Das Prager Goethe-Institut geht wieder an den Start
Nach einer mehrwöchigen Sommerpause legen nicht nur die Schulen wieder los, sondern auch das Goethe-Institut in Prag. Und zwar mit Sprachkursen, Lesungen, Filmvorführungen, Ausstellungen und vielen anderen Projekten. Armin Jablonski sprach im Goethe-Institut mit der Leiterin der Programmarbeit, Angelika Eder, und zwar über das, was das Goethe-Institut für die kommenden Monate vorbereitet hat.
Nach einer mehrwöchigen Sommerpause legen nicht nur die Schulen wieder los, sondern auch das Goethe-Institut in Prag. Und zwar mit Sprachkursen, Lesungen, Filmvorführungen, Ausstellungen und vielen anderen Projekten. Armin Jablonski sprach im Goethe-Institut mit der Leiterin der Programmarbeit, Angelika Eder, und zwar über das, was das Goethe-Institut für die kommenden Monate vorbereitet hat.
Frau Eder, Sie sind die Leiterin der Programmarbeit des Goethe-Instituts Prag. Die Sommerpause ist nun vorbei und das neue Veranstaltungsprogramm steht fest. Mich würde zu Beginn interessieren, an wen sich Ihr Programm richtet, wer die Zielgruppe ist?
„Die Veranstaltungen, die wir in der Regel auch gemeinsam mit tschechischen und anderen europäischen Partnern vorbereiten, richten sich in erster Linie an das tschechische Publikum, das sich für deutsche Kultur, zum Beispiel Literatur, bildende Kunst, Film, Theater, Musik, interessiert. Die wollen wir mit den aktuellen Strömungen zeitgenössischer Kunst in Deutschland bekannt machen und sie mit deutschen Künstlern in Kontakt bringen. Vorrangig sind wir also hier, um die Leute im Gastland zu erreichen und ihnen anzubieten, mit uns gemeinsam deutsche Kultur zu entdecken.“
Dieses Jahr wird der 20. Jahrestag des Mauerfalls gefeiert – das ist sicherlich auch bei Ihnen ein Topthema?
„Ja, die zwanzig Jahre nach dem Mauerfall sind für uns ganz wichtig, weil das Goethe-Institut relativ bald nach 1989 gegründet wurde und sich daraus ganz neue Möglichkeiten der Kooperation boten. Wir haben dieses Jubiläum schon sehr lange vorbereitet und bereits das ganze Jahr Veranstaltungen dazu durchgeführt. Jetzt im Herbst wird es natürlich nochmal ganz besonders wichtig. Da werden wir vom 16.-18. September eine Konferenz zur politischen Kultur – Die Veränderungen nach 1989 auf dem Schloss Liblice haben. Außerdem gibt es ein europaweites Theaterprojekt, das den Titel ´After the Fall´ trägt. Dafür haben wir verschiedene Stückeschreiber aus osteuropäischen Ländern beauftragt, die Frage zu verarbeiten, was aus der Gesellschaft 20 Jahre nach dem Fall der Mauer geworden ist. Und wir haben hier in Prag am 14. September die Uraufführung des tschechischen Beitrags zu diesem Projekt. Die Idee dabei ist, die Stücke aus den jeweiligen Ländern dann auch in andere Länder zu bringen. Sodass man sich, zum Beispiel, den dänischen Blick eines Dramatikers auf 1989 wiederum in Ungarn anschaut oder dass man den tschechischen Beitrag zu einem Gastspiel nach Deutschland oder Großbritannien einlädt. Hier in Prag ist die Vorprämiere am 8. und die Prämiere am 14. September.“
Und die Aufführungen finden dann in der jeweiligen Landessprache statt?
„Ja. Also bei dem tschechischen Stück ist die Besonderheit, dass es in Deutsch und Tschechisch ist. Ich habe es selbst noch nicht gesehen, ich bin sehr gespannt. Es ist ein ganz kleines Theater, man sollte sich also rechtzeitig um Karten bemühen. Aber weitere Aufführungen sind dann im Oktober und November und danach geht es hoffentlich so weiter.“
Ihr Programm ist ja sehr vielfältig, zum Beispiel Workshops und Ausstellungen. Ich habe mir den Workshop „Himmelweit gleich – Europas 1989“ notiert, wo es um die Recherche junger Studenten aus Prag, Dresden und Bratislava geht.„Das ist ein Projekt, auch zusammen mit der Brücke-Most-Stiftung, wo eben versucht wird, auch die jüngeren Generationen mit einzubeziehen in ihrem Blick auf 1989. Wichtig war es uns bei allen diesen 89er-Projekten, dass man nicht Zeitzeugen zusammen bringt, die gemeinsam sentimental darauf gucken, welche Euphorie herrschte, sondern auch darauf schaut, was das für die junge Generation bedeutet. Die sind ja mit diesen Bildern und Erinnerungen der Eltern, Großeltern, Lehrern usw. groß geworden. Wie gehen sie damit um? Und natürlich sehen wir in diesen Sachen immer auch eine Chance, dass Deutsche und Tschechen etwas Gemeinsames entdecken. Denn 1989 ist ein Phänomen, ein Ereignis, das beide Länder ungeheuer beeinflusst und verändert hat. Und da kann man so ein bisschen anknüpfen.
Wo Sie sagen Ausstellungen, möchte ich noch auf die Ausstellung ´Ortszeit´ hinweisen: Das ist eine Plakatausstellung mit Photographien von Stephan Koppelkamm, der die gleichen Orte vor und nach 1989 photographiert hat. Die zeigen wir hier im Institut. Da ist die Eröffnung am 24. September.
Zum Thema 1989 möchte ich auch noch auf eine weitere Sache hinweisen, die wir gerade vorbereiten. Das ist ein Produkt im Internet: Bei ´Mein 1989´ haben wir Schriftstellerinnen aus verschiedenen Ländern gebeten, einen kurzen Text zu schreiben um ihren ganz persönlichen Blick auf 1989 zu schildern. Die Texte aus den jeweiligen Ländern werden wir in alle anderen beteiligten Sprachen übertragen. Man kann dann also im Internet verschiedene literarische Auseinandersetzungen mit den jeweils sehr persönlichen Erfahrungen des Jahres 1989 lesen.“
Es gibt ja womöglich auch Hörer, die das Goethe-Institut noch überhaupt nicht kennen: Was sind denn die Dienstleistungen, die sie immer anbieten?„Das Goethe-Institut hat drei große Ziele oder Aufgaben: Das Eine ist natürlich, dass wir die deutsche Sprache im Ausland fördern wollen. Das tun wir, indem wir selbst Sprachkurse und Prüfungen anbieten. Und unsere Sprachkurse sind einfach ziemlich gut…Das tun wir aber auch, indem wir ein sehr reiches Programm für Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer im Land anbieten und sie in ihrer Arbeit unterstützen. Durch die Entwicklung von Materialien, durch Fortbildungen und Workshops. Und wir versuchen auch, dass Deutsch seinen Platz in den Curricula findet und wir uns beteiligen.
Der zweite Bereich besteht darin, aktuelle Informationen über das Leben in Deutschland zur Verfügung stellen: Was passiert in der Gesellschaft, was bewegt die Deutschen? Das machen wir über unsere Internetangebote, die in der Regel zweisprachig (deutsch und tschechisch) sind, so dass man nicht unbedingt Deutsch können muss um sich für Deutschland und deutsche Kultur zu interessieren. Daher versuchen wir diese Dinge auch auf Tschechisch bereitzustellen. Wir haben hier im Institut auch noch eine wunderbare Bibliothek, in der man ausgezeichnet beraten wird.
Und der dritte Bereich ist, dass wir die kulturelle Zusammenarbeit fördern. Das heißt, wir wollen nicht einfach deutsche Kunst zeigen und repräsentativ sagen: ‚Wie schön’. Sondern wir wollen immer gemeinsam mit tschechischen Partnern etwas entwickeln damit ein Austausch stattfindet und auch wieder etwas nach Deutschland zurückkommt.“
Überall wird über die Wirtschaftskrise gesprochen – ist sie auch im Goethe-Institut zu spüren, müssen Sie sich also bald auf Einsparungen einstellen, die sich dann auf das Angebot auswirken werden?„Wir leben ja nicht auf einer Insel. Es war schon im Frühjahr klar, dass ein Teil unseres Budgets gesperrt wird, weil man die Entwicklungen nicht absehen konnte. Und wir werden auch in den nächsten Jahren nicht mehr Geld zur Verfügung haben als jetzt. Wir spüren das vor allem aber auch darin, dass unsere Partner in Projekten weniger Geld zur Verfügung haben und dass die Sponsoren zögerlicher sind. Wir sind genau wie alle anderen Kultureinrichtungen auf Drittmittel, Sponsoren-, EU-Gelder und auch Spenden angewiesen. Denn nur aus unserem Budget alleine können wir das, was wir machen wollen und auch große Projekte nicht stemmen. Da merken wir schon, dass es schwieriger wird. Also muss man wieder ein bisschen kreativer sein, um das Geld für bestimmte Dinge zusammen zu bekommen.“
Aber trotzdem erscheint mir das sehr vielfältig zu sein, was Sie gerade dargestellt haben.
„Man versucht natürlich dann auch an Dingen zu sparen, die nicht so sichtbar sind. Oder dass man auf das eine oder andere Projekt verzichtet. Aber es ist immer noch ein ziemlich reichliches Programm.“