Choreograph Yuri Vamos studiert Romeo und Julia in Prag ein

Foto: Diana Zehetner

Für die Prager Ballettfreunde war es bestimmt ein festlicher Augenblick, wie es bei der Neuinszenierung eines der beliebtesten Ballette immer so ist. Denn Sergej Prokofjews Romeo und Julia gehört seit Jahren im Prager Nationaltheater zu den populärsten Ballettvorstellungen überhaupt. Am vergangenen Sonntag wurde eine Neuinszenierung des Stücks im Nationaltheater aufgeführt. Im Unterschied zu den traditionellen Vorstellungen mit Renaissancekulissen spielt sich die Liebesgeschichte jedoch einige Jahrhunderte später ab. Choreograph Yuri Vamos, der Direktor des Balletts der Deutschen Oper am Rhein ist, lässt Romeo und Julia in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts tanzen. Martina Schneibergová sprach mit ihm.

Choreograph Yuri Vamos  (Foto: Autorin)
"Für Theaterleute ist dies meiner Meinung nach nicht ungewöhnlich, weil in einem Drama die Zeiten immer wechseln. Ich denke bei einer Inszenierung daran, die jeweilige Geschichte der heutigen Generation so nahe zu bringen, wie es nur möglich ist. Bei Prokofjews Romeo und Julia habe ich vorgeschlagen, die Geschichte in den zwanziger oder dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts spielen zu lassen, denn die Musik wurde in dieser Zeit komponiert und spiegelt den Zeitgeschmack wider."

Es ist bereits Ihre zweite Choreographie, die Sie mit dem Ballettensemble des Prager Nationaltheaters einstudiert haben. Zuvor hatten Sie bereits den Nussknacker vorbereitet. Wenn Sie diese Arbeit mit Ihrer Tätigkeit in der Deutschen Oper am Rhein vergleichen, sehen Sie bestimmte Unterschiede, was beispielsweise die Ausbildung der Tänzer betrifft?

Die Tänzer sind sehr gut vorbereitet und sind sehr offen. Man merkt schon, dass die Truppe von einem guten Choreografen geleitet wird, denn sie haben künstlerische Intelligenz. Sie wiederholen nicht nur mechanisch, was von ihnen verlangt wird. Sie verleihen den Ballettstücken eigene Persönlichkeit und eigene Gedanken, und sie nehmen die einstudierten Sache auch mit nach Hause. Ich merke, dass wir mit der Inszenierung jeden Tag ein Stück vorankommen."

Haben Sie schon mal eine Choreographie auf die Musik von einem tschechischen Komponisten gemacht? Wie ist überhaupt ihre Beziehung zur tschechischen Musik?

"Ja, das ist eine gute Frage. Ich habe bereits während der Reise nach Prag überlegt, was für Choreographien ich bereits mit tschechischer Musik gemacht habe. Eigentlich habe ich mehr Ballettstücke auf tschechische als auf ungarische Musik einstudiert. Ich habe Othello auf Janaceks Musik und ein Ballet mit Dvoraks Musik gemacht. Janacek hat großartige Musik gemacht. Ich war von Anfang an begeistert, die Musik ist so passend für das Ballett und so intelligent und bildhaft. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass die Choreographie sehr schnell fertig war."