Bilanz 2003: Tschechische Armee musste bei den Reformplänen abspecken
Der erste Monat des neuen Jahres ist noch nicht ganz vorüber, und daher ziehen in Tschechien viele Institutionen, Unternehmen und Organisationen immer noch Bilanz über das abgelaufene Jahr 2003. Das ist auch bei der Tschechischen Armee der Fall. Zu welcher Einschätzung man dabei in den Reihen der Uniformierten gekommen ist, dazu Näheres von Lothar Martin.
"Es war erforderlich, die Reform in einschneidender Weise bezüglich einer Kostenreduzierung zu überarbeiten. Parallel dazu musste der Prozess der vollständigen Professionalisierung der Streitkräfte in Gang gesetzt werden und es galt, die historisch größten Veränderungen in der Befehlsführung und bei der Stationierung in den Kasernen vorzunehmen. Es musste eine ganze Reihe von sehr markanten Modernisierungsprojekten in Angriff genommen werden und bei all unseren Auslandsmissionen mussten wir auch weiterhin erfolgreich unseren Mann stehen. Es war also ein überaus schwieriges Jahr, aber: Die Armee ist nun einen Schritt weiter. Und möglicherweise ist sie jetzt stärker als jemals zuvor."
Wie ernst es Verteidigungsminister Kostelka und die führenden Befehlshaber der tschechischen Streitkräfte mit der Armeereform inzwischen meinen, belegt auch ein jüngster Vorfall aus den Reihen der tschechischen KFOR-Mission. Bei einer Sicherheitsüberprüfung wurde nämlich festgestellt, dass der Befehlshaber des 4. tschechisch-slowakischen KFOR-Bataillons, Oberstleutnant Zdenek Havala, in seinen Unterlagen einen sieben Jahre zurückliegenden Diebstahl, der als Straftat geahndet wurde, nicht angegeben und somit verheimlicht hatte. Havala wurde daher umgehend aus dem Kosovo abberufen und nach Olomouc/Olmütz versetzt. Nach drei Monaten werde dann entschieden, ob er die Armee definitiv verlassen müsse oder nicht, hieß es. Havala hat gegen die Abkommandierung Beschwerde eingelegt und ist der Meinung, dass Generalstabschef Pavel Stefka bei seiner Entscheidungsfindung befangen gewesen sei. Daher will er diese Entscheidung auch nicht akzeptieren:
"Mit dieser Entscheidung bin ich absolut nicht einverstanden. Falls es erforderlich sein sollte, bin ich entschlossen, mein Recht auch bei internationalen Gerichten einzufordern."