Büchernachfrage wegen fehlender Kaufkraft in Tschechien gesunken
In der Zeit vor der Wende wurde hierzulande der März zum „Monat der Bücher“ deklariert. In der jüngeren Vergangenheit ist daraus der „Monat der Leser“ geworden. Überall im Land versuchen Buchhandlungen und Verlage durch unterschiedliche Werbe- und Verkaufsaktionen das Interesse am Buch zu fördern.
Als Belohnung dafür durfte sich Nechuta als einer der Ersten eines von 300 frisch an die Kinderabteilung der Stadtbibliothek gelieferten Büchern ausleihen. Olešnices Bürgermeister Zdeněk Peša erklärt, weshalb die Stadt besonders den Kauf von neuer Kinderlektüre unterstützt:
„Wir haben eine ganze Reihe von Lesebüchern, ebenso wie Ausschnitte verschiedener Texte. Aber es gibt nach wie vor nur wenige Kinder, die es ohne elterliche Hilfe fertig bringen ein, zwei oder drei Bücher von A bis Z zu lesen.“
Das Interesse am Bücherlesen ist zudem weiter rückläufig. Haben die Tschechen im Jahr 2008 noch umgerechnet 400 Millionen Euro für Bücher ausgegeben, so waren es drei Jahre später nur noch 280 Millionen Euro. Für den Kauf eines einzelnen Buches gibt ein Käufer im Schnitt nur zehn Euro aus.„Den Leuten fehlt es an Kaufkraft. Wenn sie glauben, nicht mehr ihre Grundbedürfnisse finanzieren zu können, dann wird der Kauf von Büchern als Erstes von der Liste gestrichen“, begründet Jiří Trávníček vom Institut für tschechische Literatur an der Akademie der Wissenschaften den abfallenden Trend.
Am häufigsten werden die tschechischen Buchhandlungen traditionell in der Vorweihnachtszeit besucht. Im vierten Quartal des Jahres machen die Buchgeschäfte im Schnitt 40 Prozent ihres Jahresumsatzes. Am meisten gekauft werden ausländische Bestseller, und dort führen Detektivromane von nordischen Autoren schon länger die Nachfrage an. Die Tschechen reagieren jedoch auch sehr auf aktuelle Themen. In der vergangenen Woche waren zum Beispiel die Bücher zur Steuergesetzgebung gefragt – am Monatsende sind nämlich die Steuererklärungen fällig. Unter den tschechischen Autoren ist die Schriftstellerin Kateřina Tučková derzeit sehr angesagt. Von ihrem Erfolgsroman „Žítkovské bohyně“ wurden über 35.000 Exemplare verkauft. Den finanziellen Durchbruch aber konnte sie damit nicht erlangen, so Tučková:„Wir sind eine kleine Republik mit relativ wenigen Lesern. Auf der anderen Seite habe ich es bereits in eine Kategorie geschafft, die mir stetige Einkünfte aus meiner literarischen Tätigkeit sichert. Dennoch gehe ich daneben noch arbeiten.“Auch in Tschechien hat das E-Buch in der Leserschaft Anklang gefunden, das althergebrachte Lesebuch aber erfreut sich weiterhin der ungleich höheren Beliebtheit.