Künstlergespräch, Autorenlesung, Weihnachtstraditionen: tschechische Kultur ist an mehreren Stellen Düsseldorfs präsent
Ein Künstlergespräch, eine Autorenlesung sowie ein Vortrag über Weihnachtstraditionen in der Tschechoslowakei im Laufe des 20. Jahrhunderts stehen Anfang Dezember auf dem Programm des Tschechischen Zentrums in Düsseldorf. Aber nicht nur direkt in Düsseldorf, sondern auch in Bonn und in Koblenz wird tschechische Kultur geboten.
„Das ist eine schwere Frage, weil, wie Sie sagen, für jeden etwas da ist. Ich freue mich sehr auf die einzelnen Programmpunkte. Vielleicht würde ich diesmal jedem, der sich für die Kunst interessiert, empfehlen, dass er auf unsere Webseiten schaut und sich etwas aussucht. Im Bereich der bildenden Kunst haben wir ein Künstlergespräch mit der jungen Künstlerin Eva Koťátková in Düsseldorf vorbereitet. Das Gespräch führt Karel Císař, ein Prager Kunsthistoriker, der auch international tätig ist. Das Gespräch findet im Rahmen eines gemeinsamen Ausstellungsprojekts ´Expanded Territory´ in der Galerie Kai 10 in Düsseldorf statt. Das wird sicherlich eine sehr interessante Sache, bei der man auch einiges über die zeitgenössische tschechische Kunst erfahren kann.“
Diese junge tschechische Künstlerin wird in der Galerie sprechen, man kann dort aber auch ihre Werke sehen. Mit welchen Werken stellt sich Eva Koťátková vor?„Man kann tatsächlich ihre Werke sehen. Es handelt sich um eine Gruppenausstellung von insgesamt vier Künstlern: von der polnischen Künstlerin Agnieszka Brzeżańska, Giulio Frigo aus Italien und Aïda Ruilova aus den USA. Eva Koťátková hat speziell für diese Ausstellung einige Installationen entwickelt, die an den Rahmen, an das Konzept der Ausstellung angepasst sind.“
Über diese Werke und über ihr Schaffen erzählt sie also im Rahmen des Künstlergesprächs. Auch ein weiterer tschechischer Gast in Düsseldorf ist eine Frau, und zwar die Schriftstellerin Markéta Pilátová…
„Markéta Pilátová wird aus ihrem Buch ´Žluté oči vedou domů´, auf Deutsch ´Wir müssen uns irgendwie ähnlich sein´ vorlesen, und zwar in der Düsseldorfer Buchhandlung BiBaBuZe. Das Buch ist in Tschechien bereits 2007 erschienen, die deutsche Übersetzung erschien vor einem Jahr. Bevor ich näher auf den Roman eingehe, möchte ich sagen, dass Düsseldorf die letzte Station ihrer Tournee durch Tschechische Zentren ist. Vorher liest sie in Belgien und in den Niederlanden. Ich freue mich sehr, dass es uns gelungen ist, sie an so vielen Orten Europas in einer Woche vorzustellen.“Bedeutet dies, dass ihr Roman in mehrere Sprachen übersetzt wurde?
„Genau, so ist es. Und soweit ich weiß, wird auch ihr zweiter Roman gerade ins Deutsche übertragen.“
Wovon erzählt ihr Roman ´Žluté oči vedou domů´?„Markéta Pilátová lebte einige Jahre in Südamerika, sie ist Hispanistin, hat dort aber Tschechisch für Emigranten unterrichtet. Ihre Erfahrungen aus Südamerika spiegeln sich in ihrem Roman wider. Der Roman handelt von vier Heldinnen, vier Frauen. Zwei von ihnen leben in Argentinien, haben aber tschechische Wurzeln. Die jüngste Frau begibt sich auf die Suche nach ihren Wurzeln und zieht nach Tschechien. Es ist ein Roman über das Leben zwischen zwei Heimaten, zwischen zwei verschiedenen Orten, ein Roman über die Vergangenheit, die sich plötzlich aufdeckt (die plötzlich ans Licht kommt). Es ist zum Teil auch ein Kriminalroman mit einer kleinen Spionagegeschichte. Also sehr interessant und im Thema auch sehr aktuell.“
Wir können noch ergänzen, dass diese beiden Veranstaltungen Anfang Dezember stattfinden, das Künstlergespräch mit Eva Koťátková am 1. 12. und die Lesung…„Die Lesung ist am 2. 12. Aber wir haben noch eine weitere Veranstaltung, am 7. Dezember, die schon näher an Weihnachten liegt.“
Es handelt sich um einen Vortragsabend. Worüber soll dort geredet werden?
„Den Vortrag hält der Prager Historiker Petr Koura. Der Ausgangspunkt ist sein Buch ´České Vánoce – Tschechische Weihnachten´, das er und seine Frau letztes Jahr in Tschechien veröffentlicht haben. Sie widmen sich in dem Buch den unterschiedlichsten Formen des Feierns, des Weihnachtsfestes seit 1918, seit der Gründung der Ersten Tschechoslowakischen Republik. Sie haben viele Archive besucht, Zeitschriften und Zeitungen durchgeblättert. Das Buch hat auch einen schönen Bildteil. Petr Koura wird darüber sprechen, wie Weihnachten in unterschiedlichen Zeiten gefeiert wurde, in Abhängigkeit von der politischen Situation, aber auch zum Beispiel, wie man in KZs oder in den Gefängnissen in den 1950er Jahren gefeiert hat. Er macht auch einige überraschende Entdeckungen, wie man während des 20. Jahrhunderts an bestimmte Traditionen angeknüpft hat. Begleitet wird der Vortrag von vielen Bildern, Fotografien und auch Karikaturen.
Findet der Vortrag direkt im Tschechischen Zentrum statt?„Der Vortrag findet im Gerhard-Hauptmann-Haus in der Bismarckstraße unweit des Hauptbahnhofs statt. Es wird nämlich in Zusammenarbeit mit der Stiftung Gerhard-Hauptmann-Haus organisiert.“
Hinzuzufügen ist noch, dass der Historiker Petr Koura deutsch sprechen wird. Zum Schluss möchten wir noch andere Städte Deutschlands erwähnen. Tschechische Kultur wird nicht nur in Düsseldorf, sondern auch anderswo geboten…
„Genauso wie andere Tschechische Zentren, sind wir nicht nur an dem Ort tätig, wo das Zentrum angesiedelt ist. So zeigen wir am 2. 12. in Bonn, in Zusammenarbeit mit der Brotfabrik eine Tanztheater-Aufführung der tschechischen Gruppe VerTeDance, die „Emigranten“ heißt und auch ein sehr aktuelles Thema bearbeitet, nämlich die Flucht, die Emigration aus einer Kinderperspektive. Diese Theatergruppe gehört meiner Meinung nach zu dem besten, was man in Tschechien zurzeit sehen kann. Die zweite Veranstaltung, die nicht in Düsseldorf stattfindet, ist eine Ausstellung in der Bibliothek in Koblenz. Es handelt sich um die Ausstellung ´Jüdische Literatur in den böhmischen Ländern´, die die wichtigsten Autoren der jüdischen Literatur präsentiert, die auf dem Gebiet Böhmens und Mährens seit dem 13. Jahrhundert gelebt haben.“Also, wer sich für die tschechische Kultur interessiert, der ist nach Düsseldorf, aber auch nach Bonn und Koblenz herzlich eingeladen.„An diese Einladung möchte ich mich anschließen. Es würde mich sehr freuen, wenn ich dort den einen oder anderen Hörer von Radio Prag treffe.“