Den Entzug zahlt der Chef – Erste Nichtraucherfirma in Tschechien

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Für 7500 Mitarbeiter des Hütten- und Metallbauunternehmens Arcelor Mittal ist Schluss mit Zigaretten – zumindest während der Arbeitszeit. Seit dem 1. September ist der tschechische Ableger des internationalen Konzerns eine Nichtraucherfirma. Die Angestellten, die noch rauchen, erhalten sogar eine Entziehungskur von der Firma.

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Auch in Tschechien kommt Rauchen aus der Mode. Obwohl das Parlament ein Rauchverbot in Gaststätten schon mehrmals abgelehnt hat, schießen rauchfreie Lokale wie Pilze aus dem Boden. Auch am Arbeitsplatz müssen Zigarettenliebhaber für die Raucherpause in separate Ecken oder ganz vor die Tür. Dass aber ein Arbeitgeber das Rauchen in der Arbeitszeit ausdrücklich verbietet, so etwas gab es noch nicht. Das Verbot von Arcelor Mittal gilt auch für Gäste und LKW-Fahrer. Bei mehrmaliger Verletzung des Verbotes droht den Angestellten sogar die Kündigung. Allerdings hat die Firmenleitung ihre Absicht schon vor einem Jahr angekündigt und allen Mitarbeitern eine Entziehungskur angeboten. Falls jemand trotz der Behandlung noch Entzugserscheinungen zeigt, darf er nun ein wenig reinen Tabak mit in die Arbeit bringen. Markéta Kouklíková ist Managerin bei der Personalagentur Manpower. Sie glaubt, dass sich die Maßnahme für die Firma vor allem wirtschaftlich lohnt.

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„Das Rauchen beeinträchtigt natürlich die Produktivität, besonders wenn der Arbeitgeber keine klaren Regeln für Raucherpausen vorgibt. Dann ist es schwer festzustellen, wie viel Zeit der Arbeiter abseits vom Arbeitsplatz verbringt. Es kann auch zu Konflikten zwischen Rauchern und Nichtrauchern kommen. Wenn man die Zeit zusammenrechnet, die ein Raucher seiner Sucht widmet, kommen wöchentlich mehrere Stunden zusammen. Die Raucherpausen sind eigentlich ein Arbeitszeitverlust.“

Laut einer früheren Schätzung von Arcelor Mittal rauchten etwa 30 Prozent aller Arbeitnehmer. Einige hörten von selbst auf, die Entziehungskur absolvierten schließlich 97 Menschen. Dafür bezahlten sie etwa ein Drittel der Gesamtkosten. Wenn aber ein Arzt nach einem Jahr bestätigt, dass der Arbeitnehmer wirklich nicht mehr raucht, wird dieser Beitrag zurückgezahlt. Für Markéta Kouklíková ist das ein außergewöhnlicher Bonus von Seiten der Firma:

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„Immer mehr Firmen motivieren ihre Mitarbeiter zu einem gesunden Lebensstil. Beispiele wären zum Beispiel Yoga, Sportangebote, Bio-Lebensmittel in der Kantine oder Meditationen. Mich persönlich hat vor kurzem eine IT- Firma überrascht, in der jeder Angestellte 15 Prozent der Arbeitszeit mit der Entwicklung eines eigenen Projektes verbringen darf. Das Projekt muss gar nichts mit dem Arbeitsbereich der Firma zu tun haben. Es kann sich um Umweltschutz, Soziale Themen, Bildung, Gesundheit oder irgendetwas anderes drehen, was den Arbeitnehmer persönlich interessiert.“

Arcelor Mittal  (Foto: Archiv ArcelorMittal Ostrava)
Motivationsanreize dieser Art werden bei tschechischen Firmen immer beliebter. Auch ihnen geht es darum, gesunde und zufriedene Mitarbeiter zu haben. Daher ist zu erwarten, dass Arcelor Mittal nicht lange die einzige Nichtraucherfirma in Tschechien bleibt.