Den Reichen geben, den Armen nehmen? „Kleine“ Rentenreform erhitzt die Gemüter
„Die meisten über 50-Jährigen müssen mit einer niedrigeren Rente rechnen.“ Mit dieser Schlagzeile schockierte die Tageszeitung Lidové noviny am Samstag eine ganze Generation. Grund sei ein Gesetzesentwurf, den Arbeits- und Sozialminister Jaromír Drábek (TOP 09) in den kommenden Tagen der Regierung vorlegen will. Demnach würden ab Herbst nächsten Jahres die Renten von Beziehern niedrigerer Einkommen sinken. Großverdiener hingegen dürften sich über höhere Renten freuen.
Diese Schlagzeilen aber sorgen bei den möglicherweise Betroffenen für Empörung. Das sei ungerecht. Die Reichen bekämen noch mehr. Und die, die sowieso schon weniger Geld haben, müssten das bezahlen, heißt es.
„Die Ungerechtesten in ganz Europa“, so nennt hingegen eine OECD-Studie die jetzigen Renten hierzulande. Das Rentensystem in Tschechien sei „gleichmacherisch“ heißt es da. Personen mit höherem Einkommen würden in Tschechien diskriminiert. Ihre Renten seien im Vergleich mit denen von Beziehern niedrigerer Einkommen unverhältnismäßig geringer. Das stellte im April auch das tschechische Verfassungsgericht fest.„Sicher ist gegenwärtig nur, dass wir auf das Urteil des Verfassungsgerichts reagieren müssen. Ob mir das gefällt oder nicht, dieses Urteil gilt einfach“, so Drábek, der seine Pläne demnächst der Regierung vorlegen will. Die notwendige Gesetzesänderung werde selbstverständlich vorher in der Regierung und mit den Sozialpartnern diskutiert, betont der Sozialminister.