Belagerung von Olmütz – wie vor 250 Jahren Habsburg gerettet wurde
Die mittelmährische Stadt Olmütz war vor 250 Jahren eine Festung. Im Siebenjährigen Krieg wollten die Preußen sie erstürmen, um dann freien Weg zur Eroberung von Wien zu haben. Doch am Ende siegten die Österreicher. Mit einem erfolgreichen Manöver durchbrachen sie die mehrere Wochen dauernde Belagerung der Stadt. Zum 250. Jubiläum dieses historisch wichtigen Momentes fand bei Olmütz eine Rekonstruktion der Schlacht statt. Aus dem Schlachtfeld berichtet Luděk Kudláček über den entscheidenden Kampf und die beteiligten Historienverbände bei der Erinnerung an das Ereignis. Sie hören eine neue Ausgabe unserer Sendereihe „Kapitel aus der tschechischen Geschichte“.
Mehrere Hundert Zuschauer verfolgten die Rekonstruktion. In der Luft der beißende Rauch aus den Kanonen und Flinten, auf der einen Seite die österreichischen Truppen mit Generalmajor von Laudon, auf der anderen die preußischen Einheiten zusammen mit der schottischem Militär, gekleidet im traditionellen Kilt und mit Dudelsäcken.
Oberst Jiří Sisák stellt die Leute vor, die in seiner Gruppe bei der Rekonstruktion der Schlacht die österreichischen Soldaten spielen:
„Die Gruppe gibt es bereits 30 Jahre und hat rund 40 Mitglieder. Sie besteht hauptsächlich aus Männern – von Jung bis Alt. Es gibt auch ein paar Frauen unter ihnen – entweder als Hilfskräfte oder manche sogar in Uniformen als Schützen. Neue Interessenten kommen meist aus dem Kreis der Zuschauer bei den Aktionen. Am Anfang hilft jeder neue Interessent für ein Jahr in Zivil direkt im Regiment aus. In dieser Zeit lernt er kennen, was das Regimentsleben bedeutet, und wie schwierig es ist, rund 35 Wochenenden im Jahr in unbequemen Uniformen an der Rekonstruktion von Schlachten zu verbringen. Wenn der Interessent auch nach einem Jahr noch mitmachen will, kauft er sich eine eigene Uniform und eigene Ausrüstung, und kann auf diese Weise Mitglied werden.“Die Gruppe der begeisterten tschechischen Kostümträger arbeitet mit Gleichgesinnten aus ganz Europa zusammen. Dazu hat Sisák zusammen mit Freunden aus Deutschland eine Dach-Organisation gegründet.
„Es ist eine europäische Interessengemeinschaft für das 18. Jahrhundert, die sich Dreispitz nennt. Wir knüpfen alle Kontakte über die Internetseite www.der-dreispitz.de, an der sich 84 Gruppen aus ganz Europa beteiligen – insgesamt sind dies rund 5000 Menschen in Uniformen oder in damaliger Hofkleidung“, erläutert Sisák.„Dreispitz“ ist ein Männerhut mit hochgebogener, an drei Stellen befestigter Krempe, der im späten 17. Jahrhundert entstand.
Die Zuschauer hatten im Übrigen ihren Spaß an der Rekonstruktion der historischen Schlacht. Das traf auch auf die jüngeren zu, wie dieser Junge mir gegenüber bestätigte:
„Mir hat das alles sehr gefallen. Die historischen Waffen, Uniformen – einfach alles. Zwar waren die Schüsse ziemlich laut, aber das ließ sich aushalten.“Gideon Ernst Freiherr von Laudon – der Generalmajor der österreichischen Truppen, erteilte mir nach dem Ende der Schlacht das Sonderrecht, ein kleines Interview mit ihm zu führen. Von Laudon antwortete auf die Fragen, welche Beute seine Truppen beim preußischen Feind gemacht haben, und ob er dadurch eine Beförderung in seiner Militärkarriere von Kaiserin Maria-Theresia erwarte.
„König Friedrich II. ist nichts geblieben. Wir haben alles beschlagnahmt– Schießpulver, Kanonenkugeln, Bekleidung, Geld und sogar Schlachtvieh. Deshalb musste Friedrich die Belagerung von Olmütz aufgeben. Er ist danach mit seinen Truppen zurück nach Preußen abmarschiert. Und meine Beförderung? Derzeit weiß ich darüber noch gar nichts. Vielleicht erhalte ich Ende des Jahres das Großkreuz des Maria-Theresia-Ordens. Damit würde ich dann zum Feldmarschallleutnant ernannt.“
Aus der Geschichte wissen wir, dass Gideon Ernst Freiherr von Laudon diese Beförderung wirklich bekam und noch eine lange Militärkarriere hatte. Erst 32 Jahre nach der Schlacht starb er als Generalissimus. Sein Name ist aber bis heute im Volksmund durch ein Lied erhalten geblieben.