ČEZ fordert staatliche Preisgarantie für Temelín-Atomstrom

Kernkraftwerk Temelín (Foto: Filip Jandourek, Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Seit einiger Zeit läuft bereits die Ausschreibung zum Ausbau des tschechischen Atomkraftwerks Temelín. Am Montag meldete sich der Betreiber, der Energiekonzern ČEZ zu Wort. Der Direktor für strategische Entwicklung forderte einen Aufschub für die Erweiterung. Grund dafür ist nicht die Regierungskrise hierzulande, sondern der Wunsch des Unternehmens nach einem gesetzlich festgelegten Abnahmepreis für Strom aus den neuen Reaktorblöcken.

Kernkraftwerk Temelín  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Es war das Lieblingsprojekt der zurückgetretenen Regierung von Petr Nečas: der Ausbau des Kernkraftwerks Temelín. CO2-neutral sei der Atomstrom, er mache unabhängig von Gaslieferungen und letztlich sei er auch preiswert, so die Argumente. Nun aber soll das Projekt zunächst um ein Jahr verschoben werden. Pavel Cyrani ist Direktor der Abteilung für strategische Entwicklung beim Betreiberkonzern ČEZ. Grund für die gewünschte Verschiebung sei zum einen die Regierungskrise, was die Verabschiedung des neuen Energiekonzepts des Landes verzögere. Aber es gebe noch einen weiteren Grund, so Cyrani:

„Viel wichtiger ist, dass eine legislative Regelung getroffen wird, die eine solch grundsätzliche Investition ermöglicht. Das muss in einem Gesetz verankert werden und wir gehen davon aus, dass ein solcher legislativer Prozess 12 bis 18 Monate dauern wird. Und wir dürfen nicht vergessen, dass ein Gesetz der Tschechischen Republik in diesem Bereich auch von der Europäischen Kommission bestätigt werden muss.“

Pavel Cyrani  (Foto: Archiv ČEZ)
Das Unternehmen hat auch konkrete Vorstellungen, wie eine solche gesetzliche Regelung aussehen soll. Cyrani erläutert:

„Gesetzliche Verankerung bedeutet, dass ein Gesetz eine Preisgarantie für eine strategische Energiequelle, wie es ein Atomkraftwerk ist, enthalten sollte. Was die Dauer betrifft: Wir rechnen für die neuen Blöcke mit einer Laufzeit von 60 Jahren. Nach unseren Berechnungen verspricht daher ein fester Energieabnahmepreis für die Dauer von 30 Jahren einen Vorteil sowohl für die Abnehmer als auch für die Investoren.“

Die mit 30 Jahren lange Laufzeit einer solchen Garantie, vor allem in einem derart bewegten Markt wie den Energiesektor, verteidigt Cyrani mit den Subventionen für andere Energiequellen:

Foto: ČT24
„Wenn hier nur die Marktpreise gelten würden, könnten wir sagen: Überlassen wir es dem Markt. Allerdings funktioniert der Markt heutzutage nicht, und das aufgrund von Gesetzesentscheidungen. Vor allem auf der Ebene der Europäischen Union wird entschieden, welche Energiequelle Subventionen erhält und welche nicht. Das bedeutet, wir können die Entwicklung der Preise nicht planen, weil wir die politische Entwicklung nicht voraussehen können. Und das nicht nur in Tschechien, sondern europaweit.“

Michal Šnobr  (Foto: Alžběta Švarcová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Es gibt aber auch Stimmen, die nun vor einer überhasteten Entscheidung beim Ausbau von Temelín warnen. Michal Šnobr ist Analytiker bei der Investorengruppe J&T:

„Ein neues Atomkraftwerk brauchen wir in Tschechien erst im Jahr 2025. Für eine Entscheidung ist also noch genug Zeit, da gibt es noch keinen Druck. Deshalb können wir entspannt gute Bedingungen aushandeln und zudem abwarten, wie sich der gesamte europäische Energiemarkt entwickelt. Er befindet sich ja derzeit in einer Krise, wie wir sie seit 20 Jahren nicht mehr erlebt haben.“

Foto: Archiv Radio Prag
Aus der Politik gibt es noch keine Äußerung zu einer möglichen Preisgarantie für den in Temelín produzierten Strom. Angesichts der gegenwärtigen politischen Krise in Tschechien ist damit in nächster Zeit wohl auch nicht zu rechnen. Der Ausbau des Kernkraftwerks könnte sich also schon deshalb noch weiter verzögern.