Das Budweiser „Energy Center“ berät beim Energiesparen

Das Energiesparen interessiert immer mehr tschechische Haushalte, Behörden und Betriebe. Kostenlose Beratung in diesem Bereich bietet unter anderem das „Energy Center“ in České Budějovice / Budweis. In den elf Jahren seines Bestehens hat sich das Energie-Zentrum einen sehr guten Ruf erworben als nützliche und kompetente Institution.

Das Budweiser „Energy Center“ besteht seit 1998. Die Mitglieder einer grenzüberschreitenden tschechisch-österreichischen Kommission beschlossen damals, ein Energieberatungszentrum in Budweis zu gründen. Der Anstoß dazu kam aus Österreich. Vorbild war der Oberösterreichische Energiesparverband, der Beratung und Ausbildung in diesem Bereich anbietet und sich bereit erklärte, seine Erfahrungen auch nach Tschechien zu exportieren. Ivana Klobušníková ist die Leiterin des Budweiser Energiezentrums. Sie beschreibt die Arbeit dort:

„Seit unserer Gründung haben wir über 8000 Gespräche zur Energieberatung geführt. Zielgruppe sind vorwiegend Privathaushalte, die ein Haus bauen beziehungsweise sanieren oder sich über Heizung, Wärmedämmung oder Solarkollektoren beraten lassen möchten. Außer der Energieberatung bieten wir Weiterbildung, Medienarbeit, Seminare und Exkursionen überwiegend nach Oberösterreich an. Jedes Jahr organisieren wir eine Reise zur Energiesparmesse in Wels – mit ungefähr fünf Bussen. Wir geben auch Broschüren heraus, so dass wir den Bewohnern von Südböhmen möglichst viele Informationen an die Hand geben.“

Foto: Europäische Kommission
Zu den neuesten Aufgaben des Energie-Zentrums gehört die Weiterbildung. Ein erster Kurs, bei dem potenzielle Energieberater aus der ganzen Tschechischen Republik ausgebildet wurden, fand bereits statt. Mit dem Zertifikat aus Budweis sind die Kursteilnehmer nun berechtigt, Beratung im Bereich von Energiesparmaßnahmen und erneuerbaren Energiequellen anzubieten. Ivana Klobušníková:

„In Tschechien gibt es soweit keine Energieberatung und dieser Energieberaterkurs ist der erste in Tschechien. Wir hatten die Kapazität von 50 Leuten, aber es haben sich 150 Leute angemeldet. Dieses Projekt ist zu 90 Prozent von der EU (Operationsprogramm Grenzüberschreitende Zusammenarbeit) finanziert, und Gott sei dank haben wir Geld für drei Kurse erhalten.“

Zu den erfolgreichen Absolventen des ersten Kurses gehört auch Bohuslav Čtveráček, ein Bauunternehmer:

„Ich wollte mich einfach weiterbilden. Das Thema ´Energiebedarf von Gebäuden´ ist heutzutage sehr wichtig, weil jeder die Kosten für das Heizen möglichst reduzieren will. Ich fange gerade an, als Bearbeiter von Energieausweisen von Gebäuden tätig zu werden. Darüber hinaus erstelle ich Fachgutachten für diejenigen, die sich finanzielle Unterstützung aus dem Regierungsprogramm ´Grünes Sparen´ beantragen. Für diese beiden Tätigkeiten habe ich in dem Kurs viel Wichtiges gelernt.“

Mit dem Kurs rennen die Berater im Budweiser Energiezentrum mittlerweile also offene Türen ein. Doch die Anfänge waren schwer, viele Vorurteile hatten sich in den Köpfen der Tschechen gehalten: vor allem das Misstrauen gegenüber umweltfreundlichen Energiequellen. Dies ging Hand und Hand mit der Einstellung zum südböhmischen Atomkraftwerk Temelín, die in Tschechien und Österreich völlig unterschiedlich war. Für die Tschechen waren die damaligen Grenzblockaden österreichischer Umweltschützer meist inakzeptabel, und auch für Politiker waren damals alternative Energieträger kein Thema. Das Budweiser Zentrum wurde anfangs sogar von der Oberösterreichischen Landesregierung finanziert. Dies war lange Zeit ein Problem für viele Tschechen. Sie warfen den Umweltschützern vor, Landesverräter zu sein. Das ist aber mittlerweile Vergangenheit, sagt Ivana Klobušníková.

„Zu Beginn vor zehn Jahren war dies ein Problem, ein Knackpunkt für uns. Bei jeder Pressekonferenz, bei jeder öffentlicher Veranstaltung haben wir Fragen beantworten müssen vom Typ: Wie stehen Sie zu Temelín, was machen Sie für oder gegen Atomenergie und so weiter? Und wir haben immer gesagt: Wir sind weder Befürworter noch Gegner von Temelín, wir möchten Energiesparmaßnahmen in Südböhmen unterstützen. Wir möchten nur, dass die Leute erfahren, wie sie mit der Energie effizient umgehen können. Ich glaube, dass uns auf diese Art und Weise gelungen ist, das Missvertrauen zu verscheuchen und gute Beziehungen zu den Menschen hier aufzubauen. Die Leute haben verstanden, dass wir unabhängig und neutral sind.“

Auch die Politik zieht mittlerweile mit. Der Hauptmann des Kreises Südböhmen wurde vor einigen Jahren zugleich stellvertretender Obmann des Zentrums. Und sein Nachfolger, der vor einem Jahr sein Amt antrat, hat diese Funktion übernommen. Allgemein hat sich in Tschechien einiges in der Klimapolitik getan:

„Wenn ich die heutige Lage mit der von vor zehn Jahren vergleiche, dann sehe ich: Die Leute wissen deutlich mehr. Sie kommen mit gezielten Fragen wie zum Beispiel: ´Wir möchten ein Haus sanieren - würden Sie uns das oder das empfehlen?´ Die Zahl unserer Energieberatungsgespräche steigt auch deswegen, weil in Tschechien neue Förderungen ausgeschrieben worden sind. Das sind Förderungen für Passivhäuser, Wärmedämmung, Solarkollektoren, Biomasse und Wärmepumpen. Es ist klar, wenn die Leute einen Zuschuss vom Staat bekommen können, dann fangen sie sich an für Energiesparmaßnahmen zu interessieren“, so Ivana Klobušníková.

Foto: Europäische Kommission
Die Unterstützung aus Oberösterreich besteht aber weiter - sie deckt etwa die Hälfte der gesamten Kosten des Zentrums. Zu den weiteren Geldgebern gehören die südböhmische Landesregierung, das Umwelt- und das Handelsministerium sowie die Europäische Union.

Neben den Energiesparmaßnahmen steigt in Tschechien auch das Interesse an umweltfreundlichen Energiequellen. Das betrifft vor allem die Solarenergie. Auch in Sudböhmen sind in einigen Orten Fotovoltaikanlagen installiert. Diese Anlagen sind für Investoren sehr lukrativ, weil die Energieversorger per Gesetz verpflichtet sind, den Strom aus Solaranlagen 20 Jahre zu sehr hohem Preis einzukaufen. Trotzdem sieht Ivana Klobušníková in diesem Bereich noch Reserven:

„Vor allem im Bereich der Solarkollektoren liegen wir weit hinter Oberösterreich. Das ist aber kein Wunder, weil Oberösterreich an der Spitze in Europa steht. Ich sehe zugleich eine Chance darin, dass die Regierung neue Förderungen anbietet und die Leute vermehrt Anträge stellen, um sich Sonnenkollektoren installieren zu lassen. Zudem hat auch die Biomasse großes Potential hier in Südböhmen und wir bemühen uns, sowohl kleine private, als auch große Anlagen zu unterstützen.“

In Südböhmen steigt des Weiteren die Zahl von Menschen, die Aktionäre in österreichischen Betrieben zur Herstellung alternativer Energie sind. Und dies sind nicht nur bewusste Umweltschützer. Diese Investitionen bringen sehr guten Ertrag. Manche Tschechen würden auch andere in Österreich übliche Investitionsmöglichkeiten begrüßen: zum Beispiel Zusammenschlüsse kleiner Sparer, die sich an der Entstehung kommunaler Solar- oder Windanlagen beteiligen und davon auch profitieren. So etwas gibt es jedoch in Südböhmen noch nicht. Ivana Klobušníková:

Foto: Europäische Kommission
„Es gibt einzelne Initiativen dieser Art zwar in Tschechien, aber in anderen Gegenden des Landes. Ich weiß von einer Organisation, die eine Fotovoltaikanlage auf dieser Basis betreibt. In Südböhmen ist man eher konservativ. Ich glaube, es kommt vielleicht noch aus der früheren kommunistischen Zeiten, dass die Leute Missvertrauen haben, wenn sie etwas mit anderen Menschen teilen sollen. Dann glauben sie, dies würde sicher nicht klappen und es würde jemand von dem Gemeinsamen etwas für sich abzweigen wollen.“

Es ist aber laut Ivana Klobušníková offensichtlich, dass solche Vorurteile von Jahr zu Jahr geringer werden. Dazu trügen auch die gegenwärtige Wirtschaftskrise und der Zwang zu sparen bei.