Düsseldorf im Mai: Schriftsteller Ivan Klíma und Trickfilme der Zwischenkriegszeit
Am 8. Mai zeigt das Tschechische Zentrum Düsseldorf in Kooperation mit dem Filmmuseum Düsseldorf die erste Vorführungsreihe aus einem von drei Blöcken tschechischer Filme des Projekts „Czech In - 3x Tschechischer Film“. Der erste Block widmet sich Trickfilmen. Mehr dazu, aber auch zur Lesung des tschechischen Schriftstellers Ivan Klíma in Köln und Düsseldorf erfahren im Interview mit der Leiterin des Tschechischen Zentrums Düsseldorf, Zuzana Jürgens.
„Es handelt sich um eine dreiteilige Retrospektive, die einen Überblick über das tschechische Kino seit Anfang der dreißiger Jahre geben soll. Das ist sehr großzügig gedacht, daher freue ich mich sehr, dass wir mit dem Filmmuseum in Düsseldorf bei der Vorbereitung zusammenarbeiten konnten. Am 8. Mai geht es mit dem ersten Teil los, bei dem tschechische Animationsfilme für Erwachsene zu sehen sind.“
Dieser erste Block gilt also den Kurzfilmen der 1930er Jahre. Warum wurde ausgerechnet diese Zeitspanne ausgewählt? Gibt es besondere gemeinsame Motive oder Merkmale? Ist dieser Bereich von besonderer Bedeutung?
„Die Filmreihe beginnt in den 30er Jahren und zieht sich dann bis in die heutige Zeit. Dabei werden auch abendfüllende Filme gezeigt. Dass wir in den 30er Jahren und mit Animationsfilmen anfangen, hat zwei Gründe: Der eine ist, dass der tschechische Zeichentrickfilm eine wirklich sehr lange Geschichte hat – die ersten Versuche gab es schon in den 20er Jahren und es gab kurze Passagen in Werbefilmen. In den 30er Jahren entstanden dann die ersten kurzen Zeichentrickfilme. Diese Entwicklung hat von Tschechien aus auch in anderen Ländern gewirkt und auch die Schöpfer selbst waren sehr einflussreich, nicht nur was die Entwicklung des Zeichentrickfilms in Tschechien betrifft. Der andere Grund ist, dass Jiří Trnka in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiert. Jiří Trnka ist neben Karel Zeman der Vater des tschechischen Zeichen- und Puppentrickfilms und daher ist die Reihe auch ihm gewidmet. In der Laufzeit findet dann ein ganzer Abend mit seinen Filmen statt.“Sie erwähnten den Namen Jiří Trnka: Welche sind die weiteren Vertreter der Zwischenkriegszeit und der Zeichentrickfilme aus dieser Zeit?
„Von denen, die in der Retrospektive aufgenommen sind, ist es Hermína Týrlová, die ihren Schwerpunkt vor allem im Kinderfilmbereiche hatte. Aber gerade der „Aufstand der Spielzeuge“ – ´Vzpoura hraček´ ist ein Film, der sehr an die Kriegszeit erinnert und von dieser inspiriert ist und somit eher für das erwachsene Publikum gedacht ist. Es ist auch ein Film von Zdeněk Miler dabei: ´Vom Millionär, der die Sonne klaute´. Zdeněk Miler wurde später vor allem als Schöpfer des ´kleinen Maulwurfes´ bekannt. In seinen Anfängen hat er sich auch gesellschaftlichen und politischen Themen gewidmet.“
Gibt es unter den Filmen in Düsseldorf einen, den Sie besonders interessant finden oder einen, den Sie besonders empfehlen möchten?„Für mich besonders interessant ist ein Abend mit Filmen von Jan Švankmajer, mit ´Der letzte Trick der Herren Schwarzwald und Edgar´ oder ´Möglichkeiten des Dialogs´ und ´Lektion Faust´. Jan Švankmajer ist in Deutschland ja auch sehr gut bekannt. Andererseits ist für mich auch der Abend mit Filmen von Jiří Bárta, der zu den wichtigsten Persönlichkeiten des Puppentrickfilms der 80er Jahre gehört, besonders.“
Wo sollte man wann und wo in Düsseldorf sein, wenn man sich die Filme ansehen möchte?„Die ganze Retrospektive findet im Filmmuseum in Düsseldorf statt. Wir beginnen am 8. Mai und die Reihe läuft dann bis zum 31.Mai, jeder Abend hat dann auch eine Wiederholung. Parallel zur ersten Reihe wird parallel im Filmmuseum eine Ausstellung zu Jiří Trnka gezeigt, die bis Mitte Juni läuft.“
Bei den Filmen im Mai handelt es sich um den ersten Block einer Retrospektive, die weitergehen möchte. Welchen Themen ist die Filmschau noch gewidmet?
„Im Oktober 2012 werden wir uns dann den 60er Jahren widmen – der tschechischen ´Neuen Welle´. Es sind 11 Abende insgesamt, bei denen die wichtigsten Regisseure der Zeit vertreten sind, auch welche, die nicht direkt zu der „Neuen Filmwelle“ gehören, aber in dieser Zeit ihre Hauptwerke geschaffen haben. Bei diesen Regisseuren handelt es sich zum Beispiel um František Vláčil mit ´Marketa Lazarova´ oder Evald Schorm mit seinem Film ´Der siebte Tag, die achte Nacht´. Im Mittelpunkt stehen aber all die berühmten Regisseure und Namen, wie Miloš Forman, Jiří Menzel oder Věra Chytilová. Bei der Gelegenheit werden wir auch eine Ausstellung zeigen, die den tschechischen Filmplakaten der 60er Jahre gewidmet ist.“Neben den Veranstaltungen der Retrospektive wird im Mai in Düsseldorf auch ein Gast aus Prag, der tschechische Schriftsteller Ivan Klíma, erwartet. Er wird dort aus seinem Roman „Stunde der Stille“ lesen. Dabei handelt es sich um sein Romandebüt, das erst jetzt - 50 Jahre nach seiner Entstehung- ins Deutsche übersetzt wurde. Wie ist Ivan Klímas Stellung auf dem deutschen literarischen Markt und wie beliebt ist er bei seinen Lesern?“’Stunde der Stille’ ist sein Debütroman und gleichzeitig auch sein letzter Roman, der ins Deutsche übersetzt wurde. Ansonsten sind alle seine Werke auf Deutsch verfügbar und so würde ich sagen, dass Ivan Klíma sicher auch zu den berühmten tschechischen Schriftstellern in Deutschland gehört. Soweit ich weiß, ist es eine lange Zeit her, dass er sich zu einer Lesereise nach Deutschland aufgemacht hat.“
Wird er aus seinem Roman denn auf Tschechisch lesen oder aus der Übersetzung?
„Wie immer bei unseren Lesungen vom Tschechischen Zentrum wird in beiden Sprachen gelesen. Natürlich lassen wir den Autor in seiner Muttersprache lesen und dann wird aber auch in der vollen Länge aus der deutschen Übersetzung gelesen. Uns ist es wirklich ein Anliegen, dass auch das Publikum weiß, worum es geht. Gleichzeitig ist es keine Literatur, die in Deutsch geschrieben worden ist und deswegen möchten wir, dass auch alle wissen, wie es im Original klingt.“
Ivan Klíma hat sein Buch auch auf der Buchmesse in Leipzig vorgestellt. Gibt es bereits Reaktionen zu dieser neuesten Ausgabe?
„Ich war selber bei einer der Lesungen und es ist sehr gut und mit viel Publikum gelaufen. Ich habe jetzt angefangen mich auf die Lesung vorzubereiten und den Roman nach vielen Jahren selber wieder gelesen. Ich habe festgestellt, dass das Buch über die Jahre nichts verloren hat. Selbst Herr Klíma hat in Leipzig gesagt, dass er überrascht war, wie gut das Buch ist, als er sich jetzt wegen der Übersetzung noch einmal damit auseinandersetzen musste.“
Und wann und wo wird aus diesem Buch gelesen?
„Es gibt in Nordrhein-Westfalen zwei Lesungen: Einmal am 30. Mai in Köln im Lew Kopelew Forum und gleich am nächsten Tag, dem 31. Mai wird eine Lesung in der Buchhandlung BiBaBuZe stattfinden.“
Dort kann man sich Ivan Klíma persönlich anhören mit einem Ausschnitt aus seinem Roman. Weitere Informationen zu den gezeigten Filmen und den Lesungen finden Sie auf der Webseite des Tschechischen Zentrums Düsseldorf unter http://duesseldorf.czechcentres.cz