In Brünn werden „Nachbarn auf dem Teller“ serviert

Foto: CzechTourism Südmähren

Welche Obstknödel isst man am liebsten in Mähren und in Österreich? Werden eigentlich in Südmähren und in Niederösterreich dieselben Rebsorten angebaut? Antworten auf diese Fragen gibt eine Ausstellung, die unter dem Titel „Die Nachbarn auf dem Teller“ vor kurzem in Brno / Brünn eröffnet wurde.

Foto: CzechTourism Südmähren
Wenn man im Tschechischen andeuten will, dass man seine Nachbarn gut kennt, kann man wortwörtlich sagen, dass man ihnen in den Teller schaut. Das Sprichwort hat alte Wurzeln. Denn gerade Speisen haben besonders in der Vergangenheit eine Region am besten charakterisiert. Sie gingen von den Zutaten aus, die in der Gegend angebaut wurden. Die neue Ausstellung in Brünn präsentiert nun Speisen, die für Südmähren und Niederösterreich typisch sind. Zudem macht sie auf Differenzen aufmerksam, die in der Gastronomie der beiden Regionen bestehen.

Foto: CzechTourism Südmähren
Zuzana Vojtová ist Leiterin der Tourismus-Zentrale Südmähren. Sie hat die Ausstellung mitinitiiert. Zusammen mit ihren Mitarbeitern habe sie schon eine Zeit lang versucht herauszufinden, was regionale Gastronomie wirklich sei, erzählt Vojtová:

„Uns Tschechen scheint in den letzten Jahren alles das sehr modisch, was aus dem Ausland kommt - egal ob aus West oder Ost. Bei uns in Brünn und in anderen größeren Städten gibt es viele italienische, spanische oder chinesische Restaurants und Sushi-Bars. Wenn ausländische Touristen Südmähren besuchten, dann wollten wir ihnen aber ein traditionelles Restaurant empfehlen, wo typisch mährische Speisen serviert werden. Denn jeder Tourist will auch die Kultur des Landes kennenlernen, und dazu gehört auch die regionale Küche.“

Zuzana Vojtová
Zuzana Vojtová zufolge sind sich Mähren und Österreicher durchaus bewusst, dass ihre Küche ähnlich ist. Doch lasse sich nicht behaupten, dass sich die beiden Nachbarn richtig kennen, also dem anderen auch wirklich in den Teller schauen. Daher die Ausstellung:

„Eine Ausstellung über gastronomische Gemeinsamkeiten und Unterschiede ist nach meiner Meinung ein geeignetes Mittel, um einander besser kennenzulernen. Man darf nicht vergessen, dass viele Köchinnen aus Mähren einst in Wien gekocht haben. Und wir Mähren bewundern heutzutage in den österreichischen Cafés oft einige der Spezialitäten und stellen fest, dass mehrere davon eigentlich aus Mähren stammen.“

Foto: CzechTourism Südmähren
Die Ausstellung stellt die Geschichte der Gastronomie seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart dar. Beschrieben werden die einfachsten Gerichte, die auf dem Lande gegessen wurden, aber auch Gerichte, die bei Feiern in vornehmen Familien auf den Tisch kamen. Zum Essen gehört natürlich auch etwas zu trinken, in diesem Fall vor allem Wein, Bier, Most und Kaffee. Ein Teil der Ausstellung in Brünn ist als Wanderausstellung konzipiert und wird später an weiteren Orten gezeigt, erzählt Zuzana Vojtová:

Foto: CzechTourism Südmähren
„Die Wanderausstellung wird vom 2. September bis zum 30. Oktober im Schloss Wilfersdorf in Österreich zu sehen sein. In der Advent- und Weihnachtszeit wird sie in der Stadtgalerie im mährischen Telč installiert. Inzwischen haben sich bei uns weitere Interessenten gemeldet. Die Nachfrage freut uns sehr. Ich halte das Thema für so breitgefächert, dass man die Ausstellung ergänzen oder weiter entwickeln kann. Es werden sich bestimmt weitere Orte finden, in denen die Ausstellung präsentiert wird.“

Foto: CzechTourism Südmähren
Während der Ausstellung in Brünn werden auch Kostproben geboten. Der Begleittext ist in Tschechisch und Deutsch, zudem wurde ein Katalog herausgegeben. „Die Nachbarn auf dem Teller“ sind im Ethnografischen Institut des Mährischen Landesmuseum in Brünn bis 28. August dieses Jahres zu sehen.