Causa Jura-Fakultät Pilsen: Trotz Bestrafung große Erleichterung
Das schlimmste Szenario, das der Jura-Fakultät der Westböhmischen Uni in Pilsen drohte, geht nicht in Erfüllung. Die Fakultät mit dem stark angeschlagenen Image darf weiter bestehen, allerdings während einer einjährigen Probezeit mit eingeschränktem Studienprogramm. So lautet das Urteil der Akkreditierungskommission des Bildungsministeriums. Sie hatte seit einigen Monaten Untersuchungen an der Fakultät durchgeführt. Am Mittwoch hat die Kommission auf ihrer abschließenden Beratung ein Maßnahmenpaket geschnürt.
Eine Strafe, aber eine wesentlich mildere, als befürchtet: So werden die Beschlüsse der Akkreditierungskommission zumindest von der Führung der Pilsener Jura-Fakultät wahrgenommen. Nachdem ihr Skandal mit Plagiaten von Doktorarbeiten und dem „Schnellstudium für privilegierte Personen“ eine beträchtliche Zeit lang Schlagzeilen machte, verliert die Fakultät vorläufig das Recht, Doktortitel zu verleihen. Neue Bewerber für ein Doktorandenstudium werden vorerst nicht mehr aufgenommen. Diejenigen, die ein solches Studium bereits begonnen haben, können bis zum Abschluss weiter studieren. Behalten soll die Jura-Fakultät das Magisterstudium, wobei die Staatsprüfungen unter Aufsicht von unabhängigen Experten abgelegt werden.
“Wir bestehen natürlich auch darauf, das Magister- und Bachelorstudium unter Kontrolle zu bringen,“
sagte diesbezüglich die Vorsitzende der Akkreditierungskommission, Vladimíra Dvořáková, im Tschechischen Fernsehen. Die Kommission habe bei ihren Untersuchungen eine ganze Reihe von Mängeln in der Arbeit der früheren Fakultätsleitung aufgedeckt. Kontrollmechanismen habe es nicht gegeben. Nach Dvořákovás Meinung sollte sich die Fakultät künftig unter anderem auch der Kontrolle der schriftlichen Arbeiten konsequent widmen, um Plagiaten vorzubeugen.Der neue Dekan der Pilsener Jura-Fakultät, Jiří Pospíšil, äußerte sich erleichtert über die Beschlüsse der Akkreditierungskommission:
„Ich muss gestehen, dass ich erleichtert bin. Noch am Mittwochvormittag hat sich die Kommission mit weit radikaleren Vorschlägen befasst. Wichtig ist für uns die Nachricht, dass die Pilsener Jura-Fakultät weiterhin das fünfjährige Magisterstudium haben wird. Auch das Recht, den Doktortitel zu verleihen, ist ihr nicht definitiv genommen worden. Es wurde nur bis Mai 2010 ausgesetzt. Wir dürfen nur bis zur Behebung der Probleme keine neuen Studenten in dieses Doktoranden-Programm aufnehmen.“Das alles seien angesichts der bis vor kurzem drohenden Maßnahmen Kleinigkeiten, meint Dekan Jiří Pospíšil. Er rechnet mit der Durchführung mehrerer Reformen, nach deren Umsetzung seine Fakultät die ausgesetzten Rechte wieder bekommen könnte. Das letzte Wort in der Causa hat jetzt aber die Schulministerin Miroslava Kopicová.