Beneš: Bewahren Sie feste Nerven

Edvard Beneš
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Präsident Eduard Beneš hält eine Ansprache an die deutschen Bürger der Tschechoslowakei. Er spricht vom Augenblicke internationaler Schwierigkeiten. Es ist der 10. September 1938. In 20 Tagen wird das Münchener Abkommen unterschrieben und die Sudetengebiete an Deutschland abgetreten. Davon hat Beneš noch keine Ahnung.

„Teure Mitbürger, ich spreche zu Ihnen in einem Augenblick internationaler Schwierigkeiten, welche die größten seit dem Weltkrieg sind und nicht nur die europäischen Staaten, sondern auch bedeutende Länder in anderen Weltteilen ergriffen haben.“

Präsident Eduard Beneš hält eine Ansprache an die deutschen Bürger der Tschechoslowakei. Er spricht vom Augenblicke internationaler Schwierigkeiten. Es ist der 10. September 1938. In 20 Tagen wird das Münchener Abkommen unterschrieben und die Sudetengebiete an Deutschland abgetreten. Davon hat Beneš noch keine Ahnung.

„Und ich spreche zu ihnen allen: Zu den Tschechoslowaken, zu den Deutschen und zu den übrigen Nationalitäten und unter ihnen wiederum zu allen Parteien, zu allen Gruppen und zu allen Lagern. Wir hatten und wir haben ein einziges Problem, welches ein schwieriges Problem ist und auf unserem Gebiete durch alle Jahrhunderte hindurch war. Ein Problem, das ständig neue Formen seiner Lesung erfordert: Das Nationalitätenproblem.

Aber auch diese wie andere Fragen bemühten wir uns auf unsere Weise im Wege der Entwicklung zu lösen. Ich konstatiere jedoch objektiv die Tatsache, dass uns heute der rasche Ablauf der europäischen und der Weltereignisse, von welchen wir uns nicht isolieren können, zu einem schnelleren Tempo auf diesem Wege zwingt. Ich wende mich mit meinem Aufruf an alle Tschechoslowaken, an alle Deutschen bei uns und an alle übrigen Einwohner dieser Republik ohne Unterschied der Nationalität. Mein Ruf geht nicht an die Politiker und politischen Parteien. Bei diesen ist mir das eine Selbstverständlichkeit. Er geht jedoch an die einzelnen Bürger, er geht an die gesamte Bevölkerung.

Edvard Beneš
Niemals zuvor war die Verantwortung jedes einzelnen von uns größer als jetzt. Seien Sie ruhig, seien Sie besonnen, bewahren Sie feste Nerven. Gehen Sie ruhig Ihrer täglichen Arbeit nach. Das vor allem braucht jetzt Ihr Vaterland und Ihre Heimat. Je weniger Sie von den Gepflogenheiten Ihres täglichen Lebens abweichen, desto größer wird der Beitrag sein, den Sie für die Erhaltung des Friedens leisten. Zeigen Sie der Welt, dass weder der eine noch der andere von uns die Verantwortung auf sich nehmen will, die heutige europäische Spannung mit gesteigert zu haben.

Ich habe im Leben nie Furcht gehabt. Ich war stets Optimist und mein Optimismus ist heute stärker denn je. Ich habe einen unerschütterlichen Glauben an unseren Staat, an seine Gesund, seine Kraft, seine Widerstandsfähigkeit, an seine Armee und an den unbeugsamen Geist und an die Ergebenheit seiner gesamten Bevölkerung. Und ich weiß, dass unser Staat aus den heutigen Schwierigkeiten siegreich hervorgehen wird. Ich grüße Sie und danke Ihnen!“