Chaos bei Verschreibung von Rezepten
In Tschechien sollen Medikamente in diesem Jahr in einer anderen Form als bisher verschrieben werden. Seit Anfang Februar sollte einer neuen Richtlinie zufolge der Arzt auf dem Rezept aufzeichnen, ob er ein von der Krankenkasse finanziertes Medikament verschreibt oder ob der Patient noch zuzahlen muss. Die Tschechische Ärztekammer stellte sich dagegen. Mehr dazu im folgenden Beitrag von Dagmar Keberlova.
"Diese Verordnung der Frau Ministerin würde einen Sinn haben, wenn die Ärzte wüssten, zu welchem Aufpreis der Patient sein Medikament kaufen wird. Wenn es fixe Preise der Medikamente geben sollte, dann können die Ärzte es dem Patienten mitteilen, darin sehe ich kein Problem. Aber derzeit macht diese Maßnahme keinen Sinn."
Dem widerspricht der stellvertretende Gesundheitsminister Milan Spacek. Ihm zufolge besage die neue Richtlinie nicht, dass der Arzt die Höhe des Aufpreises mitteilen müsse und auch nicht, dass er die Kopie des Rezeptes bewahren muss:
"Der Sinn der neuen Richtlinie ist es, den Patienten darüber zu informieren zu müssen, dass es für seine Behandlung auch ein von der Versicherung vollständig bezahltes Medikament gibt. Nirgends steht, dass der Arzt dem Patienten den genauen Aufpreis mitteilen muss. Dies steht schlicht und einfach nicht darin."
Die neue Richtlinie sei auch für die Ärzte von Nutzen, denn durch sie werden sie bei einer möglichen Kontrolle seitens der Versicherung geschützt, wenn sie entsprechende Medikamente verschrieben haben. Die Ärzte sehen dies doch nur als Belastung an. Frau Hola, eine Ärztin der Poliklinik in Prag 8, die ich hierzu befragt habe, teilte mir mit, dass sie entschieden gegen die Verordnung sei. Denn neben dem Mehraufwand erhöhen sich dadurch auch die Verwaltungskosten der Ärzte, da die neuen Rezeptformulare noch teuerer sind als die alten. Ein weiteres Problem sieht sie in der Aufbewahrung der Formulare, da einige Patienten viele Rezepte pro Monat haben. Dadurch werde der Verwaltungsbereich bald zu viel Platz wegnehmen. Und darin bestehe ganz sicher nicht das Kernproblem in unserem Gesundheitswesen, meinte sie abschließend.