Der Abhängigkeit auf der Spur – die Künstler Štreit und Brabenec stellen in Počernice aus
Der Ort Horní Počernice liegt ganz am Rande der Hauptstadt Prag. Nicht am Rande der Stadt, sondern der Gesellschaft hat sich mit seiner Kamera auch immer der tschechische Fotograf Jindřich Štreit bewegt. Das Schloss Chvaly in Horní Počernice beherbergt seit Dienstag eine Fotoausstellung: Štreit hat mit dem Objektiv den Weg der Drogenabhängigkeit verfolgt. Kontrastreicher Teil der Ausstellung sind Objekte des Künstlers Jaromír Brabenec.
Jindřich Štreit begann seine Fotoserie Ende der 90er Jahre in Bruntál / Freudenthal. Der dortige Drogenbeauftragte hatte ihn auf die Idee gebracht, in einer Resozialisierungseinrichtung für Drogenabhängige zu fotografieren:
„Danach ist mir klar geworden, dass es nicht genügt, nur die letzte Phase fotografisch festzuhalten. Es war wichtig, den ganzen Weg der Drogenabhängigkeit begleitend zu gehen. Deshalb habe ich drei Jahre lang dieses Thema fotografiert.“Zwischen 1997 und 2000 hat Jindřich Štreit erschütternde, aber auch hoffnungsfrohe Momente festgehalten. Die großen Schwarzweiß-Aufnahmen markieren den Weg von der Drogen-Faszination über Abhängigkeit und Tod bis hin zur möglichen Heilung. Štreits Objektiv fängt hautnah ein, was dem Normalbürger verborgen bleibt. Dennoch:
„Keine einzige dieser Fotografien ist entstanden, ohne dass diese Menschen wussten, dass sie fotografiert und die Bilder ausgestellt werden. Das war eine Vereinbarung zwischen ihnen und mir.“Vertrauen und die Hilfe von Menschen, die Zugang zur Szene hatten, waren die Voraussetzung für die intimen Aufnahmen. Dass der Bilderzyklus bei der Resozialisierung der Abhängigen endet, ist von Štreit gewollt:
„Wer sich heilen will von der Drogenabhängigkeit, der hat eine Chance sich auf diesen Weg der Heilung zu begeben und in die Gesellschaft zurückzukehren.“
Tschechien nimmt, was den Drogenkonsum Jugendlicher betrifft, einen Spitzenplatz in Europa ein. Die Ausstellung soll auch helfen, den Teufelskreis zu durchbrechen. Das Drückende durchbrechen, aufhellen sollen auch zehn Objekte des bildenden Künstlers Jaromír Brabenec. Frei im Ausstellungsraum hängen großformatige Paare rechteckiger, miteinander verbundener Bleche. Ihre Form- und Farbkombinationen basieren auf Mathematik und Logik. Ein Sinn gebender Widerspruch zum tödlichen Chaos der Drogenszene, findet Brabenec:„Gerade das Zusammenwirken mit den finsteren Schwarzweiß-Fotos ist interessant, denn meine Objekte sind absolut frei von dieser Finsternis. Sie bestehen aus Form und Farbe, hängen frei im Raum und lassen sich vom Luftzug leicht bewegen. Sie sind für die Foto-Ausstellung eine Art Abfederung. Das spüren die Besucher, und ich bin froh, dass es ihnen gefällt.“
Die Ausstellung der Künstler Štreit und Brabenec ist noch bis zum 28. April in Horní Počernice zu sehen.