Lukáš Hurník und Bohuslav Vítek zu den „Hits des Jahrtausends“, das der Kultursender Tschechischer Rundfunk – Vltava ausgestrahlt hat.
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Hits der klassischen Musik
In einer mehrteiligen Serie stellen wir die bekanntesten Hits der tschechischen Klassik vor.