Das tschechische Bier – auch schon in den 1930er Jahren gesund

Aufgrund unseres Jubiläums haben wir eine kleine Zeitreise in unsere Gründungsjahre gemacht und recherchiert, was die Wirtschaft damals besonders bewegte – und sind über einen damals wie heute beliebtes tschechisches Produkt, das Bier, gestolpert. Und auch damals schon haben sich interessante Begründungen gefunden, warum Bier gekauft oder eher getrunken werden sollte.

In den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde nicht nur Radio Prag gegründet, nein auch in einem Wirtschaftssektor, der heute zu Tschechiens Exportschlagern gehört, wurden bahnbrechende Erkenntnisse gewonnen. Die Rede ist von der Herstellung und dem Verkauf von Bier, bei dessen jährlichem Pro-Kopf-Verbrauch Tschechien bekanntlich mit rund 160 Litern nach wie vor Weltspitze ist. Vielleicht ist das auch auf eine Diskussion aus jener Zeit im Tschechischen Rundfunk zurückzuführen, bei der sich zwei anerkannte Mediziner und ein Vertreter der Bierindustrie mit der Frage auseinandersetzten: Ist das Trinken von Bier wie eine Medizin? Für Doktor Batěk, der sich zu seinem asketischen Leben bekannte, lag die Antwort klar auf der Hand:

„Ich bin gern lustig und auch froh, auf der Welt zu sein. Und ich muss Ihnen sagen, dass ich heute im Alter gesünder bin als in jungen Jahren, als ich noch getrunken habe.“

Der mitdebattierende Brauereidirektor, ein Herr Plašil, ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken. Er nutzte vielmehr die Gunst der Stunde, um den dritten Gesprächsgast, den angesehenen Professor Josef Charvát, nach dessen Meinung zu folgenden Erkenntnissen zu fragen:

„Herr Professor, eine Reihe von Wissenschaftlern spricht vom Bier als eine Medizin. Zum Beispiel empfiehlt der Vorsitzende der Universitätsklinik, Prof. Dr. Pilnař, das Pilsener Urquell als Arznei, wenn der Magen übersäuert ist, bei Blutarmut, Appetitlosigkeit oder bei Magen- und Darmkrankheiten.“

Prof. Dr. Charvát, populär geworden auch als Gründer der tschechischen Endokrinologie, antwortete prompt:

„Bier ist wirklich eine Medizin. Aber ich wiederhole es noch einmal: Es hängt auch davon ab, welche Menge Bier ich trinke und wo ich sie trinke.“

Um zu verdeutlichen, welche Menge er darunter verstehe, ergänzte Charvát:

„Als praktizierender Arzt sage ich: Wenn ich schon trinke, dann sollte ich wenig trinken und vor allem keine starken Alkoholgetränke. Mir ist es lieber, wenn man zwei Bier trinkt statt einen Cocktail.“

Foto: CzechTourism
Diese Auffassung vom Biertrinken teilte sogar – wie bei den zustimmenden Bekundungen unschwer zu hören war – der sonst so gestrenge Doktor Batěk. Der Philosophie von Batěk, dass nur ein auf Verzicht von Alkohol und anderen Lastern aufgebautes Leben ein wirklich redliches Leben sei, aber erteilte Charvát eine Absage. Batěk könne sich nicht der Illusion hingeben, dass die Menschheit vollkommen sei, und ebenso wenig könne er, Batěk, nicht nachvollziehen, dass für viele Leute ein Glas Bier am Abend der schönste Lohn nach einem anstrengenden Arbeitstag sei, so Charvát. Und weil er aus Erfahrung wisse, dass strenge Verbote eher das Gegenteil bewirken, resümierte Charvát:

„Allen Leuten, besonders aber jenen, die hart arbeiten, sei täglich nach der Arbeit ein Glas Bier gegönnt. Einem gesunden Menschen kann der Gerstensaft nichts anhaben, und als ein im Volk beliebtes Genussmittel hat Bier seine Berechtigung. Es wäre genauso unsinnig, jemanden zu zwingen ein Bier zu trinken, das ihm nicht schmeckt, wie jemandem das Trinken einer kleinen Menge Bier zu verbieten, dem Bier schmeckt und nicht schadet.“

Diese Aussage danken die bierverwöhnten Tschechen Professor Charvát bis heute. Und was liegt auch für uns, die Redakteure von Radio Prag näher, als heute mit einem köstlichen Pilsner Urquell auf unser stolzes Senderjubiläum anzustoßen. Na dann, prost!