Blob-Nationalbibliothek von Kaplický in der Hand des Kartellamtes
Am Mittwoch sollte die Arbeitsgruppe der Nationalbibliothek endgültig über das Schicksal des rauf und runter diskutierten Entwurfs für die neue Nationalbibliothek entscheiden. Sie erinnern sich. Es geht immer noch um den futuristischen Blob-Bau von Star-Architekt Jan Kaplický. Jetzt scheint wieder alles offen und die Gemüter sind erhitzt.
„Natürlich werde ich klagen, aber nicht in Prag, sondern vor einem internationalen Gericht“, so der tschecho-britische Architekt Jan Kaplický gegenüber dem Tschechischen Rundfunk.
„Ich habe vom tschechischen Staat noch nicht eine Krone gesehen und das Gerangel geht nun schon ein Jahr so. Wenn ein Grund zur Ablehnung wegfällt, dann denkt man sich sofort einen neuen aus.“
Hinhalte-Taktik - so bezeichnet Kaplický die Verhandlungen. Sein Entwurf ist vor einem Jahr als klarer Sieger aus dem internationalen Wettbewerb hervorgegangen. Erst am Mittwoch hatte Kaplický noch recht gut gelaunt den neuen Farbton seines Entwurfs vorgestellt. Champagnerfarben soll der Blob von der Letna-Ebene auf Prag herabstrahlen. Kurz darauf war aber klar, dass sich die Arbeitsgruppe nicht einigen konnte. Architekten und Denkmalschützer gaben grünes Licht, einige Rechtsexperten nicht. Problem: Kann das tschechische Kulturministerium auf der Grundlage eines internationalen Architekturwettbewerbes einen öffentlichen Auftrag vergeben? Diese Frage soll nun das tschechische Kartellamt in Brünn beantworten. Und Kaplickýs Geduld währt nur noch einen Monat. Das ist sein Ultimatum an Stadt und Nationalbibliothek. Der große Blob-Widersacher, der Prager Oberbürgermeister Pavel Bém, hält nichts von den Drohungen:„Mir scheint das unfair und manchmal auch peinlich. Ich verstehe, dass Herr Kaplický ungeduldig ist. Aber hier in der Tschechischen Republik gilt eben ein bestimmtes Recht. Es ist hier nicht möglich, öffentliche Aufträge so zu verteilen, wie es einem passt. Wenn die Gesetze nicht eingehalten wurden, können wir nicht einfach weitermachen.“Wenn nun eine nationale öffentliche Ausschreibung nötig sein sollte, dann könnte sich theoretisch jeder beliebige Architekt daran beteiligen. Laut Bém sollte das aber die Chancen des Kaplický-Baus nicht verringern. Möglich sei aber alles, fügte Bém an.
Der, der für des Architekten Ärger mehr Verständnis aufbringt, ist der Direktor der Nationalbibliothek Vlastimil Ježek. Die Hoffnung auf eine Einigung will er nicht aufgeben:
„Ich hoffe fest, dass Jan Kaplický nicht sagen wird ´Ihr könnt mich mal, ich pfeif auf Euch!´, falls das Kartellamt nicht innerhalb eines Montas zu einer Entscheidung findet. Ich werde nicht meinen Optimismus verlieren und wünsche mir, dass 2013/14 über Prag Kaplickýs Biliothek stehen wird.“