Champions League: Pilsen hadert mit Platzverweis im Duell mit Barcelona

Foto: ČTK

Als Ende August die Gruppen für die Punktspielphase der Champions League ausgelost wurden, war die (Vor)Freude in Tschechien ziemlich groß. Der Grund: Landesmeister Viktoria Pilsen wurde in der Gruppe H dem Titelverteidiger FC Barcelona zugelost, der von der internationalen Fachwelt als das gegenwärtig beste Team der Welt eingestuft wird. Die hiesigen Fans haben daher den 1. November im Kalender rot angekreuzt und das Stadion in Prag, in dem die Katalanen am Dienstag ihre Visitenkarte abgaben, war rasch ausverkauft. Pilsen hat die Begegnung klar mit 0:4 verloren, doch waren die Gastgeber wirklich so schwach, wie es das Ergebnis ausdrückt?

Petr Jiráček  (Pilsen) und Lionel Messi  (Foto: ČTK)
Um es gleich vorwegzunehmen: Viktoria Pilsen wurde unter Wert geschlagen und zumindest ein Treffer für die Westböhmen wäre verdient gewesen. Dafür aber hätten sie mehr aus den Situationen machen müssen, die sie sich kurz nach der ersten Viertelstunde erspielt hatten – zwei Riesenchancen, die jedoch nicht genutzt wurden. Das bereuten die Pilsener schließlich sehr, denn schon wenige Minuten später pfiff der österreichische Referee Robert Schörgenhofer auf der anderen Seite Elfmeter. Lionel Messi verwandelte den Strafstoß sicher, und von da an nahm das Spiel seinen erwarteten Verlauf. Die Katalanen diktierten das Spielgeschehen und zeigten den Gastgebern ihre Grenzen auf. Die Pilsener wehrten sich tapfer und hatten durch Milan Petržela auch noch eine weitere Großchance, der Klasse des Gegners und ihrer numerischen Unterlegenheit mussten sie dann aber noch kräftig Tribut zollen. Die 0:4-Niederlage fiel am Ende sicher etwas zu hoch aus, und so trösteten sich die Pilsener Spieler nach der Partie vor allem mit der starken Leistung in der Anfangsphase:

Gerard Piqué,  Karel Pilař  (Pilsen) und Thiago Alcántara  (Foto: ČTK)
„Wir haben das Spiel stark begonnen, haben gut kombiniert und hatten auch eine Megachance, die wir aber leider nicht verwerten konnten. Nach dem Platzverweis aber sind unsere Chancen gesunken“, sagte Rechtsverteidiger František Rajtoral.

Torwart Roman Pavlík sah es ähnlich: „Die Jungs haben gut begonnen und ich denke, dass Barcelona zunächst ziemlich beeindruckt war, wie forsch wir da zu Werke gegangen sind. Wir hatten auch die erste Chance, doch dann kam die unglückliche Hinausstellung, die das Spiel de facto entschieden hat.“

Marián Čišovský,  Roman Pavlík und Referee Robert Schörgenhofer  (Foto: ČTK)
Stürmer Marek Bakoš, der wegen des Platzverweises seines slowakischen Landsmanns Marián Čišovský früh ausgewechselt wurde, war auch nach dem Spiel noch verärgert über die strenge Regelauslegung:

„Schade, dass es diesen Platzverweis gab. Das war eine harte Entscheidung des Schiedsrichters. Hätte es den Platzverweis nicht gegeben, wäre auch ein kleines Fußballwunder möglich gewesen.“

An das Wunder, den Goliath zu stürzen, hatten die Kicker des kleinen FC Viktoria Pilsen offenbar auch fest geglaubt. Nach dem 0:1 und dem zweiten Tor durch Messi quasi mit dem Halbzeitpfiff aber waren sie ziemlich deprimiert:

Pavel Horváth  (Foto: ČTK)
„Einige Spieler wollten zur zweiten Halbzeit schon nicht mehr auflaufen, so niedergeschlagen waren sie über den unglücklichen Verlauf der ersten Halbzeit“, sagte Trainer Pavel Vrba auf der Pressekonferenz.

Zum wiederholten Male hatten seine Schützlinge erfahren müssen, dass auf internationaler Bühne zum Teil auch anders gepfiffen wird. Nicht gepfiffen, sondern kräftig applaudiert und ihr Team angefeuert haben indes die Pilsener Fans. Auch sie waren ein schöner und kräftiger Farbtupfer an diesem alles in allem wunderbaren und denkwürdigen Fußballabend.

Autor: Lothar Martin
schlüsselwort:
abspielen