Bilanz: Neue StVO in Tschechien zeigte Wirkung, aber noch keine Nachhaltigkeit
Seit rund einem Jahr gilt in Tschechien eine neue Straßenverkehrsordnung, deren Bestandteil das in westeuropäischen Ländern hinlänglich bekannte Strafpunktsystem ist. Nach zwölf Monaten zog das Verkehrsministerium in Prag nun eine erste Bilanz. Dazu ein Bericht von Lothar Martin direkt von der Pressekonferenz.
Das seit knapp einem Jahr in Tschechien gültige neue Verkehrsgesetz, das ab dem 1. Juli 2006 unter anderem die Gurtpflicht, das ganztägige Fahren mit Abblendlicht und die Einführung des Strafpunktsystems mit sich brachte, hat sich bewährt, sagte der stellvertretende Verkehrsminister Ivo Vykydal heute vor Journalisten in Prag. Gleich die ersten beiden Monate nach der Einführung des Gesetzes - der Juli und August 2006 - seien die verkehrssichersten Monate in Tschechien in den vergangenen 36 Jahren gewesen, erklärte Vykydal und belegte seine Aussage damit, dass die Anzahl der Verkehrstoten im Juli 2006 um 40 Prozent geringer war als im gleichen Monat des Vorjahres. Der Trend, dass sich das Klima auf den tschechischen Straßen sichtlich gebessert habe, hielt jedoch nur bis zum Herbst an. Mit Beginn des neuen Jahres hätten sich die Unfälle mit Todesfolge leider wieder gehäuft, konstatierte Vykydal. Das läge daran, dass das neue Gesetz zwar seine Wirksamkeit gezeigt habe, die Mechanismen der Verkehrskontrolle und der Verkehrserziehung aber noch bei weitem nicht so greifen, wie sie es sollten. Daher führe das Verkehrsministerium derzeit gemeinsam mit Politikern und Verkehrsexperten eine grundlegende Analyse durch, deren Ergebnisse man bis spätestens zum Herbst vorlegen werde, ergänzte Vykydal. Aus den zum gegenwärtigen Zeitpunkt vorliegenden Statistiken geht unter anderem hervor, dass das Fahren mit überhöhter Geschwindigkeit nach wie vor der Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung ist, der am häufigsten begangen wird. Es folgen das Fahren ohne Licht und ohne Anschallen des Gurtes. Knapp ein Jahr nach Einführung des Strafpunktsystems wurden bisher 1277 Auto- und Kradfahrer registriert, die nach der Höchstzahl von 12 Punkten ihren Führerschein abgeben mussten. Nur 45 davon, also 3,5 Prozent, waren Frauen. Es wurde festgestellt, dass die gestiegene Aggressivität von Fahrern, die sich mangels Kontrolle und Bestrafung bisher nicht von ihrer Fahrweise haben abbringen lassen, der Hauptgrund sei für die nach wie vor hohe Unfallhäufigkeit auf tschechischen Straßen. Deshalb werde man in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen weitere Schritte unternehmen, um das zu ändern, sagte Vykydal.