Botschafter Borůvka aus Bern zurückberufen – wegen Tweets seiner Frau

Karel Borůvka (Foto: Archiv des tschechischen Außenministeriums)

Laut dem Duden steht Diplomatie auch für Gewandtheit, Klugheit oder Verhandlungsgeschick. Es sind Eigenschaften, die wohl auch der tschechische Botschafter für die Schweiz und Liechtenstein, Karel Borůvka, vertritt. Trotzdem wurde er jetzt abberufen – und zwar weil seine Frau im Gegenzug dazu nicht sonderlich diplomatisch vorgegangen ist.

Alena Borůvková  (Foto: ČTK)
Es war kein verfrühter Aprilscherz, der nur wenige Stunden vor dem 1. April auf der Titelseite des Nachrichtenportals Lidovky.cz zu lesen stand: Karel Borůvka, ehemaliger stellvertretender Außenminister des Landes, muss seinen Stuhl als tschechischer Botschafter für die Schweiz und Liechtenstein in Bern räumen. Und dies, obwohl er selbst sich eigentlich nichts hat zu Schulden kommen lassen. Der Grund sei vielmehr seine Frau Alena Borůvková, hieß es. Oder genauer gesagt: ihre unablässigen Social-Media-Aktivitäten mit einer ganzen Reihe von Beleidigungen und Verunglimpfungen gegenüber anderen Mitgliedern ihrer Partei, der Sozialdemokraten, sowie weiterer Politiker und Journalisten.

Borůvka aber ist nicht einverstanden mit seiner frühzeitigen Rückkehr in das Prager Außenministerium, die ihm bis Ende April auferlegt wurde. Sein vierjähriger Turnus als Botschafter endet planmäßig erst im Sommer kommenden Jahres. Ihn grundlos abzuberufen, sei für ihn einfach unglaublich, so Karel Borůvka:

Karel Borůvka  (Foto: Archiv des tschechischen Außenministeriums)
„Auf unsere Arbeit hatte diese Sache nicht den geringsten Einfluss. Hier in der Schweiz repräsentieren wir die Tschechische Republik, und ich wage zu behaupten, dass wir dies auch sehr gut tun. Die persönliche Korrespondenz meiner Frau mit der Tschechischen Republik via Twitter interessiert hier niemanden.“

Laut Borůvka sind die Dinge, die seine Frau im Netz tweetet, doch bitteschön ihre Privatsache. Dafür könne man ihn nicht verantwortlich machen, so der Diplomat. Auf der anderen Seite gibt Borůvka zu, dass ihn Außenminister Lubomír Zaorálek (Sozialdemokraten) mehrfach darauf aufmerksam gemacht hat, er solle auf seine Frau einwirken und sie bändigen in dem, was sie über den Kurznachrichtendienst Twitter regelmäßig verbreitete. Für ihn, so Zaorálek, gehöre Frau Borůvková sehr wohl zum Erscheinungsbild des diplomatischen Korps, zumal ihr Mann auch einen Gehaltszuschuss für seine Gattin beziehe. Man müsse darauf achten, wie sich diejenigen verhielten, die das Land repräsentierten, sagte Zaorálek gegenüber Medien. Und mehrere Leute hätten sich an ihn gewandt, damit er die Angelegenheit endlich löse, so der Minister.

Laut Aussage von Borůvka ist seine Frau seit Jahresbeginn nicht mehr in den sozialen Netzwerken aktiv gewesen. Doch das galt scheinbar nur bis kurz vor dem letzten Wochenende. Denn binnen vier Tagen soll sie dort wieder über 200 Tweets veröffentlicht haben, bei denen sie mehrere Parteifreunde, weitere Politiker und insbesondere Außenminister Zaorálek zum Teil schwer verunglimpfte. Dabei behauptete sie unter anderem, dass er sie heimlich liebe, aber Angst vor ihr habe.

Die Flut der Beleidigungen in den zurückliegenden Tagen hat das Fass nun wohl zum Überlaufen gebracht. Das Ende für Borůvka als Botschafter aber muss das zwangsläufig noch nicht bedeuten. Wie eine Sprecherin des Außenministeriums bestätigte, könne ein Diplomat jederzeit und ohne Angabe von Gründen in die Prager Zentrale zurückberufen werden. Das ermögliche das Gesetz über den Staatsdienst. Eine Abberufung als Botschafter aber obliegt einzig und allein dem Präsidenten der Republik. Mit einer Einschätzung, ob Präsident Miloš Zeman von seinem Recht Gebrauch mache, hielt sich dessen Sprecher Jiří Ovčáček indes vornehm zurück:

„Das ist primäre Angelegenheit des Außenministeriums. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt werde ich keinen Kommentar dazu abgeben und auch nicht andeuten, wie Präsident Zeman vorgehen könnte. Denn es ist eine diplomatische Angelegenheit – und eine ungeheuer sensible obendrein.“