Das Karma des Kurma: Das pakistanische Restaurant RANA

Dass die indische Küche Besonderes zu bieten hat, weiss jeder, der gut gewürzte, pikante Speisen liebt. Und indische Restaurants gibt es in Prag schon einige. Darüber mehr in einer späteren Sendung. Dass die Küche Pakistans durchaus eigenständig, geschmacklich sehr vielfältig, ja aufregend ist, das habe ich erst hier in Prag erfahren. Inzwischen gibt es zwei pakistanische Restaurants. Das eine ist das Mailsi, situiert in der Lipanská-Strasse in Zizkov, das andere, von dem hier die Rede sein soll, heisst RANA und liegt etwas weniger zentral in Libeò Prag 8. Das unauffällige, einfach eingerichtete Lokal mit dem dominierenden Pizza- und Tandooriofen wird seit anderthalb Jahren von Ahmad Mehfooz geführt, der die originalen Rezepte seiner Mutter und Grossmutter weiterentwickelt und verfeinert hat. Das Originelle übrigens ist, dass das RANA auch die Pizzeria NAPOLI umfasst, sodass man ohne Weiteres auch italienisch essen kann, wenn man will.

Die freundliche, fast familiäre Bedienung, die arabisch-orientalische Musik und die verführerischen und aufregenden Düfte der hin und her servierten Speisen lassen die Herzen aller Freunde guter Küche höher schlagen.

Die Speisekarte umfasst ein sorgfältig ausgesuchtes Angebot zu überaus vernünftigen Preisen. Neben den Vorspeisen, die man am ehesten mit der indischen Küche vergleichen kann, sind die Hauptspeisen nach den verschiedenen Fleischarten sortiert: Hähnchen, Lamm, Rind, Krevetten und Tigerkrevetten. Aber auch ein umfangreiches Angebot an vegetarischen Gerichten gibt es. Das Besondere, der kulinarische Kick sozusagen, sind nun aber die verschiedenen Zubereitungsarten und vor allem die Saucen, die für den Gaumen von zart würzig über kräftig aromatisch bis himmlisch scharf ein wahres Feuerwerk an Geschmäckern entfalten. Das Interessante daran ist, dass auch die schärferen Speisen unsere empfindlichen europäischen Gaumen und Zungen nicht taub machen, sondern dass eine Vielzahl an immer wieder erstaunlichen und überraschenden Geschmacksnuancen jedes Gericht zu einem kulinarischen Kunstwerk werden lassen.

Genug geschwärmt, nun zu den Fakten. Als Amuse-bouche werden frisch zubereitete Teigsticks mit drei würzigen Saucen offeriert, die uns, von scharf bis leicht süsslich, auf das Kommende einstimmen. Die Vorspeisen umfassen z.B. Tandoori-Spiesschen, Shis-Kebab und gefüllte Teigtaschen. Von den vielfältigen Hauptspeisen, die verschiedenartige Currys ebenso umfassen wie Birjani-Gerichte, seien nur zwei besonders erwähnt, die ich immer wieder mit Freuden geniesse. Zunächst sind da alle Speisen, deren Bezeichnung Kurma lautet. Dabei handelt es sich um eine phantastisch sahnige, leicht aber aufregend würzige Sauce, in der, laut Speisekarte, Dörrfrüchte und Mandeln enthalten sind. Spannend ist es, den einzelnen Ingredienzien nachzuspüren rsp. nachzuschmecken, was aber das europäische Vorstellungsvermögen in Sachen Geschmack bei weitem übersteigt. Ebenso zu empfehlen sind die eigentlichen Hausspezialitäten für zwei Personen, das Karai RANA und das Sef Karai. Auch diese Gerichte werden mit einer geschmeidigen, gehaltvollen Sauce serviert, die ansatzweise an das Kurma erinnert, allerdings noch eine ganze Palette mittelscharfer bis sehr würziger Bestandteile aufweist. Herrlich dazu schmeckt Chawal, der typische, ebenfalls gewürzte Reis. Alle Gerichte werden mit besten Zutaten frisch zubereitet, weshalb man auch etwas Geduld aufbringen muss, was aber angesichts der Resultate problemlos gelingt.

Neben tschechischen Weinen wird ein gutes, offenes Bier, das Millenium von Staropramen, serviert.

Sehr zu empfehlen ist am Schluss jeder Mahlzeit das auch aus der indischen Küche bekannte Lassi, ein Milch-Joghurt-Getränk, das es salzig oder süss gibt und das die Verdauung angenehm befördert. Wer aber immer noch Lust auf einen deftigen Eisbecher mit Schlagsahne und allem Drum und Dran hat, der kommt im RANA ebenfalls nicht zu kurz.