Cesky Telecom unter Beschuss

Die Deregulierung der Festnetztelefonie für eine breite Schicht von Kunden zeichnet sich mittlerweile auch in Tschechien ab. Das bisherige Monopolunternehmen Cesky Telekom muss sich auf Konkurrenz einstellen. Damit scheint sich der Telefongigant aber schlecht abzufinden. Dies zumindest geht aus kritischen Zeitungsartikeln an die Adresse der Firma hervor, in denen die Informationspolitik von Cesky Telekom scharf kritisiert wird. Mehr dazu von Rudi Hermann im folgenden Beitrag.

Die Entstehung von Konkurrenz im Bereich der Festnetztelefonie wirft ihre Schatten voraus. Das bisherige Monopolunternehmen Cesky Telekom ist über den Fahrplan informiert und hat Zeit, sich auf die neue Situation einzustellen. Das geschah über die Jahreswende beispielsweise mit der Möglichkeit, statt nur einem Pauschalbetrag für das Abonnement gleich aus drei Tarifen zu wählen, wobei einer neu für Vieltelefonierer gedacht ist und ein zweiter für solche, die selbst weniger telefonieren, für andere aber erreichbar sein möchten. Und gerade dieser Tarif ist Stein des Anstosses bei Medien und Kunden. Denn ab Jahresmitte muss Telekom interessierten Kunden ermöglichen, auch über die Netze von anderen Anbietern telefonieren zu können. Wer allerdings die Minimalpauschale abonniert, hat diese Möglichkeit nicht und, schlimmer noch, hatte bisher auch nur sehr beschränkte Möglichkeiten, an diese doch wichtige Information heranzukommen.

Das Gesetz gebrochen hat Cesky Telekom mit seiner fragwürdigen Informationspolitik allerdings nicht. Denn die relevanten Angaben wurden, so wie es vorgeschrieben ist, in einem Fachblatt publiziert und waren damit zugänglich. Dass sie nicht direkt an die Kunden weitergegeben wurden, das sei zwar verwerflich, aus der Sicht des Gesetzes aber nicht belangbar, meinte der Chef der staatlichen Telekommunikations-Aufsichtsbehörde, David Stadnik, laut der Wirtschaftszeitung Hospodarske noviny. Das staatliche Amt für wirtschaftlichen Wettbewerb, besser bekannt als Antimonopolamt, ist hingegen nicht eindeutig dieser Meinung. Ob es seitens Cesky Telekom um einen Missbrauch der dominanten Position gegangen sei, müsse erst noch festgestellt werden, meinte der Direktor des Antimonopolamts, Josef Bednar, gegenüber der gleichen Zeitung. Verärgert ist natürlich die zukünftige Konkurrenz von Cesky Telekom, die den bisherigen Monopolisten beschuldigt, auf unsaubere Weise einen Stamm von Kunden an sich binden zu wollen. Cesky Telekom wiederum argumentiert, die Minimalpauschale sei für das Unternehmen nicht gewinnbringend. Ein aussenstehender Telekomexperte äusserte den Verdacht, dass sich Cesky Telekom mit der unvorteilhaften Regelung für den Minimaltarif bemühe, die Kunden zu teureren Abonnements zu drängen. Die Wirtschaftszeitung Hospodarkse noviny hielt lakonisch fest, im Falle von Cesky Telekom gelte der Grundsatz, dass der Kunde König sei, traditionell nicht, und das sei auch jetzt nicht anders. Dass seitens Cesky Telekom argumentiert werde, auch andere Firmen hätten eine ähnliche Informationspolitik, sei zwar richtig. Doch handle es sich um solche Firmen, die mit sogenannt vorteilhaften Verkaufsaktionen etwa Rentner dazu drängten, sich einen Satz überteuerter Kochtöpfe zu kaufen. Cesky Telekom habe sich damit selbst in solch wahrhaft exklusive Gesellschaft eingereiht.

Autor: Rudi Hermann
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