Corona-Pandemie schränkt Feierlichkeiten zum 17. November erheblich ein
Am Dienstag wird in Tschechien an den Beginn der Samtenen Revolution vor 31 Jahren erinnert. Normalerweise kommen dazu Tausende von Menschen auf den Straßen des Landes zusammen. Wegen der Corona-Pandemie fallen die Feierlichkeiten in diesem Jahr aber ganz anders aus.
Der 17. November wird in Tschechien als Nationalfeiertag der Freiheit und Demokratie begangen. Dabei wird nicht nur der Samtenen Revolution 1989 gedacht, sondern auch der Zwangsschließung der Hochschulen durch die Nationalsozialisten im Jahr 1939. Für gewöhnlich nehmen die Tschechen großen Anteil daran und versammeln sich an öffentlichen Plätzen. Corona-Pandemie und Notstand machen dies in diesem Jahr aber unmöglich.
In vielen kleineren Städten des Landes wurden die Feierlichkeiten komplett abgesagt. Auch die Bewohner Prags sind aufgerufen, besser zu Hause zu bleiben und nicht wie gewohnt zur Nationalstraße zu kommen. Dort findet normalerweise das Festival „Díky, že můžem“ (zu Deutsch: Danke, dass wir dürfen) statt. Der aktuelle Jahrgang wurde komplett ins Internet verlegt. Auf einer interaktiven Karte kann die Straße nur virtuell von zu Hause aus durchstreift werden. Trotzdem können Besucher wie jedes Jahr eine Kerze auf dem Václav-Havel-Platz hinterlassen. Lukáš Černý ist Vorsitzender des Vereins Díky, že můžem:
„Die Gedenkveranstaltung wird als Stream übertragen. Vor Ort haben wir unsere ehrenamtlichen Helfer. Die Zuschauer können gegen eine Spende eine kurze Nachricht schicken. Diese wird ausgedruckt und auf eine Kerze geklebt, die unsere Helfer dann stellvertretend auf der Nationalstraße entzünden.“
Zum Programm gehören traditionell Lesungen, Gespräche, Slam Poetry und Ausstellungen, diese können über die Homepage des Vereins und alle sozialen Netzwerke verfolgt werden. Genau um 17.11 Uhr wird die Sängerin Aneta Langerová das berühmte „Modlitba pro Martu“ (Gebet für Martha) auf dem Balkon des Nationaltheaters anstimmen. Zeitgleich werden die Gebäude der Straße in den Nationalfarben erleuchten.
Der 17. November gilt international auch als Tag der Studenten. In Prag findet der alljährliche Gedenkakt im Universitätsviertel Albertov statt, wenn auch in sehr viel eingeschränkterer Form als gewöhnlich. Tomáš Zima, Rektor der Karlsuniversität:
„Wir werden dort mit einer sehr kleinen Gruppe von Menschen vertreten sein. Es wird lediglich ein Kranz niedergelegt und eine Kerze entzündet, ohne jegliche Ansprachen. Somit wird es sich eher um ein stilles Gedenken handeln.“
An einem Gebäude der medizinischen Fakultät wird zu der Gelegenheit außerdem eine Büste des Professors Eduard Albert enthüllt. Er war einer der bedeutendsten tschechischen Ärzte des 19. Jahrhunderts. Im September hatte sich sein Todestag zum 100. Male gejährt.
Für einen ähnlich kleinen und diskreten Gedenkrahmen hat sich die Leitung der Technischen Universität in Liberec / Reichenberg entschieden. Sprecher Radek Pirkl:
„Die Feierlichkeiten zum 17. November werden deutlich anders ablaufen, als wir es an der Universität gewöhnt sind. Eine kleine Gruppe der Prorektoren wird Blumen niederlegen, und zwar am Denkmal für Tomáš Garrigue Masaryk vor dem Nordböhmischen Museum.“
Auch in Brno / Brünn erinnern Studenten an die Ereignisse von 1989. Wie in den Jahren zuvor haben sie das Festival „Brünner Siebzehn“ (Brněnský sedmnáctý) vorbereitet. Die Konzerte und thematischen Vorträge werden ebenfalls im Internet übertragen.
Ähnlich wie auf der Prager Nationalstraße werden genau um 17.11 Uhr noch weitere repräsentative Gebäude im Land blau-weiß-rot angestrahlt. Dazu gehört neben der Prager Burg und dem Senat eine Reihe von Rathäusern, zum Beispiel in der Stadt Tábor.
Bisher ist nicht bekannt, wie und wo die höchsten Politiker des Landes am Gedenken zum 17. November teilnehmen werden.