Neue Nationalbibliothek: Kommissionen statt Kanonen
Ja, nein, doch, aber nicht dort - oder vielleicht nun möglicherweise doch dort... - der Prager Oberbürgermeister Pavel Bem hat in den letzten Wochen alles andere als eine gute Figur gemacht bei der Auseinandersetzung um die avantgardistischen Neubaupläne der Nationalbibliothek auf dem Prager Letna. Nach heftigen Protesten aus der Öffentlichkeit soll nun eine Expertenkommission die Luft aus dem Streit lassen - womöglich aber auch aus dem gesamten Projekt.
"Weil ich will, dass es in Prag auch noch etwas anderes Interessantes gibt als immer nur die Karlsbrücke!"
Eine fachliche Diskussion forderten die Demonstranten, und genau das versprach am gleichen Tag nun auch Oberbürgermeister Pavel Bem. Eine vierfach gegliederte Kommission soll in den kommenden zwei bis drei Monaten den Streit schlichten, so Bem:"Neben dem eigentlichen Team werden drei Experten-Arbeitsgruppen entstehen, eine für den Bereich Architektur, eine für den Bereich Denkmalschutz und eine für die rechtlichen Fragen."
"Ich glaube auch weiter daran, dass es nach Anpassungen möglich ist, die Bibliothek auf dem Letna zu realisieren",
gibt sich Nationalbibliotheks-Direktor Vlastimil Jezek weiter optimistisch. Fraglich scheint allerdings, ob der Streit der mehr als 30 Kommissionsmitglieder wirklich zu einer einhelligen Lösung führen kann und nicht eher dazu geeignet ist, den Kaplicky-Entwurf mit neuen Verwirrungen vollends beerdigungssreif zu machen.
Aber auch die Experten müssen nicht das letzte Wort haben. Das hat Premier Mirek Topolanek vorsichtshalber schon angedeutet. Das Geld sei nämlich knapp und der Bibliotheksneubau stehe nicht auf der Prioritätenliste des Kabinetts.