Belagerung von Olmütz – wie vor 250 Jahren Habsburg gerettet wurde

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Die mittelmährische Stadt Olmütz war vor 250 Jahren eine Festung. Im Siebenjährigen Krieg wollten die Preußen sie erstürmen, um dann freien Weg zur Eroberung von Wien zu haben. Doch am Ende siegten die Österreicher. Mit einem erfolgreichen Manöver durchbrachen sie die mehrere Wochen dauernde Belagerung der Stadt. Zum 250. Jubiläum dieses historisch wichtigen Momentes fand bei Olmütz eine Rekonstruktion der Schlacht statt. Aus dem Schlachtfeld berichtet Luděk Kudláček über den entscheidenden Kampf und die beteiligten Historienverbände bei der Erinnerung an das Ereignis. Sie hören eine neue Ausgabe unserer Sendereihe „Kapitel aus der tschechischen Geschichte“.

Olmütz,  1758
Der Dritte Schlesische Krieg, genannt der Siebenjährige Krieg, war im Jahr 1756 ausgebrochen. Auf der einen Seite standen Preußen und Großbritannien und auf der anderen Seite Österreich, Frankreich und Russland. Im Mai 1758 rückte das Hauptheer von Preußenkönig Friedrich II. bis zur schlesischen Stadt Troppau vor. Auch für die hoch befestigte Stadt Olomouc / Olmütz wurde nun die Lage immer bedrohlicher. Am 20. Mai hatten die preußischen Truppen die Festung eingekesselt.

Jiří Sisák  (Foto: Autor)
„Vor 250 Jahren wurde die Stadt Olmütz von den Truppen Friedrichs II. belagert. Die Stadt liegt direkt auf dem Weg von Schlesien nach Wien. Hätten die Preußen Olmütz eingenommen, wäre der preußische König bereits deutlich näher an Wien gewesen. Sein erstes Ziel war aber, Böhmen dem preußischen Königreich anzuschließen“, beschreibt Jiří Sisák, Oberst des historischen österreichischen Infanterie-Regiments, das an der Rekonstruktion der Schlacht teilgenommen hat, die damalige Lage und fährt fort:

Gideon Ernst Freiherr von Laudon  (Foto: Autor)
„Die Belagerung von Olmütz dauerte mehrere Wochen lang und war anstrengend sowohl für Preußen, als auch für die Bürger von Olmütz. Auf der preußischen Seite wurden nicht nur das Schießpulver knapp, sondern auch die Soldaten. Deshalb wurde eine neue Versorgungskolonne aus Schlesien zur Unterstützung der Belagerungstruppen vor Olmütz in Bewegung gesetzt. Diese Kolonne bestand aus 4000 Fuhrwerken, die zusammen eine Länge von 40 Kilometern bildeten. Auf dem Weg nach Olmütz wurde die Versorgungskolonne von österreichischen Truppen unter der Leitung von Generalmajor Gideon Ernst Freiherr von Laudon angegriffen. Der erste Angriff wurde abgewehrt, weil über 18.000 preußische Soldaten die Kolonne beschützten. Zwei Tage später verwirklichte Generalmajor von Laudon jedoch ein erfolgreiches Manöver, und seine Truppen zerstörten fast alle Fuhrwerke der Versorgungskolonne und nahmen viele preußische Soldaten gefangen. Die Truppen des Preußenkönigs Friedrich II. mussten wegen Mangel an Schießpulver und Soldaten letztlich die Belagerung aufgeben, und Olmütz konnte so gerettet werden“, so Jíři Sisák.

Schottisches Militär  (Foto: Autor)
Als Erinnerung an das 250. Jubiläum dieser militärischen Auseinandersetzung fand im Juni eine Rekonstruktion der entscheidenden Schlacht statt. Das Schlachtfeld befand sich in einem Fort im Dorf Křelov am Rande der Stadt Olmütz.

Mehrere Hundert Zuschauer verfolgten die Rekonstruktion. In der Luft der beißende Rauch aus den Kanonen und Flinten, auf der einen Seite die österreichischen Truppen mit Generalmajor von Laudon, auf der anderen die preußischen Einheiten zusammen mit der schottischem Militär, gekleidet im traditionellen Kilt und mit Dudelsäcken.

Oberst Jiří Sisák stellt die Leute vor, die in seiner Gruppe bei der Rekonstruktion der Schlacht die österreichischen Soldaten spielen:

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„Die Gruppe gibt es bereits 30 Jahre und hat rund 40 Mitglieder. Sie besteht hauptsächlich aus Männern – von Jung bis Alt. Es gibt auch ein paar Frauen unter ihnen – entweder als Hilfskräfte oder manche sogar in Uniformen als Schützen. Neue Interessenten kommen meist aus dem Kreis der Zuschauer bei den Aktionen. Am Anfang hilft jeder neue Interessent für ein Jahr in Zivil direkt im Regiment aus. In dieser Zeit lernt er kennen, was das Regimentsleben bedeutet, und wie schwierig es ist, rund 35 Wochenenden im Jahr in unbequemen Uniformen an der Rekonstruktion von Schlachten zu verbringen. Wenn der Interessent auch nach einem Jahr noch mitmachen will, kauft er sich eine eigene Uniform und eigene Ausrüstung, und kann auf diese Weise Mitglied werden.“

Die Gruppe der begeisterten tschechischen Kostümträger arbeitet mit Gleichgesinnten aus ganz Europa zusammen. Dazu hat Sisák zusammen mit Freunden aus Deutschland eine Dach-Organisation gegründet.

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„Es ist eine europäische Interessengemeinschaft für das 18. Jahrhundert, die sich Dreispitz nennt. Wir knüpfen alle Kontakte über die Internetseite www.der-dreispitz.de, an der sich 84 Gruppen aus ganz Europa beteiligen – insgesamt sind dies rund 5000 Menschen in Uniformen oder in damaliger Hofkleidung“, erläutert Sisák.

„Dreispitz“ ist ein Männerhut mit hochgebogener, an drei Stellen befestigter Krempe, der im späten 17. Jahrhundert entstand.

Die Zuschauer hatten im Übrigen ihren Spaß an der Rekonstruktion der historischen Schlacht. Das traf auch auf die jüngeren zu, wie dieser Junge mir gegenüber bestätigte:

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„Mir hat das alles sehr gefallen. Die historischen Waffen, Uniformen – einfach alles. Zwar waren die Schüsse ziemlich laut, aber das ließ sich aushalten.“

Gideon Ernst Freiherr von Laudon – der Generalmajor der österreichischen Truppen, erteilte mir nach dem Ende der Schlacht das Sonderrecht, ein kleines Interview mit ihm zu führen. Von Laudon antwortete auf die Fragen, welche Beute seine Truppen beim preußischen Feind gemacht haben, und ob er dadurch eine Beförderung in seiner Militärkarriere von Kaiserin Maria-Theresia erwarte.

„König Friedrich II. ist nichts geblieben. Wir haben alles beschlagnahmt– Schießpulver, Kanonenkugeln, Bekleidung, Geld und sogar Schlachtvieh. Deshalb musste Friedrich die Belagerung von Olmütz aufgeben. Er ist danach mit seinen Truppen zurück nach Preußen abmarschiert. Und meine Beförderung? Derzeit weiß ich darüber noch gar nichts. Vielleicht erhalte ich Ende des Jahres das Großkreuz des Maria-Theresia-Ordens. Damit würde ich dann zum Feldmarschallleutnant ernannt.“

Aus der Geschichte wissen wir, dass Gideon Ernst Freiherr von Laudon diese Beförderung wirklich bekam und noch eine lange Militärkarriere hatte. Erst 32 Jahre nach der Schlacht starb er als Generalissimus. Sein Name ist aber bis heute im Volksmund durch ein Lied erhalten geblieben.