Beseitigung der Hochwasserschäden tritt in eine neue Phase

Station Florenc überschwemmt (Foto: Dopravni podnik hl. m. Prahy)

Rund zweieinhalb Monate sind inzwischen seit der Hochwasserkatastrophe vergangen, die Mitte August weite Teile des böhmischen Landesteils der Tschechischen Republik heimgesucht hatte. Auch wenn vieler Orten so etwas wie Normalität wieder eingezogen ist, manche der verheerenden Zerstörungen beeinträchtigen das alltägliche Leben nach wie vor in beträchtlichem Ausmaß. Hören Sie dazu einen Bericht von Lothar Martin.

Station Florenc überschwemmt  (Foto: Dopravni podnik hl. m. Prahy)
Gleich 25 Stationen der Prager Metro sind im August den Wassermassen der Moldau zum Opfer gefallen, wurden überschwemmt und zum Teil erheblich zerstört. Insbesondere die in der Innenstadt gelegenen Stationen können seitdem nicht mehr bedient werden bzw. sind wie die drei Stationen der Trasse C -Muzeum, Hlavní nádrazí (Hauptbahnhof) und Florenc - erst wieder seit kurzem befahr- und begehbar. Das hat zur Folge, dass der Prager Nahverkehr nunmehr hauptsächlich mit Bussen und Straßenbahnen bewältigt werden muss, was insbesondere im Berufsverkehr zur tagtäglich unangenehmen Situation von hoffnungslos überfüllten Transportmitteln führt. Schritt für Schritt soll daher die Prager Metro, die ansonsten 40 Prozent des hauptstädtischen Transportaufkommens bewältigt, wieder ihre ursprüngliche Funktionalität zurückerhalten. Dazu seien allerdings, neuesten Schadenserhebungen zufolge, insgesamt sechs Milliarden Kronen (ca. 200 Millionen Euro) erforderlich, um die entsprechenden Schäden zu beseitigen. Hierbei müssten vor allem, so der Generaldirektor der Prager Verkehrsbetrieb Milan Houfek, sämtliche elektrischen Einrichtungen und Kabel erneuert werden. Auch die Reparatur der beschädigten Rolltreppen sei eine komplizierte Aufgabe, ergänzte Houfek.

Der tschechische Staat ist sich dieser enormen Reparaturleistungen durchaus bewusst, könne aber nur drei Milliarden Kronen zur Beseitigung der Hochwasserschäden bereitstellen, erklärte Verkehrsminister Milan Simonovský am Mittwoch in Prag anlässlich einer Inspektion der zerstörten Metrostation Nádrazí Holesovice. Simonovský äußerte jedoch auch:

"Selbstverständlich erwarten wir zudem, dass auch über das Kapitel des Ministeriums für Verkehr und Fernmeldewesen wie jedes Jahr ein gewisser Betrag für die Entwicklung der Metro einschließlich des Ausbaues der Trasse C entfallen wird. Das heißt, nicht nur die Beseitigung der Hochwasserschäden, sondern auch die Fortsetzung des Ausbaues des Metronetzes ist für die Hauptstadt unabdingbar."

Häuser für die Hochwasseropfern in der Gemeinde Zalezlice bei Melnik  (Foto: CTK)
Unabdingbare Arbeiten zur Überwindung des Hochwassertraumas und zur Wiederherstellung einer gewissen Alltagsnormalität mussten und müssen weiterhin auch in anderen von der Flut betroffenen Regionen Böhmens vollzogen werden. Dazu ist die Dauer des in mehreren Gebieten ausgerufenen Notstands mehrfach verlängert worden. Der Notstand-Status erlaubte es den örtlichen Behörden, aufgrund erhöhter Kompetenzen bestimmte Aufbau- und Schutzmaßnahmen besser durchzusetzen. Dazu gehörte zum Beispiel die Koordinierung der Tätigkeit und Zusammenarbeit von Freiwilligen mit der Feuerwehr und Armee. Dieser Notstand wird jedoch in vielen Ortschaften und Gemeinden, darunter 17 im Gebiet von Melník, nicht über den 31. Oktober hinaus fortgesetzt.