Bücher, Filmklassiker und Textiltheorie
Das Tschechische Zentrum in Wien präsentiert in den kommenden Wochen Literatur, Film und Kunsthandwerk.
Frau Dermauw, in der zweiten Novemberwoche steht Wien ganz im Zeichen der Literatur. Im Rahmen der Buch Wien haben Sie an diesem Samstag gleich zwei Lesungen vorbereitet. Einmal geht es um ein relativ junges Gesicht der tschechischen Literaturszene, später aber auch um einen Meister des tschechischen Essays. Worauf können sich die Besucher freuen?
„Heuer präsentieren wir auf der Buch Wien die junge Schriftstellerin Kateřina Tučková aus Brno mit ihrem Werk ‚Das Vermächtnis der Göttinnen‘. Aber auch die Arbeiten des leider schon verstorbenen Dichters, Prosaikers und Diplomaten Jiri Grusa. Insbesondere werden dabei Grusas Gedichte vorgestellt, die nun das erste Mal in deutscher Sprache verfügbar sind. Beide Lesungen finden am Samstag auf der Donau-Lounge-Bühne statt. Kateřina Tučková liest dabei um 13 Uhr, die Grusa-Präsentation folgt dann um 14 Uhr, moderiert werden die Veranstaltungen vom zukünftigen Direktor des Tschechischen Zentrums Wien, Mojmír Jeřábek. Ich will aber auch auf den Stand des Tschechischen Zentrums hinweisen, dort bieten wir die neusten Werke der tschechischen Literatur im Original und auf Deutsch.“Literatur gibt es im Tschechischen Zentrum nicht nur während der Buch Wien, sondern auch noch danach. Am 28. November und am 19. Dezember stellen Sie zwei junge Autorinnen vor…
„Ende November veranstalten wir mit dem Literaturhaus Niederösterreich eine Lesung mit der Autorin Eva Pekárková. Sie ist gleichzeitig Gast des Novembersalons des Literaturhauses Niederösterreich. Pekárková wird bei uns ihr Buch ‚Taxi Blues‘ vorstellen. Kurz vor Weihnachten kommt dann die Schriftstellerin Věra Nosková zu uns und liest aus ihrem Buch ‚Man nehme es, wie‘s kommt‘.“
Ein politisch unkorrekter Papagei und magische Nächte
Soweit zur Literatur. Am 13. November präsentieren Sie in der Tschechischen Botschaft in Wien einen der interessantesten tschechischen Filme der vergangenen Jahre. Um viele Ecken geht es aber nicht um die Hauptstadt Österreichs, sondern um München…
„Gemeinsam mit der Tschechischen Botschaft und dem Kulturclub der Tschechen und Slowaken veranstalten wir ja regelmäßig Filmabende. Diesmal haben wir einen Film von Petr Zelenka aus dem Jahr 2015 ausgewählt, und zwar ‚Ztraceni v Mnichove‘ / ‚Verloren in München‘. Es ist eine Filmsatire, eine Kombination aus Realität und Fiktion, die sich mit dem Münchner Abkommen von 1938 beschäftigt. Die Hauptrolle hat ein 90-jähriger Papagei, der einst Édouard Daladier gehörte, einem der wichtigsten Protagonisten des Münchner Abkommens. Der Vogel wird dann von einem tschechischen Journalisten entführt, wobei er durch seine kontroversen Äußerungen einen politischen Skandal verursacht. “Doch nicht nur neue tschechische Filme zeigen Sie interessierten Besuchern im kommenden Monat. Am 11. Dezember bieten Sie ebenfalls in der Botschaft Klassiker des tschechischen Trickfilms. Was genau wird zu sehen sein?
„Am 11. Dezember wird schon ab 18 Uhr wird der ‚Sommernachtstraum‘ von Jiří Trnka aus dem Jahr 1959 zu sehen sein. Wie der Titel schon sagt, ist es eine sehr gelungene und poetische Adaptation des gleichnamigen Shakespeare-Stückes.“
Blaue Textilien und runde Geburtstage
Bereits vergangenes Mal haben wir über die Kunst des Blaudrucks gesprochen. Noch bis Ende des Jahres zeigen Sie ja in einer großen Ausstellung, wie junge Designer mit dieser alten Textiltechnik arbeiten. Am 22. November haben Sie aber noch eine Fachfrau zu dem Thema eingeladen…„Unser letzter Beitrag zum Thema Blaudruck in diesem Jahr ist ein Vortrag von Klára Binderová. Sie wird den Besuchern den tschechischen Blaudruck genauer vorstellen, und zwar unter den Aspekten Handwerk, Tradition und Folklorismus. Das Interessante dabei ist, dass Klára Binderová aus der Straßnitzer Blaudruck-Dynastie Joch stammt, deren Werke wir auch in unserer Ausstellung präsentieren. Derzeit arbeitet sie in der ethnographischen Abteilung des Prager Nationalmuseums. Natürlich bemühen wir uns um eine musikalische Umrahmung der Veranstaltung. Wer spielt, soll aber noch eine Überraschung bleiben.“
Zum Abschluss noch ein Hinweis auf ein Konzert in Wien, das nicht vom Tschechischen Zentrum organisiert wurde. Eine wichtige österreichisch-tschechische Persönlichkeit feiert im Dezember nämlich ihren 80. Geburtstag…„Es geht um Karel Schwarzenberg. Organisiert wird das Konzert vom Kulturklub der Tschechen und Slowaken am 20. Dezember in der Wiener Karlskirche. Das Husák-Quartett spielt dabei Mozart, Dvořák und Janáček.“