Corona-Chaos: Tschechische Handballer sagen WM-Teilnahme ab

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Die Handball-WM in Ägypten droht zur Corona-Meisterschaft zu verkommen. Am Dienstag hat das tschechische Nationalteam seine Teilnahme an dem Turnier abgesagt. Wegen zahlreicher Infektionen in den eigenen Reihen fühlt man sich nicht konkurrenzfähig.

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Am Mittwoch sollte der Flieger mit den tschechischen Handballern von Prag nach Kairo starten. Doch der Verband zog einen Tag vorher die Reißleine und sagte die Teilnahme an der WM ab:

„Um den guten Ruf des tschechischen Handballs zu wahren, wollen wir nicht einfach nur irgendein Team zusammenstellen, das dann in Ägypten mitspielt. Angesichts des aktuellen Standes müssten wir extrem improvisieren, und für die bloße Teilnahme ist uns das zu risikoreich“, so Verbandspräsident Jaroslav Chvalný am Dienstag in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.

Die Entscheidung erfolgte auch aufgrund einer Empfehlung von Mannschaftsärzten und Betreuerstab.

Das tschechische Team kämpft seit der ersten Zusammenkunft im Januar mit Corona-Infektionen. Schon die geplanten EM-Qualifikationsspiele gegen die Färöer-Inseln mussten deswegen verschoben werden. Beide Trainer hatten positive Testergebnisse und in der Folge auch zahlreiche Spieler – und das trotz der Hygiene-Maßnahmen.

Daniel Čurda  (Foto: Archiv des tschechischen Handballverbandes)

„Wir haben alles versucht, um zur WM fahren zu können. Aber das ist zuletzt immer unrealistischer geworden. Die Lage ist so kritisch, dass wir derzeit nicht einmal das Aufgebot für ein Spiel zusammenbekommen würden“, sagte Daniel Čurda, der Chef der Nationalmannschaftskommission im Verband.

Seinen Aussagen nach dürften Tschechien für die Absage auch keine negativen Konsequenzen vonseiten des Weltverbandes drohen.

Die Trainer Jan Filip und Daniel Kubeš hätten das Team mindestens zum WM-Start nicht betreuen können, weil sie Corona-infiziert sind. Zudem waren die Tests auch bei zwölf Spielern positiv. Dazu kommen weitere Stammkräfte, die sich mit anderen gesundheitlichen Problemen herumschlagen. Daniel Čurda:

„Von den 21 Spielern, die wir für die besten halten und aufbieten wollten, können 17 nicht an der WM teilnehmen. Der zweite entscheidende Faktor ist, dass wir keinen Trainer hätten. Die beiden Chefcoaches fallen aus, aber auch möglichen Ersatz können wir den Spielern wegen Corona nicht an die Seite stellen.“

Daniel Kubeš  (Foto: YouTube Kanal des tschechischen Handballverbandes)

Tschechien hätte also nur mit einer eilig zusammengewürfelten Not-Mannschaft antreten können, die zuvor nie miteinander trainiert, geschweige denn ein gemeinsames Spiel bestritten hat. Und auch diese Ersatzkräfte müssten erst einmal die Corona-Tests vor Ort bestehen. Bei so vielen Unwägbarkeiten erschien nur noch die WM-Absage sinnvoll. Trainer Daniel Kubeš, der laut eigenen Aussagen spürbare Symptome von Covid-19 hat, sprach zudem mahnende Worte:

„Wir vergessen fast schon, dass die Spieler und Trainer krank sind. Um für mich zu sprechen: Ich werde mich darauf konzentrieren, wieder gesund zu werden. Und ich wünsche wirklich allen, dass sie sich ebenfalls erholen. Wir sind zwar alles Handballer, und der Sport ist für uns das Leben. Aber es gibt Situationen wie diese, in denen der Handball in den Hintergrund treten muss.“

Nach Tschechien sagten im Übrigen am Dienstag auch die USA noch ihre WM-Teilnahme ab.

Autoren: Till Janzer , Mirko Vasić
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