Christbaum, Familie und Ansteckungsgefahr – Umfrage zu tschechischen Weihnachten

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Was Weihnachten angeht, halten es viele Tschechen sehr traditionell. So geht nichts ohne den Christbaum, den Karpfen und das Zusammenkommen in der Familie. Dies zeigt eine Umfrage für den Tschechischen Rundfunk. Zugleich lässt Corona dieses Jahr auch gewisse Befürchtungen einfließen in die Antworten.

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„Familie und Traditionen wie der Christbaum, der Weihnachtsschmuck und die Plätzchen“ – in dieser Reihenfolge zählt eine Frau aus Prag auf, was für sie Weihnachten ausmacht. Zu dem Thema hat das Meinungsforschungsinstitut Median für den Tschechischen Rundfunk eine Umfrage gemacht. Und dabei wurden noch weitere Elemente für ein gelungenes Fest genannt: Weihnachtslieder, Geschenke und der Karpfen im Teigmantel. Dazu der Soziologe Přemysl Čech:

„Ausländische Einflüsse zeigen sich hierzulande praktisch nicht. Trotz der Internationalisierung und Globalisierung der Welt pflegen wir Tschechen weiterhin unsere eigene Art Weihnachten.“

Jesuskind

Und da bringt nicht der Weihnachtsmann und schon gar nicht Santa Claus die Geschenke, sondern das Jesuskind. Deswegen halten auch 82 Prozent der Tschechen gerade Jesus für ein wichtiges Symbol des Festes. Allerdings hat dies nur bei der Hälfte der Menschen hier auch eine christliche Symbolik, bezogen auf die Geburt des Heilands.

Ein Drittel der Befragten leidet jedoch unter den negativen Begleiterscheinungen der Feiertage, also der Zeitnot und dem Stress zum Beispiel beim Geschenkekaufen.

„Das betrifft häufiger die Männer als die Frauen. Zudem eher jüngere Leute. Mit dem Alter sinkt die Wahrnehmung der negativen Seiten von Weihnachten“, so Přemysl Čech.

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In diesem Jahr zeigt sich in der Erhebung aber auch der Einfluss der Corona-Pandemie. Mehr als 80 Prozent der Befragten sagten, sie hätten Angst davor, weiterhin von Verwandten und Freunden getrennt zu sein. Schließlich gehört für die Hälfte der Tschechen das Treffen im Rahmen der Familie einfach zu Weihnachten dazu. Der Psychiater und Psychologe Tomáš Rektor bestätigte dies in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks. Zugleich sagte er, dass das Fest auch immer eine der schwierigsten Zeiten für zwischenmenschliche Beziehungen sei:

„Gerade weil die Menschen, wenn sie sich denn sehen, in großer Familie zusammenkommen, treffen sich auch jene, die miteinander in Konflikt stehen. Oder man bleibt allein zurück. Im Laufe dieses Jahres habe ich aber beobachtet, dass die Menschen begonnen haben, ihren Beziehungen viel größere Bedeutung beizumessen.“

Tomáš Rektor  (Foto: Adéla Paulík Lichková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Im Frühjahr seien einige noch froh gewesen, bestimmte Kollegen oder Verwandte nicht sehen zu müssen. Während der zweiten Corona-Welle und dem Lockdown seit dem Herbst habe sich dies zumindest bei seinen Patienten aber gewandelt, sagte Tomáš Rektor:

„Häufig sprechen die Menschen nun davon, dass sie ihre Beziehungen nicht verlieren wollen. Und ich habe das Gefühl, dass ich gerade deswegen derzeit nur selten solche Klagen höre wie: ‚Jetzt treffen wir uns wieder mit den acht Tanten, von denen vier eigentlich nicht miteinander reden und sich streiten.‘ Stattdessen kommen eher Fragen wie: ‚Ich möchte die Verwandten sehen, weiß aber nicht, ob das geht und überhaupt vernünftig ist. Wie soll ich mich verhalten?‘“

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Denn genau das ist dieses Jahr das Dilemma: Auf der einen Seite würde man gerne wenigstens zu Weihnachten in der Familie zusammenkommen. Auf der anderen Seite möchte man auch nicht riskieren, jemanden etwa mit Corona anzustecken.

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