Dana Horakova - Hamburger Kultursenatorin mit tschechischen Wurzeln

Vor einem Jahr, also im Februar 2002, wurde die heute 55jährige Dana Horakova, die im ostdeutschen Vogtland als Tochter eines Tschechen und einer Deutschen zur Welt kam und in Prag aufwuchs, zur neuen Hamburger Kultursenatorin ernannt. Aus diesem Anlass hat unsere freie Mitarbeiterin Bara Prochazkova das folgende Kurzportrait von Frau Horakova gestaltet, die gleich zu Beginn selbst über ihre tschechisch-deutschen Wurzeln spricht:

"Meine Eltern haben mich mit zwei Jahren in einem Wäschekorb nach Prag gebracht. Ich kann mich nur erinnern, dass die Situation wirklich nicht einfach war, denn die Aversion gegen die Deutschen zog sich noch lange bis in die fünfziger Jahre hinein. Ich war ja das Kind einer Deutschen, und aus der Zeit des Kindergartens habe ich noch drei, vier Erinnerungen, die sehr unerfreulich sind. Das ging nicht gegen mich, das ging gegen meine Mutter, und die habe ich selbstverständlich verteidigt. Dadurch habe ich mich in eine noch deklariertere Außenseiterrolle gebracht."

Die promovierte Philosophin gehörte in Prag zum intellektuellen Kreis der Regimekritiker. Nachdem sie die Charta 77 unterschrieben hatte, verließ sie die Tschechoslowakei und suchte in München ihr neues Glück. Horakova arbeitete als Kulturjournalistin für mehrere Blätter, die deutsche Sprache wurde ihr zum täglichen Brot.

"Das schwierige war, und das ist es eigentlich bis heute geblieben, die Umgangssprache. Ich kann über philosophische, geschichtliche und politische Themen Reden halten, aber ein Dialog mit umgangssprachlichen Ausdrücken, das fehlt mir einfach immer noch."

Heute entscheidet sie im Hamburger Kabinett über die Zukunft der Kultur in der Stadt. Während der Hochwasserkatastrophe im vergangenen Jahr sammelte sie Geld für die überflutete Prager Innenstadt. Dana Horakova pflegt auch noch private Kontakte zu Tschechien. Trotzdem habe sie in Hamburg Wurzeln geschlagen, wie sie selber gesteht. Die böhmische Herkunft kommt aber regelmäßig ans Tageslicht.

"Ich glaube, dass ich immer noch einen Hauch spontaner bin als meine Kollegen. Also wenn ich mich aufrege, dann rege ich mich auf. Und das merken dann auch alle. Aber ich bin nicht nachtragend. Wissen Sie, das habe ich mir schon vor vielen Jahren als Journalistin zum Prinzip gemacht. Wenn ich ein Problem mit irgendjemandem habe, dann sage ich es, und versuche es zu lösen. Ich schlucke nichts mehr. Ich habe die ersten Jahre als Journalistin sehr viel geschluckt und hatte dann vier Magengeschwüre. Und mein Mann ist an einem Magengeschwürdurchbruch fast verblutet. Und da habe ich mir gesagt: nein, das mache ich nicht mehr. Ich denke, dass ich nicht diplomatisch genug bin. Und das mag mit meiner böhmischen Herkunft zusammenhängen."

Und wie sieht sie nach ihrer jahrelangen Erfahrung die Deutschen?

"Wesentliche Unterschiede zwischen den Tschechen und Deutschen bestehen nicht mehr. Aber die Deutschen sind vielleicht doch noch einen Hauch disziplinierter."

Dana Horakova vermisst die Prager Kaffeekultur und das politische Engagement der Künstler. Dies findet man in Hamburg nicht, sagt sie. Tschechien ist für sie ihre ganz eigene Vergangenheit. Gegenwart und Zukunft sieht die ehemalige Bild-Journalistin nur noch in Deutschland. Schließlich gibt es ja im Kulturbereich Hamburgs noch eine Menge zu tun.

Mehr über Dana Horakova können Sie übrigens am kommenden Montag in unserer Sendereihe "Heute am Mikrophon" erfahren.