Berlin übernimmt Düsseldorf: Community-Building und Paradiessuche im Tschechischen Zentrum
Das tschechische Zentrum Berlin hat im Februar 2013 auch die Verwaltung der Niederlassung in Düsseldorf übernommen. Die Leiterin des Berliner Zentrums, Monika Štěpánová, spricht im Interview mit Radio Prag über die zukünftige organisatorische wie inhaltliche Ausrichtung des Zentrums in der Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfahlen.
„Es war eigentlich eine logische Entscheidung. Das tschechische Zentrum Düsseldorf ist nur eine sehr kleine Einrichtung. Es ist das Pilotprojekt eines tschechischen Hauses, in dem es ein Konsulat, Vertretungen von CzechTrade und CzechInvest sowie eben ein Tschechisches Zentrum gibt. Also kein klassisches Zentrum, sondern Teil eines komplexeren Gebildes. Da wir in Berlin recht gut besetzt sind und das Berliner Zentrum eine sehr stabile, traditionelle und sehr große Einrichtung ist, war die Entscheidung nur logisch, Düsseldorf uns unterzuordnen. Die Kollegin aus München hat Düsseldorf vorher sehr intensiv und gut geführt, allerdings hatte sie ein Personalproblem. In München sind sie nur zu zweit und in Düsseldorf arbeitet nur eine Person, daher war meine Kollegin natürlich sehr ausgelastet. In Berlin haben wir das jetzt auf mehrere Personen verteilt, je nach Ausrichtungen und Arbeitsbereichen, und versuchen nun, die Agenda in Düsseldorf mitzudenken. Dadurch hoffe ich, dass sich die Verwaltung einfacher gestalten wird.“
Wie sieht es inhaltlich aus, welche Pläne und Vorstellungen haben Sie für Düsseldorf? Gibt es da Unterschiede zum Berliner Publikum?„Ich muss sagen, ich habe das Düsseldorfer Zentrum Ende Januar übernommen, daher ist das alles zwei Monate später noch sehr neu für mich. Die Bedingungen für die Arbeit der beiden Zentren in Berlin und Düsseldorf sind aber sehr unterschiedlich. In Berlin haben wir eigene Räumlichkeiten und ein schönes Team und arbeiten hier mit einer Galerie und mit dem Berliner Publikum. In Düsseldorf unterstützen wir vor allem Projekte. Das heißt, Veranstalter, die gerne einen tschechischen Künstler bei ihrem Event hätten, wenden sich an uns. Oder tschechische Gruppen sowie Künstler, die von einem Festival in Nordrhein-Westfalen eingeladen wurden, sprechen uns wegen Unterstützung an. Ich würde daher sagen, dass wir in Berlin eine eigene Produktion und Konzeption haben, während wir in Düsseldorf, einfach aus organisatorischen Gründen, eine unterstützende Funktion für Drittorganisationen leisten. Natürlich machen wir auch eigene Veranstaltungen, die sind aber nicht in der Mehrheit.“
Gibt es denn eigentlich eine lebendige „tschechische Szene“ in Düsseldorf?„Bisher habe ich noch nicht den Eindruck, bin aber auch noch nicht so lange dabei. Wir versuchen jetzt mit unseren Veranstaltungen und unserer Facebook-Seite eine Community zu schaffen, beziehungsweise jene Menschen, die sich für die tschechische Kultur interessieren, ein wenig um uns zu versammeln. Dazu dienen auch die neuen Hinweise auf Veranstaltungstipps. Das sind Hinweise auf tschechische Veranstaltungen, die wir nicht selber organisieren, aber die wir bei den Leuten, die sich für Tschechien interessieren, verbreiten wollen, sozusagen ausschließlich über einen Anbieter. Diese Woche beginnen auch die Einschreibungen für die neuen Tschechischkurse, die wir jetzt in Düsseldorf angeboten haben. Ich hoffe sehr, dass wir mindestens zwei Kurse zustande bringen. Das ist natürlich auch ein gutes Mittel, um eine Gruppe von Interessenten des tschechischen Zentrums beziehungsweise der tschechischen Kultur zusammenzubringen.“
Die ersten Veranstaltungen unter ihrer Ägide haben ja bereits stattgefunden, was genau wurde geboten?„Das waren zwar Veranstaltungen, die schon in die Zeit meiner Leitung fielen, die sind aber schon viel früher vorbereitet und geplant worden. Verantwortlich dafür war also zum Großteil noch meine Vorgängerin. Das waren einerseits der Aufenthalt des Künstlers Petr Lysáček und seine Ausstellung in Düsseldorf sowie ein Vortrag des Politologen und Historikers Miroslav Kunštát. Derzeit läuft die Ausstellung „Die Wesen“ von Ivana Šrámková in der Galerie Hittfeld bei Hamburg. Frau Stolting, die diese Galerie führt, ist seit langem eine Botschafterin der tschechischen Kultur in Hamburg und Umgebung, und wir unterstützen sie gerne. Sonst sind wir Moment in der Planungsphase für die Veranstaltungen im Mai und Juni.“
Was steht konkret in den nächsten Wochen auf dem Programm?„Wir planen für die „Nacht der Literatur“, die ja auch in Prag stattfinden wird, eine Lesung mit Rena Dumont in Dortmund. Sie wird dort aus ihrem neuen Buch „Paradiessucher“ vortragen. Daneben werden wir einige Tanz- und Theatervorführungen bei den Ruhr-Festspielen unterstützen, zum Beispiel Lenka Wagnerová und Company. Allerdings sind wir da gerade in der Vorbereitungsphase und solange definitiv noch nichts feststeht, kann ich zum Programm im Mai und Juni noch keine konkreten Angaben machen.“