ČSSD-Chef Sobotka: Regierung hat Vertrauen im Parlament, nicht aber in der Bevölkerung
„Drei Mal ist Bremer Recht“. Mit diesem Zitat kann man sich als Bremer immer herrlich rausreden, wenn gewisse Dinge zuvor bereits zweimal misslungen sind. Seit Dienstagabend gilt dieser Spruch aber auch für die Opposition in Tschechien. Im Prager Abgeordnetenhaus unternahm sie binnen der letzten 16 Monate zum dritten Mal den Versuch, die Regierung Nečas zu stürzen. Wie erwartet aber scheiterte auch diesmal ihr Misstrauensvotum an der Übermacht der Abgeordneten der Koalition.
„Es gelingt uns immer besser, die Programmerklärung der Regierung durchzusetzen. Aus unserem Programm haben wir fast 50 Prozent umgesetzt. Die Grundelemente der meisten Reformen sind bereits gebilligt. Auch deshalb kann sich unser Land in dieser ökonomisch ziemlich schwierigen Zeit gut über Wasser halten, ganz im Gegensatz zu einigen anderen europäischen Staaten.“
Erfreut über das klare Abstimmungsergebnis zugunsten der Regierung ist auch die Vizepremierministerin und Vizechefin der Partei der öffentlichen Angelegenheiten (VV), Karolína Peake. In ihre Reaktion aber mischten sich auch selbstkritische Töne aus Sicht der Koalition:„Jede Abstimmung zur Vertrauensfrage gegenüber der Regierung ist auch ein Test für den Zusammenhalt der Regierung. Leider benötigt unsere Regierung ab und zu solch einen Test, um sich auch geschlossen und geeint zu fühlen. Wenn aber die Opposition arbeitsam und einig sein wird, dann wird es auch die Regierung sein. Ich bin froh, dass wir diesen Test wieder bestanden haben.“
Oppositionsführer und Sozialdemokatenchef Bohuslav Sobotka indes wollte die Abstimmungsniederlage nicht als erneuten Misserfolg werten. Ihm und seinen Parteifreunden ging es diesmal vor allem um die öffentliche Wahrnehmung der Vertrauensfrage, so Sobotka:
„Ich bin sehr froh darüber, dass die Bürger in der TV-Live-Übertragung sehen konnten, wer wie gestimmt hat. Mit anderen Worten, welcher der Abgeordneten die Regierung unterstützt hat; eine Regierung, die momentan von 80 Prozent der Bevölkerung abgelehnt wird. Auch wenn die Regierungskoalition und mit ihr das Kabinett von Premier Nečas das Misstrauensvotum im Abgeordnetenhaus überstanden haben, das Vertrauen der Öffentlichkeit haben sie nicht. Und ich denke, daran wird sich auch in den nächsten Wochen und Monaten nichts ändern.“Vorerst bleibt aber abzuwarten, ob letztlich das Misstrauen in der Bevölkerung das Ende der Regierung Nečas herbeiführen kann. Auch hier gilt nämlich: Einigkeit wird erst dann gezeigt, wenn der Druck am größten ist.