Davis Cup: Tschechien nach Sieg über Serbien im Halbfinale – dort wartet Argentinien

Tomáš Berdych (Foto: ČTK)

Der Davis Cup ist nicht nur ein populärer Sportpokal, sondern auch der traditionsreichste Mannschaftswettbewerb der Welt überhaupt. Er wird seit 112 Jahren ausgetragen und in seinen Annalen sind bis dato exakt 100 Sieger verewigt. Einmal, 1980, hat auch die damalige Tschechoslowakei die begehrte Salatschüssel erobert. Danach aber herrschte lange Zeit Flaute im hiesigen Männertennis – bis vor drei Jahren, als die heutigen Top-Stars, Tomáš Berdych und Radek Štěpánek, das tschechische Team bis ins Finale brachten. Der Sieg über die favorisierten Spanier war ihnen nicht vergönnt, doch in diesem Jahr nehmen sie und das Team einen neuen Anlauf. Am Ostersonntag hat Tschechien durch den 4:1-Sieg über Serbien bereits wieder das Halbfinale erreicht.

Tomáš Berdych  (Foto: ČTK)
Tomáš Berdych verwandelt den zweiten Matchball im Einzel mit Janko Tipsarevic zum 7:6, 7:6 und 7:6 (Originalton).

In der Tat, es war nichts für schwache Nerven, was da im dritten Einzel des Duells Tschechien gegen Serbien am Sonntag in der Prager O2 Arena geboten wurde. Auf roter Asche standen sich die Top-Spieler der beiden Teams, Tomáš Berdych und Janko Tipsarevic, gegenüber. Ein Sieg von Berdych bedeutete den entscheidenden dritten Punkt für die Gastgeber, und die ersten beiden Sätze hatte er jeweils im Tiebreak bereits für sich entschieden. Im Tiebreak des dritten Satzes sah es zunächst so aus, als wenn Tipsarevic den Spieß nun umdrehen könne, aber Berdych kann beim Stand von 3:6 drei Satzbälle von Tipsarevic abwehren und zum 6:6 ausgleichen.



Janko Tipsarevic  (Foto: ČTK)
Und Berdych nutzte, wie gerade gehört, den nun erworbenen psychologischen Vorteil, um seinerseits den zweiten Matchball zum Drei-Satz-Sieg zu verwandeln. Nach der Partie zeigte sich Berdych erfreut, den Tick besser gewesen zu sein:

„Es ist toll, dass ich die Endphase der Sätze immer gemeistert habe, und das ist das Wichtigste. Es war zwar stets nur um Haaresbreite, aber ich bin froh, dass mir das gelungen ist.“

Im Auftakteinzel am Freitag hatte Berdych mit einem klaren Drei-Satz-Sieg über die Nummer zwei der Serben, Viktor Troicki, schon dafür gesorgt, dass die tschechische Mannschaft auf Kurs kam. Den Kurs in Richtung Weiterkommen wollte auch Radek Štěpánek einhalten, und bot Janko Tipsarevic danach einen beherzten Kampf. Štěpánek verlor jedoch sein Einzel nach fünf Sätzen und ließ dabei drei Matchbälle aus. Kapitän Jaroslav Navrátil war darüber nicht begeistert:

Tomáš Berdych und Jaroslav Navrátil  (Foto: ČTK)
„Natürlich bin ich unzufrieden, denn nach dem Spiel, das wir von Radek gesehen haben, hätten wir jetzt 2:0 führen können. Wir hätten schon einen Schritt vor dem Weiterkommen stehen können, also bin ich nicht zufrieden.“

Navrátils Miene hellte sich aber am Samstag schon wieder auf, als Berdych und Štěpánek das Doppel klar in nur drei Sätzen für sich entschieden. Mit dem 2:1-Vorsprung im Rücken ging Berdych dann in das Sonntagspiel mit Tipsarevic und gab auch diesmal keinen Satz ab. Deshalb konnte sich der 26-Jährige danach zu Recht als der „Held von Prag“ feiern lassen:

Tomáš Berdych und Radek Štěpánek  (Foto: ČTK)
„Das war die beste Art, den Serben die Niederlage von vor zwei Jahren heimzuzahlen. Es war die Revanche für das 2:3 in Belgrad.“

2010 war Berdych mit seinen zwei Einzel-Niederlagen noch der Verlierer gewesen. Jetzt aber richten sich die Blicke der tschechischen Tennisspieler nach vorn: Im Halbfinale im September ist nun Argentinien der nächste Gegner. Laut Berdych ist das ein weiterer harter Brocken:

„Ein ungemein schwerer Gegner, zumal wir in Argentinien antreten müssen. In dieser Saison ist das für uns wohl die höchste Hürde. Sie zu überspringen ist aber reeller, als in Spanien zu gewinnen.“

Autor: Lothar Martin
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