Der Dalai Lama in Prag – Deklaration zur Unterstützung aller Dissidenten der Welt
Das geistige Oberhaupt Tibets, der Dalai Lama, hat in den vergangenen Tagen einen Besuch in Tschechien abgestattet. Nach Prag kam er auf Einladung von Ex-Präsident Václav Havel und der Stiftung Forum 2000. Auf dem Programm stand eine Debatte am runden Tisch über Demokratie und Menschenrechte in Asien, ein Vortrag des tibetischen Geistigen, aber auch ein privates Treffen mit Václav Havel.
Der tschechische Ex-Präsident Václav Havel, der tibetische Dalai Lama und der ehemalige französische Außenminister Bernard Kouchner haben in Prag eine Deklaration unterzeichnet, in der die internationale Völkergemeinschaft dazu aufgerufen wird, allen Dissidenten dieser Welt ihre Unterstützung zu gewähren. In der Deklaration wird angeführt, dass die Welt sich in der letzten Zeit sehr stark auf die Wirtschaft in Asien konzentriere, leider aber nicht auf den Umgang mit den Menschenrechten in Ländern wie China, Nordkorea, Iran und Syrien. Die Autoren des Aufrufs erklärten, die Durchsetzung der Menschenrechte stagniere beziehungsweise verschlechtere sich sogar. Ein offenes, freies China wäre dagegen für Asien und die gesamte Welt von außerordentlicher Wichtigkeit, sagte der Dalai Lama in Prag.
An die Adresse Chinas bemerkte er, dass dieses Land dem ganzen Planeten viel Nutzen bringen könne. Es fehle aber der internationale Respekt gegenüber China, weil man Angst vor dem kommunistischen System habe: „China braucht den Respekt seitens der Welt. Der Respekt hängt eng vom Vertrauen ab, das im totalitären System fehlt.“Die chinesische Botschaft in Prag hat den Besuch misstrauisch beobachtet. Die Reisen des Dalai Lamas rufen zumeist offizielle Proteste seitens Chinas hervor, deswegen stehen häufig keine Treffen mit Spitzenpolitikern auf dem Programm. In Prag kam er nur zu einem kurzen privaten Gespräch mit Außenminister Karel Schwarzenberg zusammen. Das Thema der Abspaltung Tibets wurde in Prag nicht angesprochen.
Einer der Höhepunkte des Besuchs des geistigen Führers Tibets war eine Diskussionsrunde in der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität zum Thema Menschenrechte in Asien. Teilgenommen haben daran der französische Ex-Außenminister Bernard Kouchner, die iranische Anwältin und Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi sowie Stéphane Hessel, einer der Co-Autoren der allgemeinen Menschenrechtserklärung von 1948.