"Czech In" - Einchecken in die tschechische Musikszene

Tschechisches Bier, tschechische Musik und tschechische Sprache im Hintergrund, kaum jemand würde glauben, dass sich diese Szene 500 Kilometer von den Grenzen der Tschechischen Republik abspielt. Der tschechische Abend "Czech In" ist inzwischen ein Teil der Hamburger Kneipenszene geworden. Eine Reportage von Bara Prochazkova.

"Czech In" ist eine kleine tschechische Insel im Norden von Deutschland. Denn jeden zweiten Samstag im Monat erklingen in der Kneipe Konsum tschechische Töne:

"Ready Kirken, Sto zvirat, Polemic, Svihadlo, Daniel Landa, Chinaski, Lucie, Mig 21, Tataboys, Vltava, Znouzecnost,"

zählt die tschechische DJ Michaela Minarikova auf. Tagsüber eine BWL-Studentin an der Universität Hamburg, einmal pro Monat legt sie die ganze Nacht lang tschechische Musik auf. Sie genießt es, den deutschen Gästen etwas mehr von ihrer Heimat zeigen zu können. Denn als Tourist in Prag erfährt man nicht auf den ersten Blick, was in der tschechischen Musikszene gerade läuft, so DJ Michaela:

"Die Musik wähle ich nach den Leuten aus und nach meiner Laune. Ich spiele ganz unterschiedliche Musik von Pop, über Funky, Rock, Reggae, bis zu Ska. Einfach alles Mögliche."

Und DJ Michaela hat Erfolg - nicht nur bei den regelmäßigen Gästen Sven Reiter und Katharina Weiss:

"Am Anfang wusste ich nicht so recht, was ich mit dieser Musik anfangen sollte, aber seitdem ich regelmäßig herkomme, erkenne ich sogar manche Sachen wieder und finde es gar nicht mal ungewöhnlich. Es ist wie deutsche Popmusik, nur in einer anderen Sprache."

"Mir gefällt auch die Musik. Ich habe mir auch schon etwas überspielen lassen und höre es auch zu Hause."

Und was gefällt dem deutschen Publikum am meisten? Michaela Minarikova:

"Ska und Zigeunermusik kommen sehr gut an. Aber die klassischen tschechischen Hits wie zum Beispiel von Michal David, kann ich nicht spielen, weil die Deutschen den Sinn nicht verstehen. Diese Lieder kann ich nur spielen, wenn hier viele Tschechen dabei sind, dass geht dann richtig los."

Und damit die Atmosphäre beim tschechischen Abend stimmt, gibt es auch eine tschechische Barkeeperin, Simona Zapotocka. Tagsüber arbeitet sie als Sozialpädagogin mit Kindern, bei tschechischen Abenden hilft sie in der Kneipe mit. Die Gäste freuen sich, wenn sie auf Tschechisch angesprochen werden und erzählen gleich ihre Erlebnisse von ihrem letzten Ausflug nach Prag. Und mit einer Staropramen-Flasche in der Hand, fallen einem die Geschichten gleich schneller ein:

"Sie bestellen tschechische Getränke im Verhältnis 90 zu 10. Die meisten bestellen Staropramen und Becherovka."

Und die Gäste sind zufrieden:

"Es schmeckt ein bisschen süsslicher. Aber es ist ein ganz nettes Bier."

"Das gehört zum Flair des Abends."

"Ich trinke nicht so gerne Bier, aber ich habe es auch schon probiert. Es ist ganz okay."

"Staropramen finde ich extrem gut und mag es sehr gerne. Ich bin froh, dass es einmal pro Monat diesen tschechischen Abend gibt, weil ich es sehr gerne trinke."

"Es schmeckt mir gut."

Die tschechische Party "Czech In" ist ganz zufällig entstanden, sagt der Eigentümer der Kneipe Konsum, Armin Grambart-Mertens:

"Die DJ Michaela ist im Sommer vorletzten Jahren in den Konsum gekommen und hat erzählt, dass sie nach Tschechien fährt. Ich habe sie einfach so gebeten, tschechische Musik mitzubringen, um einen tschechischen Abend zu machen. Nach einigen Monaten, als ich damit gar nicht mehr gerechnet habe, stand sie da und sagte: Ich habe alles dabei, wir können jetzt den tschechischen Abend machen."

Bereits seit zwei Jahren treffen sich also Tschechien-Fans im Hamburger Schanzenviertel. Die Gäste sind zufrieden:

"Ich treffe halt Freunde hier und es ist gemütlich und nett. Deswegen komme ich her."

"Ich weiß nichts über tschechische Musik, aber ich fühle mich wohl hier."

Anzubieten gibt es vieles, für alle Sinne wird gesorgt. Tschechisches Bier in der Hand, im Hintergrund läuft tschechische Musik und auf der Wand werden den ganzen Abend Filme gezeigt, wie denn sonst: aus Tschechien! Der kleine Maulwurf, Pan Tau, Lucie - Schrecken der Straße, Drei Nüsse für Aschenbrödel und andere Kinderfilme erfreuen das Czech-In-Publikum:

Pan Tau
"Es schafft eine wohlige nette Atmosphäre, weil man es von früher kennt."

"Am Anfang habe ich die ganze Zeit nur auf die Leinwand gekuckt und konnte mich gar nicht unterhalten. Inzwischen kenne ich sie aber alle."

"Ich habe auch schon eine Freundin mit hergebracht und wir haben uns immer sehr gefreut, wenn der Kleine Maulwurf kam. Das ist echt super."

"Ich finde es interessant, lustig."

Der Medientechniker Christian Selin hat sogar dazugelernt:

"Es liegt im Trend, die Filme, die man aus dem Kinderfernsehen kennt wie zum Beispiel der Kleine Maulwurf oder Pan Tau, in der Kneipenkultur aufleben zu lassen. Und ich finde es lustig, sie wieder zu sehen. Ich wusste nicht, dass diese Filme einen tschechischen Ursprung haben."

Aber was wäre ein tschechischer Abend ohne tschechische Gäste. Karolina Zazvorkova, die seit drei Jahren an der Universität Hamburg Geschichte studiert, gehört zu den Stammgästen. Im Alltag hat sie wenig Kontakt zu ihren Landsleuten, aber einmal pro Monat genießt sie es, sich auf Tschechisch unterhalten zu können:

"Es macht vor allem Spaß. Man kann hier tschechisches Bier trinken, wie in wenigen Kneipen in Hamburg. Die Atmosphäre bei tschechischer Musik ist einfach anders als in anderen Kneipen in Hamburg."

Und in weiter Ferne wird es mit der Teilung der Tschechoslowakei nicht so streng genommen. Auch Slowaken kommen gerne zu der Czech-In-Party. Die Schülerin aus der slowakischen Hauptstadt Brastislava / Pressburg, Tereza Palickova, vermisst tschechische und slowakische Freunde. Der offene Charakter sei gerade das, was ihre neuen deutschen Klassenkameraden nicht haben:

"Ich möchte hier Tschechen und Slowaken treffen, außerdem auch tschechische Musik hören."

Sie sucht auch nach Tipps und Tricks, wie andere Tschechen und Slowaken in Hamburg zurecht kommen, vor allem deshalb kommt sie einmal pro Monat in den Konsum. Tschechen tauschen Erfahrungen, wie man eine Wohnung oder einen Job in Hamburg findet und genießen es einfach, ab und zu mal in ihrer Muttersprache sprechen zu können. Deutsche erinnern sich an ihren letzten Tschechien-Aufenthalt und werden bei den Maulwurf-Bildern sentimental. Beim Staropramen und tschechischer Musik kommen sie dann alle zusammen.