Das Erwachsenwerden im Fokus – Europäische Filmtage in tschechischen Städten

Eine bunte Auswahl von aktuellen und preisgekrönten Filmen aus 30 Ländern wird bei den bevorstehenden Europäischen Filmtagen in Prag, Brno / Brünn und Ostrava / Ostrau gezeigt.

Šimon Šafránek | Foto: Tomáš Patrick Hyánek,  Tschechischer Rundfunk

Mit dieser Kennmelodie werden die Filmvorstellungen bei der 30. Auflage der Europäischen Filmtage eingeleitet. Zu sehen sind dabei genauso Werke von renommierten Regisseuren wie Debütstreifen. Das Hauptthema des neuen Festivaljahrgangs sei das Erwachsenwerden, sagt Šimon Šafránek. Er ist Dramaturg der Europäischen Filmtage.

„Geschichten von Teenagern und Kindern habe ich in größeren Umfang im vergangenen Jahr beim Filmfestival in Cannes gesehen. Aber auch im Programm weiterer Festivals ist dieser Trend deutlich zu erkennen. Im Fall der Filmtage hängt dies vielleicht damit zusammen, dass ich mich auf Erstlingswerke konzentriere. Wir führen sogar einen Wettbewerb für solche Debüts durch. Und bei diesen Filmen sind die Probleme der Kinder wirklich derzeit das Thema Nr. 1.“

Ein weiteres Thema, mit dem sich aktuell die Kinoregisseure beschäftigen, sind Desinformationen. Der Festivaldramaturg:

„Interessanterweise sind in Osteuropa gleich mehrere Filme entstanden, die sich mit dem Zerfall der Sowjetunion und der derzeitigen Bedrohung durch Russland befassen. Dorthinein spielt auch das Problem der Desinformationen. Es handelt sich vor allem um Produktionen aus Estland, Lettland, Litauen und Ungarn.“

Beim Festival steht des Weiteren Musik im Film als Thema im Vordergrund…

„Wir zeigen unter anderem den neuen Film von Fatih Akin, ,Rheingold‘. Er erzählt von einem kurdisch-deutschen Rapper, der vom Gangster zum Rapper geworden ist. In diesem Jahr gibt es zudem eine Retrospektive von Fatih Akin. Gezeigt werden die Filme ,Auf der anderen Seite‘, ,Soul Kitchen‘, ,Aus dem Nichts’ und ,Der goldene Handschuh‘. Ich halte Akin für einen der interessantesten Filmregisseure in Europa überhaupt.“

Šimon Šafránek macht zudem auf den seinen Worten nach hochinteressanten deutschen Debütfilm „Piaffe“ aufmerksam, der beim Festivalwettbewerb läuft. Gedreht hat ihn die in Berlin lebende israelische Künstlerin und Regisseurin Ann Oren. Sie wird auch Gast der Filmtage sein. Ein weiterer hervorragender Wettbewerbsstreifen komme aus der Schweiz, fährt der Dramaturg fort:

„Englisch heißt der Film ,Thunder‘. Carmen Jaquier hat dabei eine Retrogeschichte von Anfang des 19. Jahrhunderts gedreht. Es ist ein sehr starker Film, der in einer christlichen Gemeinde in den Alpen spielt.“

Bei den Filmtagen werden auch einige Preise verliehen – so etwa für das beste Debüt und für den besten Musikfilm. Mit dem Preis „Lux“ des Europäischen Parlaments wird zudem ein Streifen ausgezeichnet, über den die Zuschauer noch bis 12. Juni unter www.luxaward.eu/cs/ abstimmen können.

Das Begleitprogramm der Filmtage umfasst Seminare für Kinobetreiber und Diskussionen unter anderem über das Problem der Desinformationen und hybriden Drohungen. Im Prager Kino Lucerna wird des Weiteren eine karitative Ausstellung gezeigt, die in Zusammenarbeit mit dem Verein „Hlas zvířat“ („Stimme der Tiere“) zusammengestellt wurde.

Die Europäischen Filmtage finden vom 20. bis 25. April in Prag, Brünn und Ostrau statt. Eine Auswahl der Festivalfilme wird anschließend von 26. bis 30. April in weiteren Städten gezeigt. Mehr über das Programm erfahren Sie unter www.eurofilmfest.cz.