Chlebíčky – ein kulinarisches Kunstwerk
Mit Schinken, Käse oder Lachs – der Chlebíček ist fester Bestandteil der tschechischen Imbiss-Kultur. Wo kommen die belegten Weißbrotschnitten aber her? Und welche mögen die Tschechen am liebsten? Die Antworten finden Sie hier.
„Ich habe ein sehr positives Verhältnis zu den Chlebíčky. Schon bevor ich hier bei Jan Paukert angefangen habe, war ich verrückt danach. Für uns Tschechen gehören Chlebíčky einfach zu jedem Anlass dazu. Und wenn jemand eine Feier oder Party daheim oder für die Firma veranstaltet, dann bestellt er sich einige von den Kanapees. Ich habe die mit Ei und Mayonnaise am liebsten, aber auch die mit Schinken.“
Jan Paukert ist ein Begriff in Prag, wenn es um Schmankerl geht. Der Koch und Feinkosthändler gilt als Vater des klassischen Chlebíček. Den ersten verkaufte er 1916 in seinem Laden in der Prager Nationalstraße. Schnell wurden die Kanapees zum Kassenschlager, vor allem berühmte Schauspieler und Künstler verschlangen sie von früh bis spät. Heute gibt es den Imbiss im Prager Stadtzentrum nicht mehr, dafür betreibt der Schwiegersohn des Meisters ein Restaurant mit dem Namen Jan Paukert im ehemaligen Scherben- und heutigen In-Viertel Karlín. Dazu die Geschäftsführerin Štěpánka Čermáková:„Natürlich wollen wir diese Tradition erhalten. Dafür verwenden wir auch die Originalrezepte von Jan Paukert, die wir geerbt haben. Da ist dann auch alles frisch. Überhaupt wollen wir für unsere Kunden alle Chlebíčky frisch zubereiten. Wenn jemand zu uns kommt, dann bekommt er hier Kaffee und wir bereiten auch eine größere Bestellung direkt für ihn zu.“
Im Jan Paukert ist die Köchin Rita für die Chlebíčky zuständig. Erst nimmt sie eine Scheibe des typischen baguetteartigen Weißbrots, der sogenannten Veka. Darauf kommen Margarine, Butter, Mayonnaise oder Kartoffelsalat. Zum Schluss garniert Rita das Ganze mit einem kunstvoll arrangierten Belag aus Schinken, Lachs, Paprika oder was sonst noch das Herz begehrt. Welcher Chlebíček schmeckt Rita aber am besten?Ihr würden alle gut schmecken, aber am allerbesten der Original-Chlebíček nach Jan Paukert mit Schinken und Salami auf Kartoffelsalat, meint die Köchin, die ursprünglich aus der Ukraine kommt. Welche Chlebíčky den Tschechen ansonsten gut schmecken, das weiß die Restaurant-Chefin Štěpánka Čermáková:
„Am meisten verkaufen wir die traditionellen Chlebíčky nach Art von Jan Paukert. Dann kommen die mit Schinken und Ei unter Mayonnaise, auf den Plätzen drei und vier folgen die mit Lachs und Roastbeef. Das sind die Chlebíčky-Sorten, die wirklich am meisten gefragt sind. Natürlich haben wir auch moderne Kanapees mit Camembert oder auf Fitness-Roggenbrot. Von den traditionellen Rezepten ist das aber schon weit entfernt.“
Tatsächlich schmecken die Chlebíčky fast ausnahmslos jedem Tschechen, ob nun als Snack für Zwischendurch oder vom Büffet bei der Firmenfeier. Doch auch Touristen bekommen immer öfter Hunger auf das typisch tschechische Kanapee:„Ich denke, dass für die Touristen vor allem die Tradition interessant ist. Viele reservieren schon vorher und lassen sich einen Mix an Chlebíčky zusammenstellen, bei dem sie alles probieren können. Sie sind oft begeistert davon und wir bekommen viel Lob, dass alles sehr gut schmeckt bei uns.“