Bozena Nemcovas "Babicka" wird 150 Jahre alt

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In diesem Jahr feiert "Babicka" (die Großmutter), das bekannteste Buch der tschechischen Schriftstellerin Bozena Nemcova, den 150. Geburtstag. "Babicka" ist hierzulande das Buch, das eigentlich jeder Einheimische kennt. Mehr dazu von Andrea Fischer:

1855 ist das Jahr, in dem der Roman "Babicka" zum ersten Mal veröffentlicht wurde. Seitdem ist das berühmte Werk von Bozena Nemcova in über vierzig Sprachen - von chinesisch bis deutsch - übersetzt und herausgegeben worden. Die Autorin hat mit diesem Roman ein nationales Kulturgut geschaffen, so Pavel Janousek, der Leiter des Instituts für tschechische Literatur:

"Babicka ist einer der Bücher, das in den Kanon der tschechischen Literatur gehört. Es ist ein tschechisches Buch, das die meisten Tschechen in der Kindheit kennenlernen und es gehört zur Pflichtlektüre in der Schule. Zudem ist es eine sehr gute Literatur, die die Grenzen der Zeit überwindet."

In ihrem Werk "Babicka" beschreibt die Autorin Bozena Nemcova das idyllische Leben in einem stillen Tal. Die Großmutter zieht zu ihrer Tochter und passt auf ihre Enkelkinder auf. Neben den Protagonisten sticht in Nemcovas Werk auch die detaillierte Beschreibung der ostböhmischen Landschaft rund um das Schloss Ratiborice in der Nähe der Stadt Ceska Skalice hervor. Zudem wird das menschliche Zusammenleben in Nemcovas Babicka als harmonisch und romantisch dargestellt, was bis heute seine Wirkung ausübt. Das bestätigt Libuse Matejkova, die Vorsitzende der Gemeinschaft Bozena Nemcova:

"Bozena Nemcova hat in ´Babicka´ die Liebe und die Achtung gegenüber all dem Schönen und Guten zum Ausdruck gebracht, was den Menschen umgibt, wenn er in der Lage ist, das Schöne wahrzunehmen und mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Auch der Mensch von heute, der mit einer Flut von Informationen konfrontiert wird, findet Entspannung bei der Lektüre der idyllischen Natur. Diese Idylle findet man zum Beispiel direkt im so genannten Großmutter-Tal, weil man dort sehen und nachempfinden kann, was die Großmutter tatsächlich erlebte. Und Bozena Nemcova ist es gelungen, dieses beschauliche Leben in Worten wiederzugeben. Es ist ein Buch, zu dem man immer wieder zurückgreift, auch wenn man schon alt ist und den Kontakt zur jüngeren Generation schon verloren hat. Gerade dann aber ist die Lektüre dieses Buches eine Entspannung und eine Freude für die Seele."

Das Werk trägt starke autobiographische Züge, da Bozena Nemcova selbst ihre Jugendjahre bei ihrer Großmutter in Ratiborice, das im bereits erwähnten Großmutter-Tal liegt, erlebt hat. Anlässlich des 150. Geburtstages des über die Grenzen hinaus bekannten Buches finden viele Veranstaltungen und Ausstellungen in ganz Tschechien statt. Am Mittwoch eröffnete zum Beispiel die Ausstellung "150 Jahre seit der Erstausgabe der ´Babicka´. Das Bild des berühmtesten Werkes von Bozena Nemcova in der tschechischen Kultur" im Podjestedske Museum im nordböhmischen Cesky Dub ihre Pforten. In der Ausstellung werden die interessantesten der insgesamt 350 Ausgaben zu sehen sein, darunter die einzigartige Erstausgabe in Heftformat aus dem Jahre 1855 sowie die Zweitausgabe von 1862, die beide aus den Sammlungen des Nationalmuseums in Prag stammen. Zudem sind auch Illustrationen zu Babicka von bekannten tschechischen Künstlern wie Adolf Kaspar, Vaclav Spala, Karel Svolinsky oder Zdenek Burian zu sehen. Mehr zur "Babicka" und ihrem 150. Jubiläum in diesem Jahr hören Sie in einer der nächsten Ausgaben des Kultursalons.