Weltnichtrauchertag 2022: Fünf Jahre öffentliches Rauchverbot in Tschechien
In Tschechien gilt seit fünf Jahren ein Rauchverbot in Kneipen, Clubs und anderen öffentlichen Räumlichkeiten. Die Zahl der Raucher geht aber nur sehr langsam zurück.
Am Dienstag ist nicht nur World No Tobacco Day, also der Welttag ohne Tabak. In Tschechien jährt sich zudem zum fünften Mal die Einführung dessen, was von der Bevölkerung allgemein als Nichtrauchergesetz bezeichnet wird. Seit 2017 darf hierzulande in Restaurants und Kneipen, an Bushaltestellen, auf Kinderspielplätzen oder auch im Zoo nicht mehr geraucht werden. Die Richtlinie reguliert aber auch den Alkoholkonsum im öffentlichen Raum. Bei seiner Einführung rief das Gesetz noch viel Unmut in der tschechischen Bevölkerung hervor, vor allem Restaurantbetreiber befürchteten einen Rückgang der Besucherzahlen. Fünf Jahre später zieht das Gesundheitsministerium aber eine positive Bilanz. Pressesprecher Ondřej Jakob in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Das eigentliche Ziel des Gesetzes, nämlich der Schutz der Gesundheit aller Bürger, wurde bisher erfüllt. Positiv bewertet werden kann vor allem das Rauchverbot in Restaurants, das allgemein gut angenommen wurde. 80 Prozent der Nichtraucher sind weiterhin für diese Regelung sowie 50 Prozent der Raucher.“
Ähnlich äußert sich Eva Králíková vom Zentrum für Tabaksüchtige, das von der ersten Medizinischen Fakultät an der Karlsuniversität und der Allgemeinen Uniklinik in Prag betrieben wird:
„Ich bewerte das Gesetz auf jeden Fall positiv. Mich stört nur die häufig benutzte Bezeichnung Antirauchergesetz, denn es richtet sich nicht gegen Raucher. Nur etwa ein Zehntel der Vorgaben betreffen nämlich das Rauchen.“
Zwar habe die Zahl der tabaksüchtigen Patienten in ihrer Einrichtung seitdem nicht abgenommen, fährt die Wissenschaftlerin fort. Jenen, die sich das Rauchen abgewöhnen, würde es nun aber leichter fallen, bei ihren Restaurantbesuchen nicht rückfällig zu werden, betont Králíková. Bei Nichteinhaltung des Rauchverbots sieht das Gesetz im Übrigen eine Geldstrafe von 5000 Kronen (etwa 200 Euro) vor.
Laut dem Staatlichen Gesundheitsinstitut haben in Tschechien im vergangenen Jahr etwa 25 Prozent aller Menschen ab 15 Jahre Zigaretten konsumiert. 2012 waren es noch mehr als 30 Prozent. Králíková kommentiert:
„Die Daten des Gesundheitsinstituts zeigen in den vergangenen Jahren einen sehr leichten, aber trotzdem rückläufigen Trend. Trotzdem gibt es bei uns immer noch zweimal mehr Raucher als in entwickelten Ländern wie Australien, Kanada, USA oder England.“
Ein deutlicher Rückgang des Zigarettenkonsums ist vor allem bei der jüngeren Bevölkerung Tschechiens zu verzeichnen. Allerdings greifen junge Raucher oft auf Alternativprodukte wie E-Zigaretten oder Tabakerhitzer zurück. Der Anstieg in diesem Segment sei aber nicht dramatisch, betont Králíková.
Keinen Effekt zeigt das Nichtrauchergesetz von 2017 bisher bei der Häufigkeit von Lungenkrebserkrankungen. Dazu sagt Martina Koziar Vašáková, Vorsitzende der tschechischen Pneumologischen Gesellschaft:
„Die Zahl der neu endeckten Lungenkrebsfälle ist gleichbleibend und liegt hierzulande bei etwas mehr als 6000 pro Jahr. Auf ähnlich hohem Niveau bewegt sich die Zahl der Menschen, die jährlich an einem solchen Tumor sterben. In den vergangenen Jahren sind dies zwar weniger Männer, dafür aber mehr Frauen.“
Lungenkrebs trete aber oftmals erst um das 50. Lebensjahr auf, fügt die Expertin an. Daher dürften sich die positiven Folgen des Nichtrauchergesetzes in Tschechien erst in einigen Jahren zeigen.
Der 31. Mai wurde 1987 von der Weltgesundheitsorganisation WHO zum Weltnichtrauchertag ernannt. Außer auf die Gesundheitsrisiken macht er auch auf die ökologischen Folgen des Rauchens aufmerksam. Ein achtlos weggeworfener Zigarettenstummel etwa braucht 15 Jahre, bis er sich in der freien Natur vollständig zersetzt hat.
