"Certi bambini" - Träger des Kristallglobus von Karlsbad

Andrea und Antonio Frazzi (Foto: CTK)

Mit der feierlichen Preisverleihung ist am Samstagabend in Karlovy Vary (Karlsbad) das 39. Internationale Filmfestival zu Ende gegangen. Markéta Maurová blickt auf das Festival, die prämierten Persönlichkeiten und die Film-Werke zurück.

Zwillingsbrüder Andrea und Antonio Frazzi  (Foto: CTK)
Ein elfjähriger Jung begeht einen Mord. Am Ende des Films spielt er Fußball mit seinen Freunden. Es ist der Hauptheld des italienischen Films "Certi bambini" ("Solche Kinder"), der am Samstag in Karlovy Vary mit dem Kristallglobus preisgekrönt wurde. Regisseure des Gewinner-Films sind die Zwillingsbrüder Andrea und Antonio Frazzi: "Durch die Szene mit dem Ball geben wir ihm eine kleine Hoffnung - er hat jemanden getötet, aber er spielt, er ist am Ende immer noch ein Kind", sagt Andrea Frazzi. Der Film erzählt die Geschichte der Straßenkinder aus einem Armenviertel in Neapel und wurde nicht mit Schauspielern, sondern mit Neapler Kindern als Laiendarstellern gedreht. Für sie ist das Milieu, das den Zuschauer erschüttert, eine normale und ihre einzige Realität. Die Autoren nannten ihre Geschichte einen "harten Bestandteil der süditalienischen Geschichte", es sei ihnen jedoch nicht um eine soziologische Analyse, sondern um den Schmerzensweg des Haupthelden gegangen.

Preis  (Foto: CTK)
Der diesjährige Wettbewerb in der Kategorie Spielfilm hatte keinen klaren Favoriten. Laut Festivaldirektorin, Eva Zaoralova, spiegelt diese Tatsache die heutige Lage im europäischen Film wider: "Es ist eine gesamteuropäische Erscheinung - ich weiß nicht ob auch eine weltweite Erscheinung, aber gesamteuropäische schon -, dass in den Wettbewerben in der letzten Zeit kein Film in dem Maße herausragt, dass man sich dafür sofort begeisterte und sagte, dieser Film sei toll. Andererseits finde ich es gut, dass das Niveau ausgewogen ist, in dem Sinne, dass im Wettbewerb nicht lauter schlechte Filme und ein durchschnittlicher Film sind."

Die tschechische Filmschule verzeichnete auf dem Festival einen Erfolg, und zwar in der Kategorie der Dokumentarfilme. Eine Sonderauszeichnung der Jury ging an Theodora Remundova für ihre Dokumentation "Niceho nelituji" ("Ich bedauere nichts"): "Ich möchte besonders den Menschen danken, die es mir erlaubt haben, in ihre Leben hinein zu treten und ihre Geschichten zu erzählen. Denn ohne dies würde der Film überhaupt nicht existieren und vor allem, er hätte nicht den Wert, den er hat. Ich war also nur ein Vermittler. Sie sind die wichtigsten Prämierten."

Roman Polanski  (Foto: CTK)
Den Preis für seinen Beitrag für die Weltfilmkunst nahm am Samstag im Karlsbader Hotel Thermal der Regisseur polnischer Herkunft Roman Polanski entgegen: "Als ich die Filmschule auf der anderen Seite der Grenze besuchte, sagte ich mir, was für ein Festival dies sein kann. Ich hoffte, es einmal zu besuchen. Ich habe einen großen Umweg gemacht, ich bin einen langen Weg gegangen, bevor ich hierher kam. Es ist ein großer Preis. Ich sollte vielleicht Abschied vom Film nehmen, darauf bin ich aber wirklich nicht vorbereitet. Am Montag beginne ich einen neuen Film zu drehen, und zwar bei euch in Tschechien. Vielen Dank für diesen Preis."