Vykydal: Neue StVO hat Potenzial, bei Verkehrskontrolle und -erziehung hapert´s noch

Die umfassend nivellierte Straßenverkehrsordnung in Tschechien ist inzwischen ein Jahr in Kraft. Herzstück dieser StVO sollte das neu eingeführte Strafpunktsystem sein, nach dessen Festlegungen ein motorisierter Verkehrsteilnehmer seinen Führerschein verliert, wenn er sich ein Dutzend Strafpunkte eingehandelt hat. In den zurückliegenden zwölf Monaten war das über 1300 Mal der Fall.

Ivo Vykydal  (Foto: CTK)
Wesentlicher aber sind andere Zahlen, die im tschechischen Straßenverkehr seit vergangenem Juli zu registrieren waren. So zum Beispiel der nicht unerhebliche Rückgang der Verkehrstoten in den ersten drei Monaten nach der Gesetzeinführung. Im dritten Quartal vorigen Jahres war ihre Zahl stets geringer als die Anzahl, die im jeweiligen Monat von 1990 bis 2005 verzeichnet wurde. Dieser positive Trend aber hat sich im ersten Halbjahr dieses Jahres leider schon wieder ins Gegenteil verkehrt. Von Januar bis Juni mussten nicht weniger als 504 Verkehrstote in Tschechien beklagt werden - das sind 71 mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. So wie die abschreckende Wirkung des Strafpunktsystems nachzulassen begann, so hat die Rücksichtslosigkeit und Aggressivität vieler Autofahrer immer mehr zugenommen, erklärten Verkehrsexperten des Zentralen Auto-Moto-Klubs (UAMK) in Tschechien am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur CTK.

Verkehrsexperte Stanislav Huml sprach sogar schon davon, dass das Strafpunktsystem seine Wirkung verfehlt habe. Eine solche Einschätzung lässt der stellvertretende Verkehrsminister, Ivo Vykydal, jedoch nicht gelten. Auf die von Journalisten gestellte Frage, ob nicht eine der Ursache für die Negativzahlen die nachgelassene Kontrolltätigkeit der tschechischen Verkehrspolizei sei, antwortete Vykydal:

"Die Polizei ist nur ein Bestandteil in dem ganzen System. Die eine Sache ist das Gesetz, das unstrittig über ein großes Potenzial verfügt. Die zweite Sache ist die Arbeit der Polizei. Aber es gibt noch einen dritten Gesichtspunkt: die allgemeine Wahrnehmung. Wenn, wie geschehen, ein hochrangiger Politiker den Medien gegenüber tönt, dass es nicht notwendig sei, das Gesetz einzuhalten, weil Sünder unter eine bestimmte Amnestie fallen werden, dann ist das kein positives Signal. Ein solches Signal spielt nämlich in der Psychologie der Autofahrer eine sehr bedeutende Rolle."

Dem ist vorerst wohl nichts mehr hinzuzufügen.